Das Wahrzeichen der Stadt Salta: Die hübsche Iglesia San Francisco.
Argentinien (18. Mai 2019)
Von Salta bis Iguazú
Inzwischen hatten wir Argentinien nicht nur von Süd nach Nord, sondern auch von West nach Ost durchquert. Dabei lernten wir das riesige Land nochmal von einer ganz neuen Seite kennen, denn es änderte sich nicht nur das Klima und die Landschaft, sondern auch die Mentalität der Menschen. Auf der Strecke besuchten wir in Mesopotamien die „Esteros del Ibera“ (das zweitgrößte Feuchtgebiet der Erde) und ließen uns in Iguazú (Argentinien/Brasilien) von den gigantischen Wasserfällen berauschen.
Unterwegs in den Straßen von Salta (Argentinien).
Argentinien (18. Mai bis 09. Juni 2019)
Von Salta bis Puerto Iguazu
Nach unserem Kurzurlaub in Chile ging es nun also weiter auf dem Rad Richtung Osten. Da wir die klassische Südamerika-Radroute in Salta verließen, fühlten wir uns jetzt allerdings das ein oder andere mal wie Exotinnen. Sozusagen wie zwei Aliens auf Rädern, denn wenn wir nun durch ein Dorf radelten, konnten wir uns den starrenden, neugierigen Blicken der Bewohner kaum entziehen. Nicht immer ein sehr angenehmes Gefühl.
Inzwischen hatte auch der argentinische Winter so langsam Einzug gehalten. Es wurde plötzlich ziemlich nass und kalt. Die Sonne schien nur noch selten durch den wolkenverhangenen Himmel und so kam es, dass wir oft in feuchten, kalten, unbeheizbaren Unterkünften mit schimmeligen Wänden übernachteten und uns dabei eine fette Erkältung zuzogen, denn endlose Zäune um Ländereien und unter Wasser stehende Wiesen und Felder, machten es uns in dem riesigen Feuchtgebiet schwer, einen geeigneten Zeltplatz für die Nacht zu finden.
Auf der fast 1000 Kilometer langen Strecke von Salta nach Posadas, die uns über eine endlos schnurgerade Landstraße, meist ohne Seitenstreifen führte, fürchteten wir wegen des dichten und teilweise sehr aggressiven Verkehrs, oft um unser Leben.
Es ist nicht immer einfach ein sicheres und trockenes Plätzchen für die Nacht zu finden.
In der Not wird es für die Nacht auch schon mal die Wiese hinter der Tankstelle.
Der Radelalltag: Frühstück, Zelt trocken, Sachen packen, Pferdchen satteln und los gehts...
(Hier auf der Strecke zwischen Salta und Posadas in Argentinien)
Argentinien - Mesopotamien (02.- 03. Juni 2019)
Die Esteros del Iberá
Die Esteros del Iberá in Argentinien sind eines der größten Feuchtgebiete der Erde.
Der Name Iberá stammt aus dem Guaraní und bedeutet „helles Wasser“. Das Gebiet ist eine Mischung aus Sumpf, Moor, Seen und Lagunen. Es erstreckt sich über eine sagenhafte Fläche von über 13.000 Quadratkilometern und ist somit hinter dem brasilianischen Pantanal, die zweitgrößte Sumpflandschaft der Welt. Bis jetzt konnte sich hier eine intakte Natur erhalten, was sicher auch mit der abgeschiedenen Lage im Nordosten Argentiniens zu tun hat.
Dieses Wasserschwein hat eindeutig 'nen Vogel !!!
Unterwegs in den „Esteros del Ibera“ (Mesopotamien - Argentinien).
Unsere Anreise dorthin war beschwerlich, doch das Naturerlebnis dafür groß. Da es nicht einfach ist, auf eigene Faust in das Gebiet der Esteros del Iberá zu gelangen um es zu erkunden, buchten wir in Ituzaingó eine Tour und hatten dabei den sympathischen, erfahrenen Guide sogar für uns allein.
Bitte Lächeln... !!!
Die „Esteros del Ibera“ sind ein Paradies für Naturliebhaber.
Für Naturfreunde sind die Esteros del Iberá als Reiseziel ein absolutes Highlight, denn in der Tat kann man hier wahnsinnig viele Tiere sehen und beobachten. Die Artenvielfalt ist riesig. Es gibt circa 350 Vogelarten, jede Menge Kaimane die entspannt in der Sonne liegen, Sumpfhirsche die gemächlich durch das Schilf schleichen, aber auch Alligatoren, Mähnenwölfe und Brüllaffen, die wir allerdings nicht zu sehen bekamen.
