Australien Part I - Teil: 1

Northern Territory

(30. August - 05. September 2019)

                                  Vorwort Australien:

 

 

Es war im Mai diesen Jahres, als wir uns in der Stadt Salta in Argentinien befanden und im Zimmer unseres Hotels sämtliche Landkarten und Reiseführer wälzten und hin und her überlegten welche Route wir nun einschlagen sollten. Für uns war klar, dass wir nicht den Weg über die Anden nehmen würden und deshalb blieb nur die Route über Brasilien. Wir verabredeten uns deshalb mit unserer Freundin Christine für den Monat August in Rio de Janeiro. Schon vor der Reise stand fest, dass sie uns irgendwo besuchen kommen würde. Doch wie würde es danach für uns weitergehen? Brasilien ist nicht gerade bekannt für sicheres Reisen mit dem Rad. Ständig lasen wir von Überfällen, kaputten Autofahrern und das man in diesem Land auf keinen Fall Zelten sollte. Wir überlegten weiter, ob wir den Weg über Bolivien Richtung Amazonas einschlagen sollten, um uns von dort aus mit abenteuerlichen und wochenlangen Schiffsfahrten bis nach Kolumbien durchschlagen. Diese Variante hatte irgendwie ihren Reiz, doch sie wäre alles andere als sicher und zudem noch sehr teuer gewesen. Und wie hätten wir dann unser Treffen mit Christine in Rio de Janeiro eingebaut? Eine zweite Überlegung war, nach der Reise mit Christine von Rio de Janeiro nach Bogota in Kolumbien zu fliegen, um von dort aus mit einem Segelschiff (500 bis 700 US Dollar pro Person) nach Mittelamerika überzusetzen. Doch so richtig perfekt war das alles nicht. Genervt von der ganzen Recherchiererei und geschockt von den Kosten, ging uns irgendwann durch den Kopf, dass wir für das viele Geld ja gleich nach Australien fliegen könnten. Und so kam es das wir am 24. August 2019 nach Down Under flogen, um den „roten Kontinent“ auf dem 2700 Kilometer langen Stuart Highway von Norden nach Süden zu durchqueren. 

Am 22. August 2019 waren wir also von Brasilien nach Australien geflogen. Nach rund vierzig Stunden Reise hatten wir den „roten Kontinent“ und die Stadt Darwin erreicht. Noch am Flughafen bauten wir müde unsere Fahrräder wieder zusammen und kurbelten anschließend bei hochsommerlichen Temperaturen und schönstem Sonnenschein aufgeregt in die Stadt hinein. 

 

Gegen Rio de Janeiro wirkte Darwin auf uns jedoch eher wie ein kleines, verschlafenes Nest. Doch das beschauliche, ruhige Städtchen an der Timorsee war uns trotzdem auf Anhieb sympathisch, denn es gab wunderschöne Parkanlagen, eine riesige Auswahl an kulturellen Angeboten, jede Menge guter Restaurants, tolle Pubs mit Livemusik und paradiesische Supermärkte in denen wir uns stundenlang austobten. Nur mit dem Linksverkehr hatten wir so unsere Probleme. Egal ob zu Fuß oder auf dem Rad, ständig eierten wir auf der falschen Fahrbahn herum. Wir benötigten einige Tage, um auf dem neuen Kontinent wirklich anzukommen. Südamerika ließ sich nicht einfach abstellen. Wochenlang begrüßten wir die Aussies deshalb noch mit einem fröhlichen „Hola“ und „ Bom Dia“, statt mit einem coolen „G'day, how ya goin“ oder „Good Morning“.

Darwin (Northern Territory)

Australien - Northern Territory (29. August 2019)

 

Der Schrecken von Darwin 

 

Eines Nachmittags wollten wir dem Botanischen Garten von Darwin einen Besuch abstatten, denn zuvor hatten wir gelesen, dass man sich dort in einem üppigen Monsunregenwald mit Mangroven und vielen heimischen Vögeln wiederfinden würde. Zu Fuß machten wir uns also auf den Weg dorthin und hielten nach bunten Piepmätzen Ausschau. 

 

Wir hatten den Eingang des Botanischen Gartens jedoch noch nicht einmal erreicht, als wir auf dem Ast eines riesigen Baumes, eine circa 6 Meter lange Python entdeckten. Bei dem Anblick dieser monströsen Schlange erstarrten wir zu förmlich zu Stein. Verängstigt und wortlos blickten wir uns mit großen Augen fragend an... Wollten wir hier in Australien wirklich Zelten ??? Wir konnten kaum glauben was wir da sahen. Immerhin kamen wir ja gerade aus Brasilien und hatten dort jede Menge großer wilder Tiere gesehen, doch gegen diese gigantische Python kamen uns die Anakondas im Pantanal, jetzt eher wie kleine Spirellis vor. Geschockt von diesem kurzen jedoch sehr prägnanten Erlebnis, machten wir auf den Hacken gleich wieder kehrt. Darwins Botanischen Garten war somit abgehakt. Vor Schreck gingen wir spontan zu Plan B über und besuchten stattdessen den Mindl Beach Markt, der einmal wöchentlich am gleichnamigen Strand in Darwin stattfindet. Schon auf dem Weg dorthin fanden wir unser Lachen wieder und kicherten fürstlich über den „Schrecken von Darwin“. Willkommen in Australien...

