Über den Dächern von Santiago de Chile.
Argentinien / Chile - (26.- 31. März)
Von Mendoza nach Santiago de Chile
In der Stadt Mendoza (Argentinien) ließen wir für einige Tage unsere Räder stehen. Wir kauften uns ein Ticket und fuhren mit dem Bus nach Santiago de Chile. Die spektakuläre Straße dorthin, führte über die Anden und einen 3200 Meter hohen Pass. Unterwegs fuhren wir an dem 6961 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Berg Südamerikas, vorbei. Schon im Bus ging uns aufgrund der Höhe die Puste aus. Wir waren also heilfroh, dass wir die Anden nicht erst hier, sondern schon weiter südlich gequert hatten.
In Santiago de Chile ließen wir uns dann für einige Tage treiben. Wir machten sozusagen Urlaub vom Urlaub und schlenderten überwiegend zu Fuß durch die riesige Stadt. Wir kraxelten mit der Seilbahn auf den „Cerro San Christobal“ und beäugten die quirlige und versmogte Motropole von oben. Wir schleckten leckeres Eis, genossen die nette Atmosphäre und gingen in dem hübschen Viertel „Bella Artes“ sogar ins Kino, denn zufällig wurde dort ein deutsch-französischer Film mit spanischen Untertitel gezeigt.
Doch in der Stadt machten wir uns auch auf die Suche nach diversen Ersatzteilen. Denn im Laufe der Reise war von unserem Equipment einiges auf der Strecke geblieben. Wir recherchierten zuvor im Internet und fanden einige Anlaufadressen. Doch schon bevor wir die Geschäfte betraten mussten wir schmunzeln, denn immer wieder fielen wir auf die naive Vorstellung herein, dass es auf der anderen Seite des Planeten die gleiche Auswahl wie in deutschen Geschäften geben könnte. Aber mit etwas Kreativität und Improvisationtalent schusterten wir uns etwas zurecht.
Streetart in Santiago de Chile
Unterwegs in den Straßen von Santiago de Chile.
Was kostet die Welt ???
Weingüter in der Provinz Mendoza (Argentinien)
Endlose Weiten und surreale Landschaften in Argentinien.
Die Muppetshow auf Tour durch Argentinien.
Argentinien - Provinz Mendoza (08. April 2019)
Alles anders als gedacht
Am 08. April 2019 verließen wir wehmütig die schöne Stadt Mendoza und machten uns samt Räder und Gepäck auf zu neuen Abenteuern. Auf unserer geplanten Strecke lagen nun drei weitere Highlights. Mit Spannung rollten wir dem Naturreservat Ischigualasto, dem Nationalpark Talampaya und dem Naturreservat Laguna Brava entgegen. Zuvor planten wir jedoch in Mendoza unsere Route und studierten dazu wie immer die Landkarte. Wir entschieden uns dafür den Weg über die ruhigere RP34 und RP142 zu nehmen. Doch wie so oft kam alles anders, denn als wir den Stadtrand von Mendoza erreichten, hielt vor uns plötzlich ein Wagen. Zuvor war dieser schon in entgegengesetzter Richtung an uns vorbeigefahren. Doch die Fahrerin des Autos war extra nochmal umgekehrt, um uns eindringlich vor der Route die wir jetzt einschlagen wollten zu warnen. Energisch und mit Nachdruck gab sie uns zu verstehen, dass wir diese Straße unbedingt meiden sollten, da es dort schon zu Überfällen gekommen war. Sie selber würde die Strecke daher nur mit dem Auto fahren. Auf meine Frage hin ob die Ruta 40 denn eine Alternative wäre, zuckte sie nur mit den Schultern. Nichts wäre sicher... Etwas geschockt bedankten wir uns bei der vertrauenswürdig wirkenden Frau für die Warnung und verabschiedeten uns. Verunsichert überlegten wir nun was wir machen sollten. Bisher fühlten wir uns in Argentinien und auch in Chile wirklich sicher. Da wir die Warnungen der Frau jedoch sehr ernst nahmen, war unsere Planung erstmal hinfällig.
