USA 

Washington, Oregon, Kalifornien

(09. August - 28. September 2018)

USA - Oregon (15. August 2018)

 

Born in the USA

 

Wir befanden uns irgendwo im Bundesstaat Oregon, als wir nach einem langen Radtag einen netten Campingplatz in der Nähe des Highways für die Nacht fanden. Wir hatten unser Zelt in einer ruhigen Ecke aufgestellt und saßen gerade beim Abendessen, als zwei Motorbiker mit ihren Harleys auf den Platz gefahren kamen. Sie donnerten mit solch einem Geknatter an unserem Tisch vorbei, dass unser Topf fast vom Kocher flog. 

Die zwei harten Jungs mittleren Alters grüßten und nickten uns zu. Danach drehten sie noch eine weitere Runde, bevor sie ihre heißen Öfen schließlich direkt neben uns zum stehen brachten. Zugegebenermaßen waren ihre schwarz lackierten Maschinen, mit den verchromten Motoren und den mit Nieten verzierten Ledertaschen, eine wahre Augenweide. Jedes noch so kleine Schräubchen war auf Hochglanz poliert.

Wir zwei Radmiezen saßen also am Tisch und studierten das Geschehen von nebenan. 

Die beiden durch und durch amerikanischen Kerle waren ein paar ordentliche Schränke. Sie erinnerten uns an die Kultserie „Orange County Choppers“ und schienen dem Fernsehsender DMAX geradezu entsprungen zu sein.

Als die Männer ihr Zelt dann aufgestellt hatten, warf sich einer der beiden gleich mal auf die Matratze und schnarchte was das Zeug hielt. Der andere hingegen stieg nochmal auf seine Maschine und donnerte ein weiteres Mal an unserem Tisch vorbei, um an der nächsten Tankstelle Bier, Feuerholz und ein paar saftige Steaks zu holen. Als er dann zurück war, machte er ein zünftiges Feuer. Selbstverständlich musste dies ausgesprochen cool und männlich mit einem halben Kanister Benzin entfacht werden, sodass es beim Anzünden ordentlich krachte und der Himmel hell erstrahlte. Irgendwann kam auch der Schnarcher wieder aus seiner Höhle, denn nun war es an der Zeit mit dem Frauchen zu hause zu telefonieren. Der gesamte Campingplatz sollte dabei natürlich mithören.

In der darauffolgenden Nacht gaben die beiden Kerle mächtig Gas. Immer wieder wurden wir trotz Ohrenstöpsel von ihrem lauten Geschnarche aus dem Schlaf gerissen. Als wir dann am nächsten Morgen unsere Nasen aus dem Zelt steckten, knisterte und loderte nebenan schon wieder ein Feuer. 

Draußen war es kühl, nebelig und wirklich nicht sehr warm, doch das hielt die stämmigen „Harley Davidson-Schnarcher“ nicht davon ab, sich mit freien Oberkörper an das Feuer zu setzen, um schon zum Frühstück eine dicke Wurst am Spieß zu grillen. Während wir zwei Radmiezen artig wie zwei Hausfrauen am Tisch saßen und unser Müsli mit Obst aßen, entdeckten die beiden Männer unsere Alaska Auto-Kennzeichen an den Radtaschen. Zusehends wurden sie nun unruhig. Irgendwann kamen sie neugierig zu uns herübergelaufen und fragten: „You came all the way down from Alaska ???“ (Seid ihr wirklich den ganzen Weg von Alaska runtergekommen ????) Grinsend antworteten wir: „Yes, shore...!!!“ (Ja, sicher...!!!) Skeptisch musterten sie daraufhin unsere Räder und fragten ob diese vielleicht einen Motor hätten. Lachend gaben wir den Männern zu verstehen, dass unsere Motoren in den Beinen steckten. Jetzt wurden sie blass und zollten uns ihren größten Respekt. Nachdem das Eis nun gebrochen war, plauderten wir noch eine ganze Weile und bekamen von Ihnen einige gute Tipps. Als die beiden DMAX-Männer dann irgendwann aufbrachen, bestiegen sie mit finsteren Blick und dunklen Sonnenbrillen wieder ihre Maschinen. Cool und lässig verließen sie mit viel Getöse den Platz, ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen. Als die beiden dann schließlich weg waren amüsierten wir Radmiezen uns prächtig, denn eines wussten wir ganz genau: Für den Rest des Tages würden die zwei stahlharten Kerle beschämt in ihre Kissen heulen. Und wie der Zufall es so wollte, knattern die beiden Männer zwei Tage später mit ihren Maschinen nochmal winkend an uns vorbei...

