Sommer, Sonne, Sonnenschein...
Gut gelaunt radelten wir in den Parque Pumalin hinein.
Chile - Carretera Austral (16. - 17. Februar 2019)
Die Geschichte zum Parque Pumalin
Story: Douglas Thompkins
Der Parque Pumalin gehörte bis zum Jahr 2017 dem Amerikaner Douglas Thompkins (1943 Ohio/USA; † 2015 Chile) und seiner Frau Kristine (Ex General Managerin der Bekleidungsmarke Patagonia).
Thompkins hatte in den 1960er Jahren die Modemarken Esprit und The North Face mitgegründet. Da ihn die Geschäftswelt nicht mehr befriedigte, verkaufte er 1989 seine Anteile und war damit ein reicher Mann.
Er wechselte die Seite, denn er war der Meinung, dass wir Menschen den Planeten ruinieren.
„Die Menschen besitzen viel mehr Kleidung, als sie benötigen.“
1991 kaufte er in Patagonien ein erstes Stück Land. In den sieben darauffolgenden Jahren hatte er die heutige Fläche des Parque Pumalin beisammen. Mit insgesamt 4047 Quadratkilometern ist der Park fast halb so groß wie Korsika. Damals stieß er mit dem Kauf der Landflächen auf heftigen Widerstand, vor allem von Lokalregierungen. Doch er versprach, die Gebiete eines Tages zurückzugeben, um sie zu Naturreservaten zu machen. Das Ehepaar Thompkins gründete zudem die Umweltstiftung „Conservation Land Trust“.
Im Jahr 2015 starb der 72 jährige Douglas Thompkins bei einem tödlichen Unfall.
Beim Paddeln auf einem See mit Bekannten, kam plötzlich Wind auf, wodurch hohe Wellen verursacht wurden und die Boote umkippten. Er und zwei weitere Begleiter wurden mit Hilfe eines Hubschraubers aus dem Wasser geholt. Wenig später jedoch starb Thompkins in einem Krankenhaus (in Coyhaique-Chile) an den Folgen der Unterkühlung. Für die internationale Umweltbewegung ist er ein großer Verlust.
Tompkins galt als einer der größten privaten Grundbesitzer der Welt.
Im März 2017 überließ die Tompkins Conservation der chilenischen Regierung eine Fläche von insgesamt rund 40.400 Quadratkilometern, unter der Bedingung, dass Chile das Gebiet schützen muss. Veranlasst wurde die Spende von Thompkins Ehefrau Kristine. Es war die größte private Landspende, die es je in Lateinamerika gegeben hat.
Vulkan Corcovado (bei Chaitén/Chile)
Nicht nur Rio de Janeiro hat einen spektakulären Corcovado zu bieten...
Chile - Carretera Austral (16. - 17. Februar 2019)
Geschichte zum Parque Pumalin
Story: Kristine Thompkins
Kristine Thompkins (geb.1950 Kalifornien/USA) lernte Douglas Thompkins im Jahre 1969, im Alter 19 Jahren in Kalifornien kennen. Es war ihr erstes Collage-Jahr und sie benötigte dringend einen Job. Also fragte sie ihren Freund Yvon Chouinard, der ein bisschen älter war wie sie und schon eine eigene kleine Firma für Kletterausrüstung hatte. Doug war ein Freund von Yvon, die beiden kletterten zusammen. Sie begegnete Doug also in Yvons kleiner Strandhütte. Doug war damals verheiratet mit Susie. Die beiden bekamen später noch zwei Kinder. Er fiel ihr nicht weiter auf. Doch sie fand die ganze Kletter-Clique spannend.