Auf dem Foto wirkt der „Schrecken von Darwin“ eher klein, da man die wahre Größe des Baumes und auch die der Python nicht erkennen kann.

Doch glaubt uns! das „Ungetüm“ war riesig und lag wirklich nicht im Zoo!!!

„Der Schrecken von Darwin“.

Australien - Northern Territory (29. August 2019)

 

Der Mindl Beach Markt in Darwin

 

Der Midl Beach Market war für uns die perfekte Ablenkung von dem monströsen „Ungetüm“, denn hier gab es jede Menge kulinarischer Gaumenfreuden, coole Didgeridoo-Spieler, Stände an denen Schlangen und Krokodilhäute von stämmigen „Crocodile Dundees“ verkauft wurden, Livemusik zu der Aborigines wild tanzten und Cowboys die Aufführungen mit Peitschen und Lassos darboten. 

Wir ließen uns durch das bunte Geschehen treiben, schleckten Mangoeis und stießen dabei auf einen Stand mit „Party Animals“. Gegen Geld konnte man sich dort mit diversen exotischen Tieren wie: bunten Papagaien, großen Leguanen, Kakadus und Schlagen fotografieren lassen. Stundenlang sahen wir begeistert zu, wie all die Touristen mit den Tierchen posierten. Und so manch eine kuschelbedürftige Python ließ es sich dabei nicht nehmen, dass Gemächt der Herren stilvoll zu umzingeln. :) 

 

Nach dem Besuch des Mindl Beach Market sahen wir der Fauna Australiens schon wieder etwas gelassener entgegen.

Bei der exotischen Auswahl auf dem Midl Beach Markt, war für jeden Modestil etwas dabei.

„Party Animals“ auf dem Midl Beach Markt in Darwin.

Nur für harte Männer!

Das Modell: Kuschelpython

Abenteuer Outback

Australien - Northern Territory (August 2019)

 

Abenteuer Outback

 

Als Outback werden australische Regionen bezeichnet, die fernab der Zivilisation liegen.

 

Die Stadt Darwin war ein hervorragender Ausgangspunkt, für unsere bevorstehende Tour. Doch bevor wir uns Hals über Kopf in das Abenteuer „Outback“ stürzten, um den australischen Kontinent, mit unseren Rädern von Nord nach Süd zu durchqueren, rüsteten wir uns mit jeder Menge Lebensmitteln, Wasser, Sonnencreme und Landkarten, auf denen sämtliche Roadhouses (Rasthäuser), Wassertanks, Campgrounds und Warnungen vor Krokodilen verzeichnet waren. Schließlich wollten wir im Busch weder verhungern, verdursten, noch gefressen werden. 

 

Doch wieviel Wasser und wieviele Lebensmittel würden wir im Outback wirklich brauchen??? Um das herauszufinden drehten wir sozusagen zum Einradeln, eine 500 Kilometer lange Runde, durch den wunderschönen Kakadu Nationalpark.

Unser Start in Darwin und die ersten Kilometer auf dem rund 2700 Kilometer langen Stuart Highway.

Australien - Northern Territory (31. August 2019)

 

Der Weg zum Kakadu Nationalpark

 

Der Kakadu Nationalpark liegt rund 240 km östlich von Darwin und ist der größte und bekannteste Nationalpark Australiens. Er bietet atemberaubende Landschaften, abenteuerliche Wege zu Wasserfällen und Schluchten die bis in das Herz des Parks hinein führen. Aber auch Aboriginale Felsmalereien die sich in Jahrtausenden kaum verändert haben. Auch Vogelbeobachter kommen in dem Park voll auf ihre Kosten. 

 

Die niedlichen Vögel bereiteten uns jedoch eher weniger Bauchschmerzen, denn so richtigen Schiss hatten wir vor Krokodilen, Schlangen und Spinnen. Doch irgendwie mussten wir da jetzt durch...