USA - Oregon (18. August 2018)

 

Die Fastfood-Nation 

 

In Eureka (Oregon) kämpften wir uns durch die endlosen Regale des Supermarktes Walmart. Die Einkaufskette machte  ihrem Namen wirklich alle Ehre, denn zwischen all den dicken und shoppenden Walen, fühlten wir uns wie kleine Sardinen im offenen Meer. Vergeblich suchten wir in dem Lebensmittel-Labyrinth die Abteilung für Obst und Gemüse. Als wir dann schließlich einen Verkäufer danach fragten, bestätigte er uns, dass es so etwas gesundes in dem riesigen Supermarkt nicht gab. Daraufhin fragte er uns in welche Richtung wir unterwegs wären. Und während wir noch überlegten warum er das überhaupt fragte, sagten wir ihm, dass wir nach Süden wollten. Doch nun gab er uns zu verstehen das es Obst und Gemüse, wenn überhaupt nur Richtung Norden zu kaufen gäbe. Wir hielten das für einen schlechten Scherz und konnten kaum glauben was der Verkäufer uns da sagte. Doch als wir dann schließlich weiterradelten, begegnete uns den ganzen Tag über kein einziges Geschäft, in dem es die gesunden Kostbarkeiten der Natur zu kaufen gab.

USA - Kalifornien (22. August 2018)

 

Die Redwoods

 

Gut gelaunt starteten wir mit unseren Rädern in den Tag hinein und machten Freudensprünge, als wir nach rund 15 Kilometern die Grenze zum Bundesstaat Kalifornien erreichten. Wir alberten mal wieder rum und ließen uns vor dem großen Schild mit der Aufschrift „Welcome to California“ fotografieren. Wir waren unglaublich stolz, denn wir hatten es tatsächlich bis hierher geschafft. 

Seit Tagen freuten wir uns schon auf ein besonderes Highlight, den Redwood Nationalpark. Der Redwood-Nationalpark liegt an der kalifornischen Pazifikküste nahe der Grenze zu Oregon. In dem Schutzgebiet wachsen rund 50 Prozent des natürlichen Bestands an Küstenmammutbäumen (Redwoods). Die Redwoods zählen zu den höchsten Bäumen der Erde und sind bis zu 2000 Jahre alt. Sie können über 110 m hoch werden und einen Stammdurchmesser von über 7 m erreichen. Das höchste lebende Exemplar mit einer Stammlänge von 115,60 m ist der „Hyperion“ im Redwood-Nationalpark. Er ist der höchste Baum der Welt.

Als wir den Nationalpark am Nachmittag des gleichen Tages erreichten, fühlten wir uns im Schatten dieser riesigen Baumgiganten winzig klein. Ehrfürchtig stockte uns der Atem beim Anblick der uralten Bäume. Vor lauter Staunen und Bewunderung konnten wir uns kaum noch auf die Straße konzentrieren. Wir verrenkten uns den Hals, während wir fasziniert in die Baumkronen gafften. Uns wurde dabei regelrecht schwindelig. 

Inmitten der Redwoods bekam alles eine neue Dimension. Selbst Elli die mit ihrem monströsen und schwer beladenen Rad vor mir herfuhr, sah plötzlich aus wie ein Zwerg. Als wir dann wenig später unter dem Dach der Redwoods unser Zelt aufstellten, wirkte auch dieses verloren und klein. 

