Mexiko 

Baja California & Festland

(28. September - 27.November 2018)

Mexiko - Baja California (29. September.-01.Oktober 2018)

 

Feuchtfröhliche Stürme in Mexiko

 

Teil:1

 

Es war unser zweiter Tag in Mexiko. Bereits im Morgengrauen hatten wir die Grenzstadt Mexicali verlassen und saßen seit 7.00 Uhr auf dem Rad. Wir fuhren entlang dem Highway MEX 5 und rollten auf dem breiten Seitenstreifen Richtung Süden. Unser Ziel war an diesem Tag das 112 Kilometerweit entfernte „La Ventana“. 

La Ventana war auf der Landkarte zwar verzeichnet, doch gab es dort lediglich ein Haus mit einem kleinen Restaurant. Aber mit ein bisschen Glück konnten wir dort unser Wasser auffüllen und übernachten. 

Da wir uns nun in einem Land mit einer neuen neuen Sprache und einer neuen Mentalität befanden, waren wir ein wenig nervös, denn in den letzten Wochen hatten uns die US Amerikaner regelrecht verrückt gemacht und pausenlos vor den blutrünstigen, menschenfressenden Mexikanern gewarnt. Doch je weiter wir die Stadt Mexicali hinter uns ließen, desto ruhiger, einsamer und schöner wurde die Gegend. Um uns herum gab es irgendwann nur noch schroffe Berge, Trockenheit und endlose Weite. Inzwischen war es heiß. Immer wieder hielten wir an um zu trinken, denn wir hatten pausenlos Durst. Das Wasser in unseren Flaschen war irgendwann so warm, dass man eigentlich nur noch einen Teebeutel hineinhängen brauchte.

Trotz der Hitze radelten sich die Kilometer im Laufe des Vormittags gut weg. Unterwegs sprang die Anzeige auf unseren Radcomputern auf unglaubliche 7000 geradelte Kilometer, die wir seit dem Start unserer Reise in Anchorage (Alaska) gefahren hatten. Normalerweise hätten wir in diesem Moment feierlich mit einem kühlen Blonden darauf angestoßen, doch wie es aussah musste dieses wohl noch eine Weile auf uns warten. 

Langsam aber sicher kam heftiger Gegenwind auf. Irgendwann wurde er so stark, dass wir zu tun hatten unsere Räder irgendwie festzuhalten und voranzubringen. Unzählige Windhosen fegten nun vor unseren Augen über die weite Wüste. In Trichtern zogen sie den Sand bis hoch hinauf in den Himmel und überquerten sogar den Highway. Die Luft war stickig, gelb und sanderfüllt. Die hohen Berge, die in der Ferne noch wenige Minuten zuvor klar und deutlich am Horizont zu erkennen waren, wurden nun vom Dunst verschluckt. Uns wurde plötzlich klar, dass ein heftiger Sandsturm auf uns zukam. Doch ehe wir uns versahen, waren wir auch schon mittendrin. Angestrengt kämpften wir mit aller Mühe gegen den starken Wind. Durch die vorbeifahrenden Trucks wurden wir noch zusätzlich Sandgestrahlt. Die Luft war unglaublich drückend und heiß. Wir trieften aus allen Poren und der Schweiß tropfte an unseren Körpern nur so herunter. Dies hatte zur Folge das der umherwehende Wüstensand einfach an uns kleben blieb. Wir sahen aus wie zwei Zuckerkuchen. Mit aller Macht kämpften wir weiter gegen den Sturm, denn nirgendwo fanden Unterschlupf. 

Irgendwann hielt auf der Straße vor uns plötzlich ein Auto. Der Fahrer stieg aus seinem Wagen und winkte uns von Weitem zu. Als wir denn Mann mit unseren Rädern schließlich erreichten, fragte er besorgt, ob wir Hilfe benötigten. Daraufhin begannen wir zu lachen, denn so verdreckt und vollgesandet wie wir aussahen, gaben wir wohl ein ziemlich bemitleidenswertes Bild ab. Selbst zwischen unseren Zähnen klebte der Sand.

Doch wir versicherten dem beunruhigten Mann, dass wir genügend Wasser dabei hatten und das wir es bis nach La Ventana schon irgendwie schaffen würden. 