Aufgeregt und neugierig brachen wir am 30. August 2019 mit den schwer beladenen Rädern von Darwin in Richtung Kakadu Nationalpark auf. Schon im Vorfeld hatten wir beschlossen bis auf Kaffee und Tee nichts zu Kochen, denn das würde Wasser sparen. Wir starteten also mit allerlei Dosenfutter, Äpfeln, Nüssen, Hafer und Milchpulver in den Taschen und hatten je 8 Liter Wasser dabei. Für die fehlende Dusche am Abend würden wie üblich feuchte Tücher ihre Dienste tun müssen, denn selbst zum Waschen war das Trinkwasser zu kostbar.

Bei schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen, verließen wir Darwin in den frühen Morgenstunden und radelten vorerst auf gut ausgebauten Radwegen aus der Stadt heraus. Auf dem Highway machten wir dann die ersten Bekanntschaften mit den berühmt berüchtigten Roadtrains und gingen mit dem ein oder anderen fast auf Tuchfühlung. Wir mussten also höllisch aufpassen.

Roadtrains sind riesige Trucks und haben bis zu vier Anhänger. 

Schon am ersten Tag auf dem Rad erlebten wir Australien pur. Kakadus flogen kreischend über unsere Köpfe hinweg, mannshohe Kängurus und Wallebys hopsten fröhlich durch die Gegend (wenn sie nicht gerade überfahren neben dem Highway lagen) und wir sahen unzählige haushohe Termitenbauten, die bis zu 3 Meter in die Höhe ragten. 

 

Gegen Mittag wurde es in der Sonne so richtig heiß. Wir kämpften gegen Dauerdurst und kippten literweise Teewarmes Wasser in uns hinein. An einer Tankstelle gönnten wir uns schließlich ein eiskaltes Getränk, welches in Windeseile in unseren trockenen Kehlen verdunstete. 

Viele tote Kängurus am Rande des Highways...

Riesige und bis zu 3 Meter hohe Termitenhügel im Northern Territory.

Als wir dann weiterradelten sahen wir schon aus der Ferne große Rauchschwaden am Himmel. Buschfeuer... 

Buschfeuer sind in Australien keine Besonderheit, sondern eher normaler Alltag. Wenn es im Busch brennt, dann kommt jedoch keine Feuerwehr gefahren. Niemand löscht die Brände nicht bevor außergewöhnliche Ausmaße angenommen haben. Für uns konnte solch ein Brand jedoch gefährlich werden, wenn wir irgendwo im Outback Zelteten und plötzlich ein Feuer ausbrach. Doch soweit wollten wir erst garnicht denken...

 

Oft radelten wir dicht an den Waldbränden vorbei und sahen uns das Spektakel aus nächster Nähe an. Inmitten der abgebrannten Eukalyptus-Wälder roch es nicht nur wie in der Sauna, es war zudem noch genauso heiß. Gerade so, als hätte jemand einen Aufguss gemacht. 

Rauchschwaden am Horizont. Buschfeuer im Northern Territory (Australien).

Buschfeuer gehören in Australien zur Tagesordnung.

Als die Sonne am späten Nachmittag tiefer stand, tauchte sie alles in ein warmes und angenehmes Licht. Jetzt waren auch wieder mehr Tiere zu sehen. Nach rund einhundert geradelten Kilometern, stellten wir unser Zelt auf einem netten Campingplatz auf. Wir gingen nur noch unter die wohlverdiente Dusche, zischten genüsslich kalte Getränke, aßen zu Abend und fielen anschließend groggi auf unsere Matten. Im Zelt war es noch lange unerträglich heiß, denn die Erde war von der Sonne so aufgeheizt, dass sie noch viele Stunden die Wärme des Tages abstrahlte.

Spät in der Nacht wurden wir nochmal wach und schlüpften leise aus dem Zelt heraus, um den grandiosen Sternenhimmel über uns zu bestaunen. Als wir dabei mit der Stirnlampe umherfunzelten, glotzten uns jede Menge leuchtender und erschrockener Augen an. Es waren die Augen süßer Wallebys, die direkt vor unserem Zelt grasten. Das Abenteuer auf dem „roten Kontinent“ hatte an diesem Tag gerade erst begonnen, doch Australien gefiel uns schon jetzt.

Australien - Northern Territory (01.- 05. September 2019)

 

Unterwegs im Kakadu Nationalpark

 

In den darauffolgenden Tagen durchradelten wir den wunderschönen Kakadu Nationalpark. Die Strecke durch den Park war nicht immer flach, sondern eher hügelig und manchmal sogar bergig. 

Immer wieder sprangen süße Kängurus vor uns über die Fahrbahn oder flüchteten erschrocken in den Busch. Mit riesigen Sätzen und einem sprunghaften Bing, Bing, Bing hinterließen die aufgeschreckten „Skippie’s“ regelrechte Staubwolken. 