 

Am Nachmittag machten wir noch eine Wanderung durch den märchenhaften Urwald. Dabei ließen wir es uns nicht nehmen, einen dieser wohlduftenden Riesen in die Arme zu schließen und zu knuddeln.

USA - Kalifornien (08. September 2018)

 

Michelle

 

Auf dem Zeltplatz in Plaskett (Kalifornien) lernten wir die US-Amerikanerin Michelle kennen. Typisch amerikanisch plapperte sie wie ein Wasserfall. Michelle erzählte viel, sagte aber eigentlich nichts. Doch dann kam sie mit einem wahren Gassenhauer um die Ecke und sagte: „Sie versteht überhaupt nicht warum Präsident Trump eine Mauer zu Mexiko bauen will, denn so etwas gab es ja schließlich schon in Deutschland und China. Sollte er doch Mexiko einfach kaufen! Das haben die USA schließlich schon mit Alaska, Hawaii und Puerto Rico getan und die Menschen in Mexiko würden sich bestimmt darüber freuen.“ 

Ohne Kommentar..!!!

USA - Kalifornien (20. Oktober 2018)

 

Hallo Wüste, wir kommen!

 

Wir befanden uns in der Stadt Hesperia (Kalifornien), als unser Wecker schon um 4.30 Uhr am Morgen im Zelt klingelte. Draußen war es noch kühl und dunkel. Unser Ziel an diesem Tag war der Joshua Tree Nationalpark. Bis dorthin waren rund 120 Kilometer, entlang der brennend heißen Mojave-Wüste zu Radeln. Wir wollten deshalb so früh wie möglich aufbrechen, um schon einige Kilometer gemacht zu haben, bevor die Hitze unerträglich wurde.

Still und wortlos packten wir am Morgen auf dem Campingplatz in Hesperia im dunkeln unsere Sachen zusammen. Nebenbei tranken wir Kaffee. Als wir dann gegen 6.00 Uhr aufbrachen, ging am Horizont schon langsam die Sonne auf. 

Wir hatten die Stadt Hesperia jedoch noch nicht mal verlassen, als wir feststellten, dass eines der Räder einen Platten hatte. Daraufhin kramten wir unser Flickzeug aus der Tasche und wechselten den Schlauch. Schweißtreibend pumpten wir noch Luft hinein, bevor wir das ganze Gepäck wieder aufluden und die Fahrt weitergehen konnte. Nach etwa zwanzig Minuten war der Reifen jedoch wieder platt. Erneut kramten wir unser Flickzeug aus der Tasche und behoben Platten Nummer zwei. Skeptisch machten wir uns ein weiteres Mal auf den Weg, doch diesmal war die Reparatur gelungen. Allerdings hatten wir nun an wertvolle Zeit verloren, denn inzwischen war es schon ziemlich heiß.

Für die Fahrt durch die Wüste hatten wir jeder 5 Liter Wasser dabei. Trotz allem bewaffneten wir uns noch mit einer großen Cola. Während wir die Straße entlangradelten wurde die Landschaft um uns herum immer trockener und die Luft immer heißer. 

Auf dem Highway fuhr es sich jedoch besser als gedacht. Hier und da sausten zwar große Trucks und Pick Up‘s an uns vorbei, doch auf dem Seitenstreifen fühlten wir uns halbwegs sicher. Die ersten 60 Kilometer rollten sich mal eben so weg, doch dann kam plötzlich starker Gegenwind auf. Zeitweise hatten wir nun das Gefühl, mit unseren Rädern auf der Stelle zu stehen. Noch dazu ging es stetig seicht bergauf.

Es war schon so um die Mittagszeit, als die Temperaturen auf über 40 Grad im Schatten anstiegen. Wir wissen nicht wie heiß es in der prallen Sonne wirklich war, doch der Planet brannte unerbittlich, während der Highway vor uns flimmerte. Das Licht war so gleißend grell, dass wir trotz Sonnenbrillen die Augen zusammenkniffen. 

