Neuseeland (Südinsel) - Hanmer Springs (21.-22. November 2019)
Rock’n Roll mit Kiwis - Auf Mountainbike Tour
Mit Jim, Neroli und deren liebenswerter Freundin Susan, gingen wir auf Mountainbike-Tour durch die Ranges von Hanmer auf der Südinsel von Neuseeland.
Während die drei lustigen und energiegeladenen Kiwis, die alle drei schon Ende sechzig waren und geradezu vor Lebenslust strotzten, sich mit ihren E-Bikes für die Berge rüsteten, bekamen wir durchtrainierten Radmiezen zwei tolle Leichtgewichts-Mountainbikes (allerdings ohne Elektromotor) samt Helm von Ihnen geliehen.
Jim und Neroli buchten für uns fünf ein gemütliches Ferienhaus in den Bergen. Von dort aus machten wir bei schönstem Wetter mit angenehmen frühlingshaften Temperaturen, ein paar tolle Ausflüge mit den Mountainbikes.
Auf der ersten Tour heizten wir zusammen mit den drei Kiwis durch den Wald. Die Umgebung von Hanmer Springs erinnerte uns mit ihren hohen Tannen, saftig grünen Wiesen und Bergen an die Heimat. Wir fühlten uns plötzlich in den Schwarzwald oder nach Thüringen katapultiert.
Mit den Bikes bretterten und donnerten wir freudestrahlend über Stock und Stein. Wir hatten dabei so viel Spaß, dass wir glatt neue Pläne schmiedeten, um irgendwann einmal eine Tour auf der 4.962,9 km langen Great Divide Offroad-Mountainbike-Route, die zwischen Kanada, den USA und Mexiko verläuft zu machen. Doch diese verrückte Tour muss wohl noch einige Jahre auf uns warten... ;)
Als es dann auf den Rädern die Berge weiter straff hinauf ging, sahen wir Radmiezen trotz unserer super Fitness ziemlich blass aus, denn gegen die Kiwis, die mit ihren Hightech-Elektrobikes die Berge nur so hinaufdüsten, kamen wir einfach nicht an. Doch schon aus Sportsgeist würden wir uns natürlich niiiemals auf ein E-Bike setzen!!! Zumindest dachten wir das bis zu diesem Tag...
Wir schnauften, schwitzten und kurbelten uns weiter die steilen Berge hinauf, bis Elli schlussendlich die Flinte ins Korn warf und ihr Rad einfach schob. Wenig später bot Neroli ihr jedoch das eigene E-Bike an. Ellis Wille war wirklich eisern und stark, doch ihr Fleisch zu schwach...
Sie setzte sich daraufhin also auf das E-Bike, juchzte laut los und raste in Höchstgeschwindigkeit lachend davon, während wir anderen kichernd zurück blieben. Schon zu diesem Zeitpunkt ahnte ich schlimmes und meine Befürchtung trat wirklich ein: Von nun an wollte Elli nie wieder mit einem anderen Rad als einem E-Bike fahren... :)
Am nächsten Tag machten wir mit den drei Kiwis eine weitere Tour zu einem verborgenen Ort in den Bergen, an dem sich natürliche heiße Quellen befanden. Jim hatte die Hot Springs auf einer seiner Touren entdeckt. Sie waren sozusagen ein Insider, den selbst nur wenige Neuseeländer kannten. Wir waren also gespannt.
Schon um 8 Uhr in der Früh brachen wir zu der langen Tour mit den Mountain- und E-Bikes auf. Für das spätere Picknick am Fluss hatten wir leckere Sandwiches, Obst, Kuchen und Kekse im Gepäck.
Da bis zum eigentlichen Startpunkt der Strecke erstmal ein hoher Pass überwunden werden musste, nahmen Jim und Neroli bis dorthin das Auto und unsere unmotorisierten Räder, während Elli, Susan und ich vergnüglich und entspannt mit sage und schreibe 22 km/h den steilen Anstieg mit den Elektrobikes hinaufsausten. Auch ich hatte nun ein breites Grinsen im Gesicht und fragte mich warum wir uns eigentlich so mühevoll durch Patagonien geschindet hatten...???
Auf dem Pass angekommen tauschten wir mit Jim und Neroli dann allerdings wieder die Räder und strampelten nach dem motorisierten Verwöhnprogramm von nun an wieder gewohnt schwitzend durch das Gelände.
Die Landschaft um uns herum war wirklich schön. Wir radelten auf Sand und Steinwegen, die durch ein breites Tal mit hohen goldgelben Gras, dass von schroffen Bergen auf denen zum Teil noch etwas Schnee lag, umgeben war.
Am Ende des Tales mussten wir mit den Bikes nochmals einen Pass überqueren. Anschließend ging es durch eine hügelige Landschaft, in der wir immer wieder Flüsse und Bäche durchquerten. Wir alle durchwateten die zum Teil kniehohen Gewässer samt Schuhen und platschen dabei ohne zu zögern durch Modder, Pfützen und Dreck.
Die drei „alten“ Kiwi-Vögel waren mehr als hart im nehmen und führten uns Weltenbummler-Radmiezen mit ihrer Wahnsinns Fitness förmlich vor. Doch die Sache machte uns so richtig Spaß. Hier und da legte sich die sympathische Susan mit ihrem Rad mächtig auf den Appel, doch nach kurzem Gekicher und abklopfen des Schmutzes, ging die Fahrt auf der steinigen Piste weiter. Wir waren wirklich verblüfft wie sportlich Susan, Jim und Neroli mit ihren 67 und 68 Lenzen doch waren. Trotz E-Bikes zollten wir Ihnen unseren größten Respekt.