 

In den Morgen- und Abendstunden, in denen die Temperaturen noch angenehm lau und erträglich waren, begleiteten uns hübsche weiße, rosafarbene und auch schwarze Kakadus. Viele Flussbetten an denen wir vorbeiradelten, waren ausgetrocknet. Doch in den großen Flüssen, die tatsächlich noch Wasser führten schwammen riesige Krokodile. Überall gab es Schilder und eindringliche Warnhinweise vor den gefährlichen Krokos. 

Skippi und Schnappi...

Täglich erreichten wir triefend und Salzverkrustet unsere Tagesziele. Abwechslungsweise übernachteten wir entweder auf Rastplätzen oder Campingplätzen der Roadhäuser. 

 

Die späten Nächte im Outback waren vorerst kühler als gedacht. Sogar unsere warmen Daunenschlafsäcke kamen zum Einsatz. Auch am Morgen war es oft so kalt, dass wir uns die Daunenjacken überzogen. Doch spätestens gegen 7.00 Uhr stiegen die Temperaturen rasant an, bis sie dann ab 12.00 Uhr Mittags fast unerträglich wurden. Erst gegen 17.00 Uhr gingen die Temperaturen allmählich wieder zurück. 

Im Outback herrschten auf unserer Tour bisher Temperaturen von bis zu 40 Grad im Schatten. Doch auf dem Fahrrad gab es keinen Schatten!!! Wir brutzeln in der heißen Sonne also regelrecht vor uns hin. Manchmal entgleiten uns förmlich die Sinne, während der Highway vor uns in der Hitze flimmerte.

Die Aussies halten uns in der Regel für verrückt und fragen nicht zu unrecht, ob wir noch alle Sinne beisammen haben. 

 

Bis dahin trafen wir in Australien nur zwei weitere Reiseradler. Beide erschienen uns merkwürdig schräg und verwirrt. Scheinbar waren auch sie der prallen Sonne schon zu lange ausgesetzt...

Auf der Tour durch den Kakadu Nationalpark.

Mal standen wir mit unserem Zelt wild in der Natur und mal auf Campingplätzen.

Witzige Dekoration im Roadhouse „Pink Panther“.

Meistens stehen wir im um 4.30 Uhr am Morgen auf, um vor der großen Hitze mindestens schon 80 Kilometer geradelt zu haben. Die krasse Mittagszeit verbringen wir dann meist dösend im Schatten eines Baumes, auf einem Rastplatz oder in einem Roadhouse. Dann steigen wir wieder auf die Räder, um bis zum Abend noch weitere 20 bis 70 Kilometer zu fahren.

Groggi... Elli sitz in der Mittagshitze dösend auf einem Rastplatz.

Kuriositäten am Straßenrand...

Australien - Northern Territory (September 2019)

 

Wasser im Outback

 

Ungefähr alle 80 Kilometer gibt es im Northern Territory Wassertanks. Diese befinden sich auf Rastplätzen und werden normalerweise regelmäßig aufgefüllt. Es kann jedoch auch passieren, das die Tanks gerade leer sind. Deshalb sollte man sich nicht hundertprozentig auf sie verlassen. Das Wasser in den Tanks ist kein Trinkwasser sondern Bohrwasser. Bevor wir es zu uns nehmen können, müssen wir es entweder kochen oder entkeimen. Beim Zapfen tröpfelt das Wasser nur langsam aus dem Hahn. Ein gewollter Mechanismus, damit die Menschen mit dem wertvollen Nass nicht so verschwenderisch umgehen. Die Wassertanks bedeuteten das ein oder andere Mal schon unsere Rettung, denn auf einigen Etappen hatten wir uns mit dem Wasser verkalkuliert, da wir uns zuvor nicht vorstellen konnten, was für einen Durst wir bei starken Gegenwind, Hitze und trockener Luft entwickeln würden. 

 

Für ein kaltes Getränk taten wir in letzter Zeit fast alles. Oft wuchsen wir über unsere Kräfte hinaus und radelten viele Kilometer am Stück, nur um an einer Tankstelle oder an einem Roadhouse eine eiskalte Limo in uns hineinzustürzen.

Die Rettung in der Not... 

Ein Wassertank auf einem Rastplatz im Northern Territory.

Australien - Northern Territory (September 2019)

 

Pausentage

 

Wie so oft wird uns erst an Pausentagen bewusst, was wir zuvor auf dem Rad gerissen haben. Denn dann haben wir meist Kopfweh, geschwollene Augen, müde Knochen und schleichen völlig unkoordiniert durch die Gegend. Doch für gewöhnlich geht es uns am darauffolgenden Tag wieder besser. Inzwischen ist es allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass uns die vielen geradelten Kilometer schon mächtig in den Knochen stecken. Unsere Körper benötigen immer mehr Zeit um sich zu regenerieren.

On the Road again...