Auch dieser Sumpfhirsch ließ sich durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen.
In dem riesigen Feuchtgebiet sahen wir unzählige Tiere.
Doch am schönsten waren für uns die vielen süßen Wasserschweine, die in nur wenigen Metern Entfernung mitten auf den Wegen lagen oder durch das Wasser schwammen und genüsslich Sumpfgras in sich hineinmampften, während Piepmätze dabei auf ihren Köpfen saßen.
Von unserem Erscheinen ließen sie sich die Tiere kaum stören. Sie bequemten sich auch nur widerwillig und in Zeitlupe von der Straße wenn ein Auto kam. Dies war scheinbar auch der Grund, weshalb wir mit dem Fahrrad auf der Strecke unzählige tote Wasserschweine am Straßenrand sahen.
Mampf...
Süße Wasserschweine und hübsche Seepferdchen.
Kaimane können Wasserschweinen nur gefährlich werden, wenn diese noch klein sind. Trotz ihres furchterregenden Aussehens und einer Länge von bis zu 2,50 m, greifen sie Menschen nicht an. Auch die Kaimane chillten in den Esteros entspannt auf den Wegen, sonnten sich auf schwimmenden Inseln oder lagen mit ihren spitzen Beißerchen und aufgerissenen Mäulern in der warmen Sonne, um damit ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Good Neighbourhood...
Wasserschweine und Kaimane leben friedlich nebeneinander.
Die Esteros del Iberá sind ein absoluter Geheimtipp für Reisende, die die Welt in ihrer natürlichen Schönheit noch hautnah sehen und erleben möchten und dabei die etwas beschwerliche Anreise in Kauf nehmen. Sie sind eben noch ein echtes Naturparadies in Argentinien.
„See you later Alligator...“
Kaimane sonnen sich auf schwimmenden Inseln. (Esteros del Ibera)
Nachdem wir die Esteros del Iberá besichtigt hatten, kurbelten wir auf unseren Rädern weiter Richtung Posadas. Inzwischen hatten wir uns aus dem kalten, nassen Winterwetter herausgeradelt und bewegten uns nun in einem subtropischen Klima mit angenehm warmen Temperaturen.
In der Stadt Posadas gönnten wir unseren Rädern mal wieder einige Tage Erholung und fuhren ohne die Beiden mit dem Bus zu den atemberaubenden Cataratas del Iguazú.
Die wahnsinnig schönen Iguazú-Wasserfälle zählen zu den spektakulärsten Naturschauspielen der Welt und sind eines der eindrucksvollsten Erlebnisse in Südamerika. Ein Spektakel der Superlative.
Zwar haben wir uns diese vor rund zwei Jahren schon auf einer Tour durch Brasilien angesehen, doch wollten wir sie unbedingt noch ein zweites Mal bestaunen, denn sie sind der perfekte Abschluss und die Krönung einer wundervollen Reise durch Argentinien und ein tolles Highlight, um unser einjähriges Jubiläum auf dem Rad gebührend zu feiern.
Die gigantischen „Cataratas del Iguazú“.
Im Nationalpark Iguazu bekamen wir sogar hübsche Tukane vor die Linse...
Eine riesige Sprühnebel-Fontäne die durch die gewaltigen Wassermassen entsteht, die am Hauptwasserfall „Garganta del Diablo“ („Kehle des Teufels“) in die Tiefe stürzen.
Argentinien / Brasilien - Iguazu (07. bis 09. Juni 2019)
Ausflug zu den Cataratas del Iguazú
Die gigantischen Iguazú-Wasserfälle liegen im 3 Länder-Eck von Brasilien, Argentinien und Paraguay. Die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien führt direkt durch die Fälle. Sowohl die argentinische als auch die brasiliansche Seite haben ihren Reiz, doch ist die argentinische Seite um einiges spektakulärer und schöner. Insgesamt verbrachten wir an den Wasserfällen 3 Tage und pendelten dabei zwischen den Ländern Argentinien und Brasilien hin und her.
Der Höhepunkt eines jeden Besuch in Iguazu, ist der Blick von der Fallkante des mächtigen „Garganta del Diablo“ auf der argentinischen Seite des Parks.