Auf unserer Reise hörten wir bisher immer sehr intensiv auf unsere inneren Instinkte. Viele Entscheidungen trafen wir daher aus dem Bauch heraus. Auch in Sachen Sicherheit waren unsere „Antennen“ permanent sensibilisiert. Doch in entscheidenden Momenten und Situationen öffneten sich immer wieder Türen und Wege. Oft hatten wir deshalb das Gefühl durch unser Abenteuer geleitet zu werden.
Wir studierten also nochmals ausgiebig die Karte und beschlossen aufgrund der Warnung, vorerst wieder den Weg über die stark frequentierte und alt bekannte Ruta 40 zu nehmen. Deren Straßenbelag war mit all den Schlaglöchern und tiefen Spurrillen für uns jedoch eine Katastrophe. Rasant donnerten wie gehabt große Trucks an uns vorbei, deren Fahrer freundlich winkten und hupten.
Wunderschöne wilde Schlafplätze und frostige Temperaturen in den Nächten.
Teilweise waren Zelt und Wasser über Nacht gefroren.
Argentinien - Provinz La Rioja (13. - 15. April 2019)
Ischigualasto und Talampaya
Talampaya beeindruckt vor allem durch seine atemberaubenden rötlichbraunen Felsformationen in der staubigen Wüstenlandschaft. Erosion sowie Wind und Wetter haben die Kunstwerke aus rotem Sandstein entstehen lassen. Der berühmteste Teil des Talampaya ist ein 3 Kilometer langer Canyon, der auf beiden Seiten von 150m hohen Felswänden begrenzt wird. Es gibt tiefe Schluchten und spektakuläre Formen. Markante Steilwände, die wie aus rot leuchtenden Orgelpfeifen geformt scheinen, ragen in den kobaltblauen Himmel. Einzelne bizarr geformte Säulen und Pfeiler mit skurrilen Ausprägungen stehen wahllos in der Landschaft. Auch Felsmalereien, Steingravierungen oder Überreste von Behausungen der präkolumbischen Völker Südamerikas sind im Talampaya zu finden.
Beim Besuch dieser Highlights gibt es nur einen Haken:
Das Reservat Ischigualasto und auch der Nationalpark Talampaya, lassen sich heutzutage leider nicht mehr auf eigene Faust erkunden. Egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, man benötigt für die Tour einen offiziellen Führer.
Argentinien - Provinz La Rioja (13. - 15. April 2019)
Ischigualasto und Talampaya
Das Naturreservat Ischigualasto und der Nationalpark Talampaya liegen im Nordwesten Argentiniens, auf einer Höhe von circa 1300 Metern. Wegen der vollkommenen Trockenheit in diesem Gebiet, werden die beiden Reservate auch als Valle de la Luna (Tal des Mondes) bezeichnet.
Ischigualasto und Talampaya liegen in unmittelbarer Nähe zueinander und wurden im Jahr 2000 gemeinsam von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Zusammen bilden sie die Ischigualasto-Formation, in der guterhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien gefunden wurden. Unter anderem entstammen diesem Gebiet einige der ältesten und bekanntesten Dinosaurierfunde.
Das Reservat Ischigualasto umfasst circa 8.000 Quadratkilometer und der Nationalpark Talampaya circa 2150 Quadratkilometer. Das Klima dort ist sehr trocken. Die Landschaft ist wüstenartig und von Büschen und großen Kakteen umgeben. Skulpturartige, kuriose und hohe Gesteinsformationen stehen beeindruckend in der einsamen Weite und lassen jeden Besucher verschwindend klein wirken.
Argentinien - Provinz La Rioja (April 2019)
„Der Weg ist das Ziel“...
Ein Spruch der in unseren Ohren ziemlich abgedroschen klingt und den wir beide eigentlich nicht mehr hören können. Doch trotz allem wandert dieser Satz beim Radeln permanent durch unsere Gedanken, denn gezielt gibt er das wieder, was wir tagtäglich auf unserer Reise empfinden.
Käuzchen, Alpaka, Vikunja und Maras...
Schon die Fahrt mit den Rädern zum Naturreservat Ischigualasto und zum Nationalpark Talampaya war für uns ein absoluter Genuss und ein Naturerlebnis besonderer Art.