Wir tranken immerzu Wasser, doch unsere Lippen und Kehlen waren permanent ausgetrocknet. An Unterhaltung war deshalb nicht mehr zu denken. Zwischenzeitlich machte unser Kreislauf in der Wüste schon schlapp, doch wir mussten weiter. Irgendwann machten wir dann eine längere Pause am Straßenrand. Ausgepowert kauerten wir in der gnadenlosen Sonne neben unseren Rädern, denn nirgendwo gab es Schatten. Um uns herum bizarre runde Felsen und endlose Weite. Die Luft war sanderfüllt und wie in einem im Film, wehte selbst im Nirgendwo noch eine zerfetzte, ausgeblichene, amerikanische Flagge im Wind.

 

Nach rund 100 Kilometern Fahrt durch die Einöde, erreichten wir die erste Tankstelle. Doch bis zum Campground im Joshua Tree Nationalpark waren noch weitere endlose und bergige 20 Kilometer zu fahren. Nach 12 langen Stunden im Sattel erreichten wir am Abend schließlich völlig knülle und auf dem Zahnfleisch kriechend, den Joshua Tree Nationalpark. Doch zur Belohnung stand unser Zelt inmitten der wunderschönen Joshua-Bäume. Nur wenig später fielen wir nahezu ohnmächtig in unsere Schlafsäcke.

USA - Kalifornien (22.- 24. September 2018)

 

Reich und Schön in Palm Springs 

 

Als wir mit unseren Rädern noch durch den Yukon in Kanada rollten, da lernten wir auf dem Campingplatz beim Waschen unserer Wäsche, die sympathische Amerikanerin Linda und ihren Freund John kennen. Linda war von unserem Radabenteuer so angetan, dass sie uns kurzerhand ihre Telefonnummer mit den Worten: „Ruft mich an, wenn ihr in Palm Springs seid !“ in die Hand drückte. Und nun war es soweit, wir nahmen Linda beim Wort.

 

Als wir ungefähr wussten, wann wir Palm Springs in Kalifornien erreichen würden, griffen wir zum Telefon und riefen Sie an. Linda war freudig überrascht von uns zu hören, doch da sie mit John für einige Tage verreisen wollte, passte unser Besuch so garnicht in ihren Terminplan. Wie sie uns erzählte würde ihr Flug schon am frühen Sonntag Morgen gehen. Wir reagierten natürlich mit Verständnis und wünschten Ihr und John daraufhin eine schöne Reise. 

Doch am nächsten Tag erhielten wir von Linda unverhofft Nachricht. Trotz ihrer geplanten Reise sollten wir am Samstag unbedingt zu ihr kommen, der Rest würde sich dann schon irgendwie finden. Wir freuten uns riesig.

 

Palm Springs liegt inmitten der kalifornischen Sonora-Wüste. Schon seit den 1960er Jahren hat sie den Ruf, eine Erholungsstätte für die amerikanische High Society zu sein. Palm Springs ist jedoch auch ein beliebter Ort für Senioren, die scherzhaft „Snowbirds“ (Schneevögel) genannt werden, da sie die extrem heißen Sommer meist im Norden der USA verbringen.

 

Als wir das Haus von Linda am Samstagmittag erreichten war sie nicht zu Hause. Doch an der Tür hing ein Zettel mit der Aufschrift: „Text me !!!“(Schreibt mir!!!) Doch bevor wir das tun wollten, mussten wir uns erstmal ein wenig akklimatisieren. Wir setzten uns deshalb an den kleinen Bistro-Tisch, der vor dem hübschen Haus stand. Wir saßen noch nicht lange, da kam Linda mit ihrem Wagen schon um die Ecke gefahren. Perfektes Timing... Wir begrüßten uns herzlich und fielen uns liebevoll in die Arme. Anschließend führte uns Linda durch ihr schickes Haus, welches in einem kleinen Wohnrondell zwischen zwei Country Clubs lag und das in den 50er Jahren erbaut wurde. Die Nachbarschaft mit ihren überwiegend älteren, jedoch stets adrett gekleideten Bewohnern, erinnerte uns an die Fernsehserie „Desperate Housewives“. Eine unterhaltsame Gemeinschaft, in der jeder jeden kannte und in der es immer etwas zu lästern gab. Wir konnten kaum glauben das auch Linda schon 68 Jahre alt war, denn sie wirkte wesentlich jünger und sprühte vor Energie.