Die Iguazú-Wasserfälle gehören neben dem Salto Ángel in Venezuela, den Niagarafällen in Kanada und den Victoriafällen in Simbabwe zu den größten und mächtigsten der Erde. Sie bestehen aus 20 großen sowie 255 kleineren Fällen, von denen einige bis zu 82 Meter hoch sind. Insgesamt haben sie eine Breite von sage und schreibe 2700 m. Auf einem circa 600 Meter langen Steg kann man zu Fuß zur Fallkante des gigantischen Hauptwasserfall, dem „Garganta del Diablo“ („Kehle des Teufels“) laufen. Er ist sozusagen der Höhepunkt eines jeden Parkbesuchs, da sich die Aussichtsplattform wirklich unmittelbar an der Abbruchkante befindet.
Vielleicht kann man sich anhand der Fotos ein wenig vorstellen wie groß und gewaltig die Wasserfälle wohl sind, doch direkt davor zu stehen gibt dem Ganzen nochmal eine völlig andere Dimension. Ohrenbetäubender Lärm, endlos tosende Wassermassen die in die Tiefe stürzen und Sprühnebel der einem bis auf die Haut nass werden lässt... EINFACH GEIL!!! Man bekommt dabei eine Gänsehaut nach der anderen.
Heute schon geduscht...???
Doch außer den gigantischen„Cataratas“ hat der Iguazú-Nationalpark, speziell auf der argentinischen Seite noch vieles mehr zu bieten, denn er schützt nicht nur die Wasserfälle, sondern auch die umliegenden Regenwälder und die darin lebenden Tiere. So ist er unter anderem auch Heimat zahlreicher bedrohter Säugetiere, wie etwa dem Jaguar. In dem Gebiet gibt es jedoch auch Tucane, Tapire, Affen, Ameisenbären, Ozelots,Waschbären, 250 verschiedene Arten von Schmetterlingen und vieles mehr.
Bei unserem Parkbesuch sahen wir natürlich nur einen winzigen Teil der dort heimischen Fauna, hatten mit dieser jedoch so unseren Spaß...
Vor allem die Nasenbären, die in gut organisierten Banden unaufmerksamen Touristen in Windeseile Dinge aus den Taschen zogen, ließen keine Langeweile aufkommen. Wer mit seinen frisch frittierten Pommes in der Hand, nicht bei drei auf dem Baum saß, hatte schlechte Karten, denn gezielt stürmten die haarigen kleinen Gängster gedeckte Tische, tranken Bier aus umgestürzten Flaschen und rissen an Rucksäcken und Taschen empörter und erschrockener Touristen . An manchen Orten gab es deshalb sogar große Käfige, in denen nicht die Tiere, sondern die Besucher saßen, um ihre Speisen und Getränke in Sicherheit zu verzehren. Sozusagen ein Zoo der anderen Art.
Die fiesen Räuber punkteten jedoch durch ihr ausgesprochen niedliches Aussehen und ließen sich sogar ausgiebig kuscheln und streicheln. Jedoch hatten sie dabei stets ihren Zinken scheinheilig am Rucksack. Außerdem viel uns auf, dass sie geregelte Arbeitszeiten hatten, denn pünktlich vor Parkschließung und noch bevor der letzte Bus mit Touristen abfuhr, machten sie Feierabend. Nicht ein einziger Nasenbär war dann noch zu sehen. Scheinbar lagen sie alle schon vollgefuttert in den Betten des Regenwaldes.
Immer den richtigen Riecher...
Haarige Gangster mit geregelten Arbeitszeiten.
Räuber im Kuscheltier-Look.
Dreiste Nasenbären halten Touristen auf trapp.
Der „Race-Schmetterling“ mit der Rennwagennummer 88.
Argentinien / Brasilien - Iguazu (07. bis 09. Juni 2019)
Selfiemanie
Die „Selfiemanie“ ist heutzutage ein nicht seltenes Phänomen. Doch ganz besonders in Iguazu, konnten wir uns über die peinliche Selbstdarstellung tausender Touristen mal wieder köstlich amüsieren. Denn auf der Suche nach dem perfekten Bild standen nicht etwa die gigantischen Wasserfälle oder die vielen tollen Schmetterlinge und die Natur im Vordergrund, sondern das eigene, schnell mal aufgesetzte und selbstverliebte Lächeln, das anschließend mit zwei Klicks an Gott und die Welt versendet wurde.
Es ist schon erschreckend zu sehen, wie viele Menschen nur mit sich selbst und ihrer eigenen Darstellung beschäftigt sind, selbst wenn sie vor einem der größten Naturwunder der Welt stehen. Komische Kultur...
Der Iguazu Nationalpark
Ein riesiger und wunderschön angelegter Park, mit tollen Wegen. (hier auf der argentinischen Seite.)