Australien Part II - Teil: 1

Zurück in Australien - We love Australia!

(10.- 27. Januar 2020)

Australien ist einfach traumhaft schön...

 

Die Sonne, die Wärme, das Meer, das Outback, die netten Menschen, die endlose Weite, die Einsamkeit, die Geschichte des Landes und die faszinierende Natur, machen den australischen Kontinent für uns zu einem der schönsten Reiseziele der Welt. Man muss hier nicht lange nach Abenteuer oder Abgeschiedenheit suchen, denn Freiheit und Vielseitigkeit liegen einem in diesem Land geradewegs zu Füßen. 

Kängurus im Schatten eines Baumes. Im Hintergrund die Gebirgskette der Flinder Ranges. 
(Port Augusta / South Australia) 
Immer wieder schön!!! Die Flora und Fauna Australiens... 

Auf in den wilden Westen

 

Für die nächste Tour auf dem Rad hatten wir uns also für die rund 3000 Kilometer lange Strecke zwischen Perth (Western Australia) und Port Augusta (South Australia) entschieden. Einige Vorbereitungen waren dafür nötig, denn die Route führte circa 1200 Kilometer durch die berühmt- berüchtigte Nullarbor Wüste.

Unsere Route durch Western- und South Australia.

Australien, 13. Januar 2020

 

Ein neues Abenteuer

 

Unser neues Abenteuer begann bereits in der Stadt Adelaide, von wo aus wir am Abend des 13. Januar in circa dreieinhalb Stunden nach Perth (Western Australia), zum Ausgangspunkt unserer Radtour flogen. Aus dem Flugzeug heraus konnten wir sozusagen schon einen Blick auf unsere Radstrecke werfen. 

Der Himmel über dem Outback war an diesem Abend völlig wolkenlos und klar. Neugierig blickten wir also aus dem Fenster. Doch unter uns sahen wir nichts als Wüste und Dunkelheit. Kein einziges Licht brannte am Boden. Da unten war einfach rein gar nichts und genau diesen Weg wollten wir nun auf unseren Rädern wieder zurückradeln. Schon im Flieger war klar: Die Reise durch die Nullarbor Plain würd ein großes Abenteuer.

Unterwegs in der City von Perth. (Western Australia)
Die Skyline von Perth.

Western Australia, 13. - 15. Januar 2020

 

Start in Perth

 

Als wir dann mitten in der Nacht in der Metropole Perth gelandet waren, bauten wir noch auf dem Flughafen unsere Räder wieder zusammen und radelten anschließend gute 10 Kilometer durch die Dunkelheit zum nächstgelegenen Campingplatz, wo wir für den Rest der Nacht unser Lager aufschlugen. Auch zu diesem Zeitpunkt war es noch so angenehm warm, dass wir lediglich Shorts und leichte Shirts trugen.

Am Morgen des 16. Januar 2020 starteten wir unsere große Tour auf dem Campingplatz in Perth.

Western Australia, 16. - 22. Januar 2020

 

Auf geht‘s !!!

 

Am 16. Januar 2020 ging es dann los. Wir radelten auf erstklassigen und super ausgebauten Radwegen aus Perth heraus und folgten wann immer es möglich war der Küste. In den darauffolgenden Tagen rollten wir mal auf Radwegen und mal entlang der Highways. Unsere Strecke führte erstmal Richtung Süden und über die Orte: Mandurah, Bunbury und Busselton. Von dort aus kurbelten wir landeinwärts weiter nach Albany, Esperance und Norseman, welches die letzten Stationen vor der Nullarbor Wüste waren.

 

Nach der langen Auszeit vom Rad und der damit verbundenen Reise nach Neuseeland, war es nun einfach wieder ein geiles Feeling in Australien wieder auf unseren geliebten Rädern zu sitzen und dabei die Freiheit, den Wind, die Wärme, den Asphalt und unsere brennenden Oberschenkel und Hintern wieder zu spüren. Mein Knie (Nadine’s) hatte sich zum Glück wieder erholt. Wir konnten also erstmal schmerzfrei auf unseren schwer beladenen „Maschinen“ durch Down Under kurbeln und dabei ‘ne Menge Spaß haben.

 

Auch nachdem wir die Stadt Perth verlassen hatten hielt das Verwöhnprogramm an, denn wir radelten vorerst von einem traumhaften Küstenörtchen zum nächsten. Überall gab es weiterhin luxuriöse Einkaufszentren mit riesigen Foodcourts und diversen Schlemmerangeboten. Auch die riesige Auswahl an gepflegten Campingplätzen mit hervorragender Ausstattung, ließ in der Regel keine Wünsche offen. Allerdings vielen wir in Sachen Preise das ein oder andere Mal fast vom Glauben ab. Den Vogel schoss dabei der „Big 4“ Caravanpark in Albany ab. Für den denkbar schlechtesten Zeltplatz (direkt neben dem Kinderspielplatz) sollten wir für eine Nacht in unserer eigenen Behausung 80,-AUS $ berappen (umgerechnet circa 50,-Euro). Wir handelten diesen Wucherpreis auf 55,- AUS $ herunter, doch auch dieser Preis war eigentlich völlig unangemessen. 