Der nette ältere Kerl mit dem Vollbart stellte sich uns daraufhin als Wayne vor. Wie wir nun von ihm erfuhren war er Amerikaner und kam aus Kalifornien. Er erzählte das er in Mexiko, ganz in der Nähe der kleinen Stadt San Felipe, ein Haus am Meer hatte. Spontan lud er uns dorthin ein. Da die Stadt San Felipe sowieso auf unser Route lag, nahmen wir die Einladung gerne an. Mitten im Sturm gab uns der alte Wayne kurzerhand seine Adresse und sagte, dass wir in der Bar um die Ecke einfach nach ihm fragen sollten, denn dort würde ihn jeder kennen.

 

Noch bevor Wayne wieder zurück in seinen Wagen stieg, drückte er uns noch zwei eiskalte Bier in die Hand. Wir lachten und feierten mal wieder köstlich ab, denn nun konnten wir doch noch auf unsere geradelten 7000 Kilometer anstoßen. Als Wayne dann fort war und die Biere verdunstet, kurbelten wir mühsam weiter gegen den Sturm durch die Wüste.

Mexiko - Baja California (29. September - 01.Oktober 2018)

 

Feuchtfröhliche Stürme in Mexiko

 

Teil:2

 

Am darauffolgenden Tag hatte sich der Wind wieder beruhigt, doch der Himmel war noch immer grau und wolkenverhangen. Schon in den frühen Morgenstunden verließen wir La Ventana, um der Einladung von Wayne zu folgen und in Richtung San Felipe zu Radeln. Still fuhren wir müde unseren Trott, als es aus einem der Hinterräder plötzlich laut zischte. Schon wieder hatten wir einen Platten. Eine kurze Untersuchung des Reifens zeigte, dass ein großes Metallstück in ihm steckte. Doch für die Fachfrauen von Welt war dies natürlich kein Problem...!!! Nach einer guten Stunde und dem dritten Schlauchwechsel, weil der verfluchte Kleber bei der Hitze nicht hielt, ging die Fahrt dann endlich weiter. 

Die Luft war nach wie vor schwül und drückend. Skeptisch beäugten wir den Himmel, der sich inzwischen dramatisch verdunkelt hatte. Als es dann zu regnen begann, dampfte der Asphalt unter unseren Rädern. Es roch nach Teer, doch der Regen war eine willkommene Erfrischung.

Noch bevor wir Waynes Haus bei San Felipe gegen Mittag erreichten, trafen wir ihn und seinen Kumpel Jeff im Wagen auf der Straße. Wir begrüßten die beiden freudestrahlend. Auch Wayne war nun happy uns wohlbehalten wiederzusehen. Die Männer waren typische Amerikaner. Sie trugen Basecaps, Hawaii-Hemden, Cargo Shorts und eine gepflegte Plautze vor sich her. Gut gelaunt geleiteten uns die zwei lustigen Gesellen zu Waynes Haus. 

Wir schoben unsere Räder in die Garage und bekamen gleich mal ein kühles Blondes zur Erfrischung in die Hand gedrückt. Wir grinsten über beide Backen... Mit dem Willkommensgetränk in der Hand, führten uns die Männer dann durch das Haus. Wie Wayne erzählte, hatte er es erst vor gut einem Jahr, zusammen mit mit seiner Frau Barbara gekauft. Schon bald wollten die beiden hier einziehen. 

Inzwischen stürmte und regnete es draußen heftig. Von der großen überdachten Dachterrasse, blickten wir auf das unruhige, stürmische Meer. Der finstere Himmel sah spektakulär aus.

Als wir dann zurück im Haus waren, führten uns die Männer noch die üppige Hausbar vor. Wir sollten uns nach Herzenslust bedienen. In der Bar standen Whisky, Tequila, Rum, und Bier. Nun grinsten wir noch mehr...

Völlig beiläufig erwähnten Wayne und Jeff dann, dass ein Hurrikan mit dem Namen „Rosa“ im Anmarsch war. Schon in der Nacht sollte er Baja California und San Felipe erreichen. Geschockt von dieser nicht ganz uninteressanten Nachricht, sahen wir zwei ahnungslosen Radmiezen uns an, denn normalerweise hätten wir die Nacht ganz sicher im Zelt verbracht. Wayne schaltete den Fernseher ein. Das Satellitenbild im Wetterchannel zeigte, das San Felipe genau im Zentrum des Hurrikane der Kategorie 4 lag. Wir wurden blass...