 

Noch bevor wir verschwitzten Radmiezen unter die dringend notwendige Dusche springen durften, verkündete uns Linda das wir trotzdem sie verreiste, in ihrem Haus bleiben konnten. Wir machten Freudensprünge und waren von dem grenzenlosen Vertrauen beeindruckt. 

Nachdem wir geduscht hatten zeigte uns Linda ihre Stadt. Mit dem Auto machten wir eine Sightseeingtour und fuhren anschließend gemeinsam zum Supermarkt. Als Linda dann sah wieviel Essen und Getränke wir für nur drei Tage einkauften, amüsierten sie sich fürstlich. Denn es hatte wohl den Anschein, als wollten wir gleich mehrere Wochen bleiben. Doch wir Radmiezen waren so ausgezehrt, dass wir in rauen Mengen Lebensmittel wie: Butter, Fisch, Obst, Salat und vieles mehr kauften. All die Dinge die wir in der extremen Hitze sonst nicht transportieren konnten. Zudem waren wir hungrig wie zwei Löwen und dann kauften wir sowieso immer viel zu viel ein.

 

Am Abend saßen wir mit Linda und John im hübschen Garten des Hauses. Zu unserer Freude gab es eine große Pizza, Salat und kühlen Weißwein. Linda und John erzählten von all den Country Clubs und den Millionären, die in Palm Springs ihre Anwesen hatten. Zu den berühmtesten Bewohnern gehörten beispielsweise: Bill Gates, Stephen Spielberg und Paul McCartney. Als wir dann meinten das wir garnicht wussten das in Palm Springs soviel Highsociety lebt, antwortete Linda: „Die Leben hier nicht, die haben hier nur ihre Häuser und in der Sommermonaten wäre es in Palm Springs eh viel zu heiß!“ Wie Linda dann weiter erzählte, würden viele Supermärkte und Geschäfte in der Stadt, während der Sommerzeit schließen. Doch wir wollten uns garnicht erst vorstellen, wie heiß es in der Sommerzeit in Palm Springs wirklich war, denn schon jetzt lief uns die Soße am Körper nur so herunter. Auch Linda und John entflohen jedes Jahr dem Sommer und verbrachten einige Monate im kühlen Norden der USA.

 

Als Linda sich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe mit den Worten: „ Bye Ladys, we‘re leaving“ verabschiedete, lagen wir Radmiezen noch im Koma. Obwohl wir weiterhin in Lindas Haus bleiben durften, war es doch irgendwie schade, dass wir mit ihr nicht mehr Zeit verbringen konnten.

Im Laufe des Morgens bekamen wir jedoch eine Nachricht von Linda in der sie uns mitteilte, dass ihre Tochter Kristin bei uns vorbeischauen würde, wenn sie ihre beiden Mädchen in die Schule gebracht hatte. 

Es dauerte nicht lange, dann stand die hübsche Kristin auch schon in der Tür. Lindas zierliche 37 jährige Tochter sah mit dem coolen Basecap und ihrem chilligen Outfit so lässig aus, dass man dachte sie wäre auf dem Weg zum Strand. 