Nachdem wir die turbulente Ruta 40 wieder verlassen hatten, ging es auf ruhigeren Landstraßen weiter. Wir radelten entlang einer Kordillere, an deren Hängen sich üppige Weinfelder und Reben voller reifer und fruchtiger Trauben reihten. In der Luft lag wieder der süße und gährige Geruch der überreifen Früchte, den wir so mochten. Mit Weintrauben überladene LKW‘s, die auf dem Weg zur Kelterei waren, zischten an uns vorbei. Wenn wir so vor uns hinradelten, dann flogen oft Scharen laut kreischender Papageien über unsere Köpfe hinweg. Und Pferde die sich scheinbar durch unsere rollenden Drahtesel animiert fühlten, lieferten sich mit uns ein Rennen und trabten im Galopp neben uns her. Oft schliefen wir in dieser Zeit des Nachts einfach am Wegesrand zwischen Büschen und Bäumen, wo wir unser Zelt unentdeckt aufstellen konnten. Wir genossen das einfache Leben unter freiem Himmel, bei angenehm warmen und sommerlichen Temperaturen.
Die Sonne stand schon tief und tauchte alles in ein warmes Licht, als wir am Abend des 13. April das Naturreservat Ischigualasto erreichten. Vor dem Eingang des Parks trafen wir auf eine Herde Guanakos, die entspannt am Wegesrand graste oder unbeirrt auf der Straße stand, um uns freundlich anzuglotzen.
Genauso entspannt und freundlich wie die Guanakos waren auch die argentinischen Mitarbeiter am Kassenhäuschen des Parks. Wir durften unser Zelt, vorerst ohne zu bezahlen, auf dem Gelände des Reservats aufstellen. Etwas irritiert hielten wir dort vergeblich nach weiteren Campinggästen Ausschau. Hatten wir uns doch zuvor schon gedanklich auf Massentourismus eingestellt, waren wir nun freudig überrascht hier mutterseelenallein zu sein. Erst später, als es schon dunkel war, fand sich dann doch noch ein Pärchen mit einem Zelt für die Nacht ein.
Da man das Reservat Ischigualasto nur in Begleitung eines erfahrenen Guide erkunden darf, buchten wir am Morgen eine Fahrradtour. Mit unserer sportlichen, jungen und etwas schüchternen Führerin, erkundeten wir dann auf rund 10 Kilometern Sand- und Schotterwegen die Umgebung. Anschließend besuchten wir im Park noch das kleine Museum. Die darin zu besichtigenden Fossilienfunde gaben Wissenschaftlern einst großen Aufschluss über die Artenvielfalt dieser einmaligen Wüstenlandschaft. Zu den Ausstellungsstücken zählten unter anderem Dinosaurierknochen.
Die Ischigualasto-Fundstätte gilt als einer der ältesten Dinosaurierfriedhöfe der Welt.
Fazit Ischigualasto:
Da wir leider nur wenig Spanisch verstehen und unsere Führerin im Park kein Englisch sprach, war die Tour mit dem Rad zwar insgesamt ganz nett, doch für uns leider wenig informativ. Zudem sahen wir innerhalb der zwei Stunden nur einen Bruchteil des eigentlich sehr spannenden und landschaftlich reizvollen Reservats.Da man das Reservat Ischigualasto nur in Begleitung eines erfahrenen Guide erkunden darf, buchten wir am Morgen eine Fahrradtour. Mit unserer sportlichen, jungen und etwas schüchternen Führerin, erkundeten wir dann auf rund 10 Kilometern Sand- und Schotterwegen die Umgebung. Anschließend besuchten wir im Park noch das kleine Museum. Die darin zu besichtigenden Fossilienfunde gaben Wissenschaftlern einst großen Aufschluss über die Artenvielfalt dieser einmaligen Wüstenlandschaft. Zu den Ausstellungsstücken zählten unter anderem Dinosaurierknochen.
Die Ischigualasto-Fundstätte gilt als einer der ältesten Dinosaurierfriedhöfe der Welt.