Doch während die gesamte Nachbarschaft diverse Vorbereitungen trafen, um Häuser und Fenster zu sichern, nahmen Wayne und Jeff es gelassen und verabschiedeten sich erstmal in die nächste Bar. 

Als die beiden dann zurück waren, ging der Nachmittag feuchtfröhlich und sehr unterhaltsam weiter. Denn während es draußen wie aus Kübeln schüttete, tingelten wir mit den beiden Partylöwen bis in den Abend hinein durch diverse Bars.

Als wir dann am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen erwachten, goss es draußen noch immer in Strömen. Doch Wayne und Jeff hatten es sich schon mit einem Kaffee auf der überdachten Dachterrasse gemütlich gemacht. 

Sie saßen da wie zwei Zuschauer bei einem Footballspiel und sahen sich das dramatische Unwetter über dem Meer an.

 

Trotz des Sturmes fuhren wir mit den beiden Männern später todesmutig zum Frühstück in die Stadt. Etliche Straßen waren überschwemmt und unpassierbar. Alles stand unter Wasser. Amüsiert sahen wir zu, wie Kinder samt Klamotten freudestrahlend in die Fluten sprangen, während klitschnasse Hunde ins Wasser pinkelten.

Mexiko - Baja California (29. September -01.Oktober 2018)

 

Feuchtfröhliche Stürme in Mexiko

 

Teil: 3

 

Nachdem der Hurrikan Rosa vorüber war, fuhren Jeff und Wayne wieder zurück nach Kalifornien. 

Elli und ich verbrachten jedoch in Waynes schönen Haus noch weitere vierzehn Tage, denn aufgrund der zerstörten Straßen in Richtung Süden, waren wir gezwungen eine Pause einzulegen. Zugegebenermaßen kam uns die Auszeit nicht ganz ungelegen, denn auch unsere müden Beine hatten ein wenig Urlaub nötig. 

Als wir dann mit den Rädern schließlich wieder aufbrachen, wurde uns das dramatische Ausmaß des Hurrikane schlagartig bewusst. Wir erahnten welches verdammte Glück wir davongetragen hatten. 

 

Noch immer lag die Versorgung vielerorts brach. Ganze Straßen, große Brücken und Häuser waren von Sturzfluten einfach weggespült worden. Zurück blieb nur noch Schutt und Geröll. Als wir das Ausmaß erkannten, waren wir zutiefst erschüttert. Uns plagte das schlechtes Gewissen, denn wir wollten uns garnicht erst vorstellen wie viele Schicksalsschläge sich ereignet hatten, während wir uns mit Jeff und Wayne unverhofft gut amüsierten...

Mexiko - Festland (01.- 03.November 2018)

 

Mazatlan

 

Wehmütig verabschiedeten wir uns von der wunderschönen Halbinsel Baja California. Wieder ließen wir ein fantastischen Abschnitt der Reise hinter uns. 

Von La Paz aus nahmen wir die Nachtfähre inklusive Kabine und schipperten in rund 15 Stunden hinüber zum Festland. In den frühen Morgenstunden erreichten wir dann Mazatlan. Schon vom Deck der Fähre bot sich ein toller Blick über die Stadt. Bunte Häuser säumten die Hügel und koloniale Kirchen ragten empor. Wir verbrachten in Mazatlan zwei entspannte Tage und ließen uns durch farbenprächtige Gassen und lebendige Märkte treiben. 

 

Wir hatten das Glück am Feiertag „Dia de Muertos“ (Tag der Toten), einem der wichtigsten mexikanischen Feiertage an dem traditionell der Verstorbenen gedacht wird, in der Stadt zu sein. Der Tag der Toten ist in Mexiko allerdings keine Trauerveranstaltung, sondern gleicht eher einem bunten Fest. Nach dem Glauben der Mexikaner kehren die Seelen der Verstorbenen an diesem Tag zu den Familien zurück, um sie zu besuchen. Die Straßen von Mazatlan waren deshalb mit Blumen geschmückt und die Menschen verkleideten sich ähnlich wie zu Halloween, mit gruseligen Kostümen. In den Konditoreien wurden Totenschädel aus Zucker, Schokolade und Marzipan verkauft und überall sah man Abbildungen der Calavera Catrina (symbolische Figur für den Tod).