Wir setzten uns mit Kristin in die Küche um ein wenig zu plaudern. Wie sie dann erzählte, war sie von Beruf eigentlich Englischlehrerin, doch nun arbeitete sie als Concierge bei „Reich und Schön“. Ihre Klienten hatten riesige Anwesen in den zahlreichen Country Clubs der Stadt. Da Kristin schon um 10.00 Uhr ihren nächsten Termin im „Big Horn“ Country Club hatte fragte sie uns, ob wir nicht spontan Lust hätten sie zu begleiteten, denn dann könnten wir uns ein Bild von ihrer Arbeit machen. 

Nichts lieber als das...Wieder mal waren wir begeistert und freuten uns riesig, denn schließlich wollten wir sehen, was in der Welt der Promis so abging. Wir sprangen daraufhin in den Wagen und machten uns mit Kristin auf den Weg. Doch bevor wir den „Big Horn“ Country Club ansteuerten, fuhren wir noch kurz zum Haus von ihr und ihrer Familie. Zu diesem Zeitpunkt allerdings waren nur die beiden Hunde daheim. Die Kinder waren in der Privatschule und ihr Ehemann Ethan, der in einer Werbeagentur arbeitete, stand im Job. 

Staunend sahen wir uns in dem luxuriösen Haus mit großen Pool und einem Porsche als Drittwagen in der Garage um. In dem Haus sah es allerdings aus wie bei Hempels unter’m Sofa, denn wie Kristin uns erklärte gab es am Tag zuvor, anlässlich des 5. Geburtstages ihrer Tochter Reagon eine große Party, bei der mehr als 70 Leute geladen waren. 

Das Kinderzimmer war überflutet mit Geschenken. Überall lagen Kartons und buntes Papier. Die Reste des Buffets standen noch in der riesigen offenen Küche. Während wir durch die Zimmer des Hauses streiften, telefonierte Kristin pausenlos mit Klienten, ihrem Ehemann und auch mit Linda. Irgendwann machten wir uns dann jedoch wieder auf den Weg und fuhren zu Kristins Termin in den Country Club.

 

Am Eingang des Country Clubs passierten wir ein großes schmiedeeisernes Tor an dem ein Portier stand. Entspannt meldete Kristin uns bei ihm an. Daraufhin durften wir ohne Probleme passieren. Mit dem Wagen fuhren wir nun die Berge hinauf. Es ging vorbei an verschiedenen Häusern und Anwesen, die laut Kristin immer größer und teurer wurden je höher man kam. Wir fuhren noch eine ganze Weile aufwärts, bis wir den leerstehenden Palast ihres Klienten erreicht hatten. Wie Kristin uns erzählte, hatte dieser im „Big Horn“ Country Club gleich zwei Anwesen. Beide sollte nun veräußert werden. 

Vor dem Haus trafen wir den Mann, mit dem Kristin einen Termin hatte. So wie es aussah kümmerte er sich um den Verkauf und den Transport des verbliebenen Inventars. Wir besichtigen zuerst das neuere und größere Haus ihres Klienten, welches nur schlappe 10 Millionen Dollar gekostet hatte. Allein die Malerarbeiten hätten schon 30.000,-Dollar verschlungen. Allerdings hatten dem Hausherren dann die Farben nicht gefallen und so ließ er es für weitere 30.000,-Dollar umstreichen. Wenig später gefielen ihm jedoch aus irgendeinem Grund beide Häuser nicht mehr und daher standen sie nun zum Verkauf. Wir waren sprachlos...

Als wir Kristin dann fragten womit ihr Klient denn so sein Geld verdient, wusste sie es selber nicht. Doch seine Frau machte scheinbar Millionen mit Kosmetikprodukten. 

Der leerstehende, luftige und riesige Palast hatte unzählige Zimmer. Das offene Wohnzimmer, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen konnte, glich einer Kongresshalle. Es gab eine riesige Bar und einen großen Pool von dem aus man einen weiten Blick über die endlose Wüste hatte. In dem Palazzo gab es auch mehrere Bäder, Ankleidezimmer und diverse Fernseher, die so groß wie Kinoleinwände waren. Wir konnten kaum fassen was wir da sahen. Das ganze Haus war ein architektonisches Meisterwerk. Doch nach unserem Empfinden herrschte dort trotz der krassen Hitze eine eiskalte Atmosphäre.