Andernorts erlebten wir jedoch genau das Gegenteil von dieser Raffgier und bekamen den Platz für die Nacht auf einem gemütlichen Campingplatz bei Busselton von den sympathischen Betreibern sogar geschenkt.

Schnappschuss in dem kleinen Örtchen Nannup. (Western Australia)

Ab Busselton waren die Straßen nicht mehr sehr stark frequentiert, doch die Strecke durch den Südwesten Australiens wurde zunehmend bergiger. Permanent ging es von nun an auf und ab. Steile Anstiege und rasante Abfahrten waren keine Seltenheit. Bis zur Mittagszeit war es meist unerwartet feucht. Die Tage begannen fast immer mit Niesel, Sprühregen und Dunst. 

 

Wir radelten durch wunderschöne dichte Eukalyptus-Wälder und vorbei an goldgelben Feldern, auf denen Emus, Pferde und Schafe gemächlich vor sich hin grasten. So manches Mal lieferten wir uns sogar ein Rennen mit aufgescheuchten Rindern, die sich durch unsere Fahrräder scheinbar zum loslaufen animiert fühlten. Mit einem lauten Yeahhhhhhhaaaa, hielten wir sie dabei auf Trapp und amüsierten uns prächtig, während wir mit ihnen wetteiferten.

Wenn die Wolken und der Nieselregen sich um die Mittagszeit aufgelöst hatten, wurde es zunehmend heißer. Dann lag wieder der unverkennbare und wohltuende Duft der Eukalyptus-Bäume in der Luft und bunte Kakadus und leuchtend grüne Sittiche flogen durch die Lüfte.

 

Auf einem Campingplatz in Pemberton lernten wir ein nettes Pärchen aus der Schweiz kennen. Während wir uns mit den beiden unterhielten, platzte plötzlich ein neugieriger bunter Sittich mitten ins das Gespräch und flog auf die Schulter des Schweizers. Im ersten Moment erschraken wir zu Tode, doch dann prusteten wir laut los und amüsierten uns über den dreisten und nicht gerade schüchternen Piepmatz. Schnell kramten wir die Kamera aus der Tasche und fotografierten.

Der Schweizer Roman und der dreiste „Twenty Eight Parrot“ Papagei der mitten ins Gespräch platzte.

Hier und da schliefen wir unterwegs auch auf Rastplätzen neben der Straße. Allerdings machtensich hier aufgeregte und laut piepsende Feldmäuse einen Jux daraus uns nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Die gesamte Nacht tobten und sprangen die Mäuse durch unser Vorzelt. Dabei inspizierten sieunsere Radtaschen und schlürften genüsslich von der Sojamilch. Nach solch einer Nacht waren wir morgens völlig gerädert und wie man sich vorstellen kann bestens gelaunt...

An der Küste von Busselton. (Western Australia) 

Begegnungen 

 

Auf unserem Weg durch den Westen Australiens hatten wieder unendlich viele nette und auch witzige Begegnungen mit sehr herzlichen und auch verrückten Menschen. Wir könnten wohl endlos darüber berichten...

Auf der gesamten Strecke von Perth bis nach Port Augusta (3100 Kilometer), trafen wir erstaunlicherweise auf keine weiteren Reiseradler. Mit unseren beladenen Rädern waren wir deshalb wohl nicht ganz unauffällig und so kam es immer wieder vor, dass uns Leute selbst in der endlosen Weite des australischen Kontinents ein weiteres Mal begegneten und uns wiedererkannten. 

So zum Beispiel auch, als wir gerade mal wieder fröhlich unseren Trott radelten und vor unserer Nase plötzlich ein Wagen in die Eisen ging und abrupt stoppte. Daraufhin sprang ein kräftiger, barfüßiger, fast zahnloser Kerl mit Vollbart aus der Tür und schrie: Oh FUCK!!! I saw you girls before 500 Kilometer in Mandurah !!! All by bike??? Oh FUCK!!! Where are you going? What???, your girls want to Port Augusta??? Oh SHIT!!! 

Der Typ war völlig aus dem Häuschen und da er gerade mit seiner Familie in den Ferien und auf den Weg nach Albany war, bot er uns spontan an in deren Hotelzimmer eine heiße Dusche zu nehmen. Kichernd lehnten wir dankend ab... :)

Unterwegs wurden wir oft von aufmerksamen und hilfsbereiten Menschen gefragt ob alles in Ordnung ist oder ob wir vielleicht irgendetwas benötigen würden. Die Leute beschenkten uns mit Wasser, Energieriegeln und kalten Limos.

Doch es gab auch diejenigen, die plötzlich vor uns standen und uns ungefragt ihre Kamera vor’s Gesicht hielten. Merkwürdige Touristen mit fragwürdigen Manieren...

In Western Australia bekamen wir nun auch endlich die berühmten Kookaburras zu Gesicht. Diese hübschen, süßen, etwas plüschigaussehenden Vögel (auch lachender Hans genannt) haben einen sehr speziellen und unverkennbaren Gesang. Wenn die Kookaburras von Baum zu Baum fliegen und dabei „Gu gu gu gu gu gu gaaaa gaaaa ga ga gaga“ von sich geben, könnte man fast glauben es wären Affen.