Mexiko - Festland (04.- 07. November 2018)

 

Von Mazatlan nach Durango

 

Von Mazatlan wollten wir nun weiter Richtung México-City radeln. Dafür gab es verschiedene Möglichkeiten. Da das Auswärtige Amt jedoch eindringlich vor der Strecke entlang der Pazifikküste in Richtung Acapulco warnte, sahen wir uns gezwungen, den beschwerlicheren jedoch landschaftlich schöneren Weg über die Berge der Sierra Madre bis nach Durango zu nehmen. Doch auch hier mussten wir uns zwischen zwei Routen entscheiden. Wir hatten die Wahl zwischen der neu erbauten Schnellstraße „Supercarretera 40D“ oder der alten Passstraße MEX 40, die auch als „El Espinazo del Diablo“ (Das Rückgrat des Teufels) bekannt war. Den kuriosen Namen erhielt die Straße durch die vielen Unfälle, die sich hier vor dem Bau der neuen „Supercarretera“ ereigneten. Noch immer mahnen hunderte Kreuze am Straßenrand noch zur Vorsicht.

Als wir gelesen hatten das es auf der neuen Schnellstraße einen breiten Seitenstreifen gibt und der Verkehr sich durch die Mautgebühr von umgerechnet etwa 25,- Euro in Grenzen hielt, fiel uns die Entscheidung nicht mehr schwer. 

Die neue „Supercarretera“ führte zudem durch 63 Höhentunnel, die zusammen eine Länge von über 16 Kilometern ergaben und über 115 Brücken die die zu erklimmenden Höhenmeter moderat hielten. 

 

Es gab jedoch noch einen Haken: Das Radfahren auf der Schnellstraße war offiziell verboten, doch angeblich wurde es toleriert. Wir wurden neugierig und wollten wissen ob das stimmt...

Mexiko - Festland (04. November 2018)

 

Der Ritt nach Durango 

 

Tag:1

 

Am Morgen des 4. November brachen wir nun also von Mazatlan nach Durango auf. 

Trotzdem dieser Tag ein Sonntag war, herrschte auf den Straßen dichter und zum Teil gefährlicher Verkehr. Nach rund 25 Kilometern erreichten wir jedoch die Schnellstraße mit dem Namen Supercarretera 40D. Schon gleich zu Beginn wies ein großes Schild auf das Fahrverbot für Radfahrer hin. Wir ignorierten es und fuhren mit einigen Bedenken weiter. Doch all unsere Bedenken waren schon bald in den Wind geschlagen, denn selbst die vorbeifahrende Polizei grüßte uns freundlich. Auch an den Maut-Kontrollstationen durften wir problemlos und ohne Gebühr passieren. Wir mussten lediglich mit unseren Rädern an den Maut-häuschen vorbeischieben, damit die Lichtschranke nicht auslöste und am Ende des Tages die Kasse stimmte. Wieder einmal waren wir begeistert von der unkomplizierten Handhabung und den überaus freundlichen und hilfsbereiten Mexikanern.

Nach den ersten Kilometern auf der Supercarretera ging es jedoch allmählich zur Sache. Pausenlos kurbelten wir von nun an bergauf. Nur langsam kamen wir in der drückenden Hitze voran. Immer wieder legten wir keuchend kurze Pausen ein und tranken literweise Wasser.

Wie versprochen gab es auf der Autobahn einen breiten Seitenstreifen. Auf dem perfekten Asphalt rollte es sich super. Wir durchquerten die ersten der insgesamt 63 Tunnel und fuhren über einige Brücken. 

Da es in Mexiko schon gegen 17.30 Uhr dunkel wurde, hielten wir rechtzeitig nach einem geeigneten Zeltplatz für die Nacht Ausschau. Entlang der steilen Berghänge war dies jedoch kein leichtes Unterfangen, zumal die Strecke rechts und links der Straße meist mit Stacheldraht eingezäunt war.