Fazit Ischigualasto:
Da wir leider nur wenig Spanisch verstehen und unsere Führerin im Park kein Englisch sprach, war die Tour mit dem Rad zwar insgesamt ganz nett, doch für uns leider wenig informativ. Zudem sahen wir innerhalb der zwei Stunden nur einen Bruchteil des eigentlich sehr spannenden und landschaftlich reizvollen Reservats.
Talampaya Nationalpark
Noch am Nachmittag des gleichen Tages, machten wir uns mit den Rädern auf den Weg, zum rund 90 Kilometerweit entfernten Nationalpark Talampaya.
Die Landschaft um uns herum blieb weiterhin grandios schön. Mit Rückenwind segelten wir in der warmen Abendsonne über die endlosen einsamen Weiten der felsigen Wüste, mit ihren unzähligen großen Kakteen und über die traumhaft schöne Straße.
Am Wegesrand trafen wir auf zwei süße Maras, die fröhlich durch die Gegend hoppelten und uns neugierig beäugten. Maras sind große Pampahasen (größer als Katzen) die zur Familie der Meerschweinchen gehören. In unseren Augen sind diese Tiere irgendwie eine drollige Mischung aus Känguru, Haase und Ferkel.
Auf der Hälfte der Strecke nach Talampaya stellten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit, nach einem fantastischen Tag mit traumhaften Sonnenuntergang, unser Zelt in einem trockenen Flussbett mit roter Erde, ganz in der Nähe der Straße auf.
Johannesbrotbäume und Felsmalereien im Canyon de Talampaya.
Als wir am nächsten Morgen erwachten war der Himmel leider grau und wolkenverhangen. Etwas missgelaunt krochen wir deshalb aus unseren Federn. Wochenlang schien zuvor die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Doch ausgerechnet an dem Tag, an dem wir den Nationalpark Talampaya, mit seinem spektakulären roten Felsen und dem Canyon erreichen würden, blieb das Licht für die Fotografen unter uns aus. Wir trödelten also rum und ließen uns entspannt Zeit, denn das Wetter verlangte keine Eile. Erst gegen Mittag sattelten wir unsere Pferdchen und ritten dem Nationalpark Talampaya weiter entgegen.
Die Strecke blieb nach wie vor atemberaubend schön. Immer wieder hielten wir an, um die fantastische Landschaft mit ihren farbenprächtigen, kargen, runden Hügeln, die durch Erosion, Wind und Wasser geformt wurden, zu bestaunen. Auch hier begegneten wir wieder Guanakos.
Kurz bevor wir am Nachmittag des Tages den Eingang des Nationalparks erreichten, riss die Wolkendecke plötzlich auf und es dauerte nicht lange, bis der Himmel in einem leuchtenden blau erstrahlte. Wiedermal konnten wir unser Glück kaum fassen. Gerade noch rechtzeitig kauften wir am Office zwei Tickets für die letzte Tour des Tages durch den Cañón de Talampaya. Ähnlich wie in Ischigualasto, waren auch in Talampaya erstaunlich wenig Touristen unterwegs. Scheinbar die perfekte Jahreszeit für einen Besuch.
Wir starteten die Tour zum Canyon de Talampaya zur Abwechslung mal mit dem Bus. Dort angekommen erkundeten wir zu Fuß das atemberaubende Terrain, mit seinen gigantischen steilen und leuchtend roten Felsen, die bis zu 150 Meter hoch und nahezu senkrecht in den Himmel ragten.
Während ich wie bescheuert und in Trance die vielen Säulen, Felswände, Malereien und Johannesbrotbäume fotografierte, wurde Elli sehr aufmerksam und liebevoll von den restlichen Teilnehmern der Tour (die alle aus Argentinien kamen) umsorgt und betüddelt. Akribisch wurde darauf geachtet, dass sie auch ja alles verstand was die Reiseführerin erzählte.
Wieder einmal waren wir mehr als begeistert, von der Freundlichkeit, der Aufmerksamkeit und der unaufdringlichen Gastfreundschaft der Argentinier.
Nachdem wir von dieser wundervollen Tour durch den Canyon zurückgekehrt waren, schlugen wir nach einem weiteren fantastischen Tag, unser Zelt auf dem Gelände des Nationalparks auf.
Beeindruckende Steilwände, Felsen und Säulen in Talampaya.