Western Australia, 23. Januar 2020

 

Valley of the Giants

 

Bei Walpole, an der Südküste Westaustraliens, machten wir einen kleinen Abstecher und radelten zum TreeTopWalk im Valley of the Giants. Auf der 600 Meter langen Wanderung durch die Baumkronen der riesigen und bis zu 400 Jahre alten „Red Tingle Trees“ (Eukalyptus Bäume), liefen wir über sanft schaukelnden Stege und Hängebrücken und genossen in rund 40 Metern Höhe die Aussicht über die Giganten des Waldes. Die „Red Tingle Trees“ kommen auf der ganzen Welt nur in einem Umkreis von etwa 150 km im Southern Forest an der Südküste von Western Australien vor. Ist das nicht verrückt?

Immer wieder fuhren wir mit dem Rad durch herrlich duftende Eukalyptus-Wälder. (Western Australia)
Wanderung auf dem Tree Top Walk im Valley of the Giants. (bei Walpole / Western Australia)

Tiere im Outback 

 

Auf unserer Tour durch den Westen Australiens sahen wir wieder unzählige tote Kängurus am Straßenrand liegen. Sie wurden von vorbeifahrenden Autos und Trucks auf dem Highway erfasst und kamen dabei ums Leben. Für uns gehörte dieser Anblick inzwischen zum gewohnten Bild. Manchmal zogen wir die frisch überfahrenen Kängurus sogar von der Straße, damit nicht auch noch die riesigen Greifvögel die sich daran labten überfahren wurden. 

Eines Tages entdeckten wir neben dem Highway jedoch ein großes ausgewachsenes Känguru welches böse verletzt war und noch lebte. Als wir dann anhielten blickte es uns mit seinen großen braunen Augen ängstlich an. Das Tier konnte seine Hinterläufe nicht mehr bewegen und sprang deshalb auch nicht davon. 

Wir konnten wir dem Känguru leider nicht helfen und es auch nicht von seinem Leid erlösen. Geknickt radelten wir deshalb weiter und überließen es seinem Schicksal. Vielleicht haben es die Dingos in der darauffolgenden Nacht gerissen...Der Anblick des hilflosen Kängurus ging uns natürlich tagelang nicht aus dem Kopf.

Unterwegs trafen wir auf Emus, Militärdrachen, Kängurus, Schlangen, Dingos und Kamele...
Unzählige tote Kängurus am Straßenrand.

Auf dem Campingplatz in Jerramungup hatten wir dann jedoch noch ein sehr schönes.Erlebnis mit den Kängurus. Denn in den Morgen- und Abendstunden kamen die süßen Skippi‘s zahlreich zum Fressen auf den Platz und hopsten possierlich um unser Zelt herum. Von unserer Anwesenheit ließen sie sich dabei kaum stören. 

Eines Abends ging die Tochter einer Farmer-Familie die hier auf dem Campingplatz lebte auf eines der Kängurus zu und riss dabei immer wieder die Arme auf, so als wenn sie es begrüßen und in die Arme schließen wollte. Und während sie das tat, rief sie dem Tier immer wieder laut „Mammi“ entgegen. Das Känguru tat es dem Mädchen gleich und riss immer wieder beide Arme auseinander um das Mädchen zu begrüßen. Ein sehr witziger und amüsanter Anblick...

Zahme Kängurus auf dem Campground in Jerramungup. (Western Australia)
Ein ungewöhnlicher Anblick am Straßenrand. Ein totes Kamel im Outback.

Auf unserer Fahrt durch den Westen Australiens sahen wir des Öfteren tote Kamele am Wegesrand liegen. Trotz ihrer Größe hatten auch diese Tiere keine Chance gegen die bis zu 132 Tonnen schweren Road Trains.

 

Schon im 19. Jahrhundert wurden Kamele von Europäern auf den australischen Kontinent gebracht. Sie wurden von den Engländern zur Erkundung des Landes und als Lastentiere eingesetzt. Später kamen auch Kamelführer vor allem aus Indien und Afghanistan hinzu. Irgendwann entließ man die Kamele jedoch in die Freiheit. Mangels natürlicher Feinde konnten sie sich ungestört vermehren. Um der daraus resultierenden Bedrohung der Tierwelt und der Landschaften Australiens zu begegnen, wurden ab 2009 insgesamt 160.000 Tiere von Scharfschützen aus Hubschraubern abgeschossen. Weitere 100.000 Tiere sollen in dieser Zeit einer Dürre zum Opfer gefallen sein. Der verbliebene Bestand wurde auf rund 300.000 Tiere geschätzt. Etwa 50 Prozent davon leben in Western Australia, 25 Prozent im Northern Territory und 25 Prozent im westlichen Queensland sowie South Australia.

Immer wieder trifft man in Australien auf die hübschen rosa Kakadus (Galah) und die laut krächzenden weißen Kakadus (Long-Billed Corella).