Doch kurz vor Sonnenuntergang entdeckten wir ein Schlupfloch in einem der Zäune und fanden oberhalb der Straße über einem Tunnel einen sicheren Platz. Aus Sicherheitsgründen wollten wir unentdeckt bleiben und machten deshalb kein Licht mehr im Zelt. Schon früh lagen wir deshalb in den Schlafsackfedern. Doch in der Nacht schliefen wir unruhig, denn immer wieder wurden wir von lauten Trucks, die sich mühevoll die Berge hinaufschraubten, aus dem Schlaf gerissen.

Mexiko - Festland (05. November 2018)

 

Der Ritt nach Durango  

 

Tag:2

 

Am nächsten Tag saßen wir gegen 9.00 Uhr wieder auf unseren Rädern. Schon um diese frühe Uhrzeit brannte die Sonne gnadenlos vom Himmel. Es war heiß. Hier und da durchquerten wir dankbar einige der langen, kühlen und schattenspendenden Tunnel, während die Straße stetig bergauf führte. Der permanente Anstieg zerrte jedoch schon nach wenigen Kilometern an Körpern und Psyche. Mit gerade mal sechs Stundenkilometern kamen wir voran. 

Als wir dann nach gut zweieinhalb Stunden und gerade mal 13 deprimierenden Kilometern einen Straßenimbiss erreichten, konnten wir der Versuchung nicht widerstehen und bestellten eine Handvoll Gorditas (gefüllte aufgeschnittene Maistortillas). Ausgepowert saßen wir müde im Schatten, tranken kühle Limonaden und verdrückten die leckeren gefüllten Tortillas.

Gut gestärkt rafften wir uns irgendwann wieder auf und radelten weiter. Unverhofft folgte nun eine lange Abfahrt. Während wir die Carretera auf unseren Rädern hinunterrasten, kreischten und jubelten wir uns lautstark durch mehrere Tunnel. Zwischendurch bot sich immer wieder einen fantastischer Blick über die wunderschöne Berglandschaft. 

Doch nach zehn Kilometern Abfahrt und wehenden Haaren im Wind, war der Spaß dann allerdings schon wieder vorbei, denn die nächsten Anstiege ließen nicht lange auf sich warten.

Der Rest des Tages wurde zur Tortur. Schon nach schlappen 30 Kilometern waren wir fix und fertig. Die Luft wurde immer dünner. Wir hatten zu tun voranzukommen.

Zwischendurch fuhren wir über die 1142 Meter lange Baluarte-Brücke. Dieses architektonische Meisterwerk führt über die 400 Meter tiefe Schlucht des Rio Baluarte. 2012 wurde sie offiziell als höchste Schrägseilbrücke der Welt in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit machten wir uns nach enttäuschenden 45 Kilometern wieder auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Wir schoben mit unseren Rädern tief in einen Wald hinein und entdeckten an einem Berghang ein geschütztes verstecktes Plätzchen an einem kleinen Bach. 

Da wir uns inzwischen auf einer Höhe von 2200 Meter befanden, wurde es zunehmend kälter. Frierend stellten wir unser Zelt auf und wuschen uns in dem eiskalten Wasser. Danach schlüpften wir knülle in unsere warmen Schlafsäcke hinein. Doch durch die Höhe und die körperlichen Anstrengungen des Tages konnten wir nicht einschlafen und lagen deshalb noch lange wach.

Mexiko - Festland (05. November 2018)

 

Der Ritt nach Durango

 

Tag:3

 

Die Sonne war noch hinter den Bergen als wir morgens aus unserem Zelt schlüpften. Es war ungewohnt kalt. Wir kramten daraufhin unsere Daunenjacken aus den Radtaschen und kochten uns einen heißen Kaffee. Bibbernd warteten wir ungeduldig auf die ersten warmen Sonnenstrahlen. Alles war klamm und feucht. Während des Frühstücks versuchten wir deshalb unser Zelt und all die anderen nassen Sachen zu trocknen. Danach packten wir zusammen und machten uns wieder auf den Weg. Mühevoll kurbelten wir uns auf der „Supercarretera“ wieder die Berge hinauf und durchquerten dabei einige lange Tunnel. Die Luft wurde zunehmend dünner. Wir waren erstaunt wie sehr die Höhe doch unsere Kondition beeinflusste und japsten regelrecht nach Luft. 

Als wir um die Mittagszeit den Pass erreichten, waren wir den Wolken am Himmel schon recht nahe. Auf dem Camino Madero schalteten wir dann unser GPS-Gerät ein. Es zeigte stolze 2718 Meter Höhe an. Kein Wunder also das uns Kopfschmerzen plagten. 