 

Irgendwann stiegen wir wieder in den Wagen und fuhren zum zweiten und älteren Anwesen ihres Klienten. Auch dieses Haus war riesig, hatte unzählige Zimmer und einen großen Pool. Doch wir fanden das Haus wesentlich gemütlicher als das erste. Und noch dazu war es möbliert. Wir fotografieren auch hier, denn so etwas sah man schließlich nicht alle Tage. 

 

Als Kristins Arbeit dann irgendwann getan war, fuhren wir mit ihr wieder wir zurück zum Haus von Linda. Später am Nachmittag schaute sie dann nochmal mit ihren beiden süßen Mädels (Reagon (5) und Emerson (7)) bei uns vorbei. Als die drei dann schließlich nach Hause fuhren kehrte endlich wieder Ruhe ein. Wir waren fix und knülle von den vielen Eindrücken des Tages. Doch vor allen Dingen waren wir froh, dass wir nicht reich waren. Was wäre das nur für eine grauenvolle Last...

USA - Kalifornien (28. September 2018)

 

Unsere Ausreise aus den USA

 

Seit Wochen war uns schon mulmig zu Mute, denn wegen unseres zu langen Aufenthaltes wussten nicht, was bei unserer Ausreise aus den USA, an der Grenze zu Mexiko geschehen würde. Ganze 25 Tage hatten wir unsere Aufenthaltsgenehmigung zu diesem Zeitpunkt schon überschritten. 

Von Beginn an hatten uns die Einreisebestimmungen der USA gestresst. Deshalb konnten wir die Reise durch das Land kaum genießen. Permanent hatten wir das Gefühl weiterhasten zu müssen, damit wir nicht schon vor der mexikanischen Grenze erwischt und ausgewiesen zu wurden. In Kalifornien änderten wir sogar unsere Reiseroute, denn ursprünglich wollten wir eigentlich über Los Angeles und San Diego nach Tijuana (Mexiko) fahren. Doch als wir bei einer Unterhaltung mit amerikanischen Pärchen ganz beiläufig erfuhren, dass es auf der Strecke einen Militärstützpunkt gab, an dem man seinen Pass vorzeigen musste, änderten wir spontan unsere Richtung und fuhren Landeinwärts durch die Wüste Richtung Mexicali (Mexiko).

 

Doch dann kam der Tag, an dem wir uns der Sache stellen mussten. Angespannt und nervös radelten zur Grenze und machten uns regelrecht verrückt. Doch als wir dort ankamen, gab es anders als vermutet, lediglich eine Kontrolle der Mexikaner. Von amerikanischen Grenzbeamten keine Spur. Wir konnten nicht fassen, dass es so einfach war die USA zu verlassen. Wochenlang hatten wir uns darüber den Kopf zerbrochen. 

Als wir dann schließlich mexikanischen Boden unter den Füßen hatten fiel uns plötzlich ein, dass wir noch eine Touristenkarte benötigten, mit der man sich 180 Tage im Land aufhalten konnte. Daraufhin fragten wir die netten Beamten wo man diese erhalten würde. Zuerst erklärten sie uns den Weg, doch dann eskortierten sie uns kurzerhand mit einem Auto zum Grenzbüro. Vor der Tür des Büros hießen uns zwei Straßenbauarbeiter dann erstmal Willkommen und ließen sie es sich nicht nehmen, ein Selfie mit uns in der Mitte zu schießen. Wir kicherten mal wieder rum...

Im Büro bekamen wir dann die Touristenkarte von einem freundlichen und korrupten Grenzer ausgestellt, der uns um 60,- US Dollar erleichterte. Doch nach dem ganzen Stress war das irgendwie egal. Bis Mexiko hatten wir es nun geschafft. Vor der Tür fielen wir Radmiezen uns überglücklich in die Arme.

 

Viva la Mexico...