Durch die vielen Auf- und Abfahrten und Flussdurchquerungen waren wir alle irgendwann mächtig Knülle. Doch gegen Mittag erreichten wir dann schließlich das Tal mit dem Fluss, an dem sich die Hot Springs (heißen Quellen) befanden. Wir ließen die Räder im Gras liegen und kletterten die restlichen Meter zu Fuß zum Fluss hinab.
Schon von weitem konnte man den Schwefel riechen, denn in der Luft hing der Gestank fauler Eier. Auf beiden Seiten des glasklaren Flusses befanden sich kleine, unterschiedlich temperierte Pools, die zu einem entspannten Bad einluden. Doch bevor wir in die Bikinis und Badehosen schlüpften, um uns in dem angenehm warmen Wasser zu aalen, kramten wir unsere Sandwiches, Salate, Kuchen und Kekse aus den Taschen und Picknickten genüsslich und Zeitverloren im Gras. Anschließend lagen wir wie die Ölgötzen im schwefelhaltigen Wasser, plauderten und genossen die malerische Berglandschaft um uns herum. Am Nachmittag machten wir uns dann wieder auf den langen Rückweg mit den Bikes und fuhren später mit dem Auto zurück nach Christchurch.
Neuseeland (Christchurch) - (23. November - 01. Dezember 2019)
Im Haus der Kiwis
In den darauffolgenden Tagen warteten wir unter dem Dach von Jim und Neroli in Christchurch weiterhin vergeblich auf unsere Führerscheine aus Deutschland, die noch immer nicht eingetroffen waren. Anders als in Chile konnten wir ohne sie in Neuseeland leider kein Auto mieten, denn witzigerweise hatten wir der Autovermietung in Chile nur den Personalausweis präsentiert und bekamen daraufhin einen dicken Geländewagen zur Verfügung :)
Da Jim und Neroli jedoch nochmals für eine Woche verreisen wollten, sahen wir uns in Christchurch schon nach einem neuen Quartier um. Doch die Beiden hatten uns gegenüber so viel Vertrauen, dass sie uns spontan ihr luxuriöses Haus samt Katze und Garten überließen, bis sie von ihrer Reise zurück waren. Wir erkundeten in diesen Tagen also intensiv die Stadt und pflegten Haus und Hof, bis unsere Führerscheine endlich eintrafen und Jim und Neroli wieder zurück waren.
An dieser Stelle nochmal ein herzlichen Gruß an die liebenswertesten Kiwis Neuseelands.
Liebe Neroli & lieber Jim, wir trafen in der Welt nur wenige Menschen die ein so großes und gutmütiges Herz hatten wie ihr. Danke für die wundervolle Zeit. Wir werden euch nie vergessen!
Neuseeland - (01. - 23. Dezember 2019)
Unsere Tour über die Südinsel Neuseelands
Kälte, Regen und Sonnenschein - Alles Gute kommt von oben
In den ersten Tagen unserer Reise mit dem Auto über die Südinsel Neuseelands, mussten wir uns erstmal an die neue Art des Reisens und die enorme Geschwindigkeit, in der die Sehenswürdigkeiten und Landschaften nur so an uns vorbei flogen, gewöhnen. Während der Fahrt hörten nun wir kein Vogelgezwitscher mehr, trafen keine spannenden und interessanten Menschen, spürten nicht mehr den Wind auf unserer Haut und nahmen auch die Verwesungsgerüche der toten Tiere am Straßenrand nicht mehr wahr. Irgendwie fühlten wir uns im Auto regelrecht Ziellos, von der Außenwelt merkwürdig isoliert und von dem wahren, lebendigen Leben ausgeschlossen.
Nach der monatelangen Tour durch die endlose Weite des Outbacks in Australien, empfanden wir Neuseeland nun als ungewohnt eng und klein. Immer wieder trafen wir auf der Südinsel zufällig die gleichen Touristen. Und an den Sehenswürdigkeiten, auf den Campingplätzen, im Wald und selbst auf dem Klo, sprach man von nun an überwiegend deutsch. Wegen des vielen Regens und dem tagelangen schlechten Wetter das sich über der Südinsel, jedoch vor allem an der Westküste breit machte, zogen nicht nur wir sondern auch alle anderen lange und missgelaunte Gesichter. Gefühlt befanden wir uns schneller wieder in der Heimat als wir dachten.
Doch die Landschaft Neuseelands ist wirklich beeindruckend und atemberaubend schön. Vulkane, tiefe Fjorde, hohe schneebedeckte Berge, alte urwüchsige Wälder mit riesigen Farnen, glasklare Flüsse und Seen, Gletscher die fast bis auf Meereshöhe reichen und endlose wilde Strände an denen man völlig alleine ist. Auf den Wiesen blühen in der Frühlingszeit überall bunte Blumen und an Seen und Flüssen Margeriten und Lupinen. Unzählige Schafe, Kühe und Pferde grasen auf den saftigen Weiden und an den Küsten räkeln sich Seelöwen faul in der Sonne. (Wenn sie denn mal scheint!)
In Neuseeland fühlten wir uns oft wie in der Heimat oder irgendwo in Europa. Doch spätestens wenn am Abend, direkt vor der Campingplatz-Küche eine Truppe Pinguine umher stolzierte um die Mülltonnen zu inspizieren, dann wussten wir wieder das wir uns doch am anderen Ende der Welt befanden.
In den Bergen gab es trotz der hiesigen Frühlingszeit des Öfteren Schnee, während es in den Tälern regnete. Das graue und nasse Wetter schlug uns permanent aufs Gemüt. Doch kam die Sonne mal zum Vorschein, dann strahlten wir über beide Backen.