Nach dem der Pass überquert war ging es endlich hinab. Die Landschaft änderte sich zunehmend. Wir rollten nun durch hügeliges Farmland mit grünen Wiesen und goldgelben Feldern, auf denen das Heu zum Trocknen stand. 

Die Flussufer waren gesäumt von hohen, freistehenden Felsnadeln die empor ragten. Sie erinnerten uns an das schöne Elbsandsteingebirge in der Heimat. 

Am Abend machten wir uns wieder auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wir mussten uns jedoch beeilen, denn die Sonne stand schon tief. Doch kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden wir hinter einem Hügel, zwischen der Straße und dem Grundbesitz eines Bauern, ein hübsches Plätzchen. Schnell und routiniert stellten wir im letzten Tageslicht das Zelt auf. Als wir dann in unseren Schlafsäcken lagen wälzten wir uns jedoch schlaflos hin und her. Denn obwohl wir todmüde waren, konnten wir aufgrund der der Höhe nicht einschlafen.

Fahrzeugen ohne Bremsen ist auszuweichen ! 

Mexiko - Festland (06. November 2018)

 

Der Ritt nach Durango

 

Tag:4

 

Schon um 6.00 Uhr am Morgen klingelte der Wecker in unserem Zelt. Doch als wir die Nasen herausstecken war es zu unserer Überraschung noch dunkel. Zudem war es nebelig und kalt. Wir blieben also noch eine Weile liegen und warten auf das erste Tageslicht. In der Nacht hatten wir durch die Höhe in der wir uns befanden kaum geschlafen. Durch die Schlaflosigkeit und die damit einhergehende Langeweile kamen diverse Gelüste auf. Gegrilltes Hühnchen, deftige Burger, Salate mit Käse und dicke Brote mit Nutella, waren die Highlights von denen wir träumten und von denen wir uns die halbe Nacht erzählten.

Gegen 7.00 Uhr wurde es dann endlich hell. Wir standen auf, kochten Kaffee und sahen zu wie der Frühnebel über die Wiesen und Felder zog. Irgendwann stellten wir fest, dass es irgendwo auf der Strecke eine Zeitverschiebung gegeben haben musste. Das erklärte nun auch, weshalb es um sechs Uhr morgens noch stockdunkel war.

Gut gelaunt starteten wir in den Tag, denn unser Ziel war nicht mehr weit. Gerade mal 65 Kilometer trennten uns von Durango. Motiviert traten wir in die Pedalen, denn schließlich warteten in der Stadt die leckersten Delikatessen, eine warme Dusche und ein weiches Bett auf uns. 

Doch nach wie vor ging es auf der Strecke die Berge rauf und runter. Unsere Oberschenkel brannten, die Hintern schmerzten, doch Ausblicke waren schön. 

Gegen Mittag machten wir im Schatten einer Brücke Rast. Wir hatten solch einen Kohldampf, dass wir uns ein dickes Sandwich mit Käsesoße und Thunfisch aus der Radkombüse zauberten. Nach der Pause ging es noch einige Kilometer mühevoll weiter, bis wir schließlich die Stadt Durango in der Ferne erblickten. Sie lag in einem weiten, kargen, trockenen Tal, mehrere hundert Meter unter uns. Als ich es dann hinter mir laut kreischen, schreien und jubeln hörte, musste ich schallend lachen. Mir war nicht klar, dass Elli vor Freude so ausflippen konnte. 

Auf der kilometerlangen Abfahrt schossen wir nun in das Tal hinunter, bis wir überglücklich die Tore der Stadt erreichten. Zwischen Imbissbuden und Verkaufsständen brachten wir unsere Räder dann schließlich wieder zum stehen, um uns auf der Karte zu orientieren. Währenddessen kam ein alter zahnloser Mann auf uns zu und fragte, ob wir den weiten Weg über die Berge von Mazatlan gekommen waren. Stolz antworten wir: JA! Als er dann jedoch fragte, wieviele Stunden wir dafür benötigt hatten, fragten wir kichernd: „Stunden??? und antworteten: Vier Tage!!!“ Auch der Alte mussten nun lachen und klopfte uns respektvoll auf die Schultern.