Yvon hat ihr dann einen Job angeboten: Sie putzte Karabiner und schnitt Seile zu. Sie waren zu sechst in der Firma. Yvon und Doug waren dann irgendwann nach Patagonien zum Klettern gefahren. Kristine arbeitete einfach weiter und hielt die Stellung. Das war erstmal ihre Rolle. Nachdem die beiden aus Patagonien zurückgekehrt waren, beschloss Yvon, nicht nur Kletterausrüstung, sondern auch Mode für Kletterer zu machen. Mit 23 wurde Kristin General Managerin seiner Firma, die nun fortan Patagonia hieß, weil Yvon von der Reise so beeindruckt war. Die Firma wuchs und wuchs. Mit 28 Jahren wurde Kristine dann das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Firma Patagonia. Sie war ein ziemliches Arbeitstier. Sie genoss diese Zeit und erlebte durch den Job auch ihre ersten großen Reisen nach Europa. Während Yvon klettern ging, blieb sie im Büro und arbeitete.
Als sie 40 Jahre alt war, verließ sie ihren Mann, mit dem sie elf Jahre zusammen war. Mit Yvon und ein paar anderen Leuten ging sie auf Klettertour in Argentinien. Sie saßen in einem Restaurant, in einer winzigen Stadt im Süden des Landes, als Doug Tompkins, den sie zwar nie ganz aus den Augen verloren hatte, aber nur sehr selten irgendwo sah, hereinkam. Douglas hatte in der Zwischenzeit, seit den Tagen am Strand, als sie 19 war, zwei Firmen gegründet: The North Face, zusammen mit seiner damaligen Frau Susie und den Modekonzern Esprit. Die Generall Managerin von Patagonia und der Gründer von North Face trafen sich also zufällig in einem Restaurant in Südargentinien.
In diesem Restaurant lag zwischen Kris und Doug sofort etwas Besonderes in der Luft. Doug war gerade dabei, das erste Stück Land in Patagonien zu kaufen und sich von seinem alten Leben zu verabschieden. Denn er hatte das Gefühl, dass es Zeit war zu gehen. Er wollte keine Mode mehr produzieren, die die Menschen in Wahrheit nicht brauchten. Bei The North Face war er schon ausgestiegen. Dann verkaufte er seinen Anteil an Esprit an Susie, seine Ex-Frau.
Kristin flog erstmal zurück nach Kalifornien. Doch nicht viel später hat sie Doug auf der Farm besucht, die er in Chile gekauft hatte. Aus der Farm und dem Urwald drumherum wurde später der Pumalín-Park (Chile). Sie wollte damals nur zehn Tage bleiben, blieb letztlich aber fünf Wochen, flog anschließend wieder zurück und erklärte Yvon, dass sie bis zum Ende des Jahres von ihrem Posten zurücktreten wolle, um mit Doug zu leben und für den Naturschutz zu arbeiten.
Kris hörte an einem Freitag auf zu arbeiten und zog mit zwei kleinen Taschen in den Pumalín-Park. Damals war sie 42 Jahre alt.
Weiter ging es mit dem Pumalín-Park, als Doug und Kris von einem Viehzüchter Land abkauften. Doug fand das Land einfach wunderschön. Der Park reichte von der argentinischen Grenze bis ans Meer. Die Vegetation war sehr abwechslungsreich, schneebedeckte Berge, Wälder, Seen, Meer. Doch die Menschen reagierten empört. Niemand glaubte, dass sie ihr Geld investierten, bloß um die Natur zu schützen. Sie wurden als Paar, das Chile in zwei Stücke teilen wollte, bekannt. Die Menschen entwickelten Verschwörungstheorien. Der chilenische Präsident hieß damals Eduardo Frei Ruiz-Tagle. Auch er war sehr gegen das Engagement der Thompkins.
Es gab sogar Todesdrohungen gegen Doug. Doch er zweifelte nie daran, dass er sein Ziel erreichen könnte. Er hat es einfach versucht und er hat jeden Tag so gelebt, wie er es wollte. Sei es in seinen frühen Jahren als Kletterer, als er mit ganz wenig auskam, oder später in der Wildnis. Er war kühn und selbstbewusst. Er wollte die Welt verändern. Kein Detail war ihm zu klein, kein Vorhaben zu groß. Er war ein echter Abenteurer.
Bis zum zum Jahr 2005 haben die Thompkins im Pumalín-Park vor allem Bäume gepflanzt und begannen ausgestorbene Tiere wieder anzusiedeln. Wie zum Beispiel Jaguare und große Ameisenbären. Das war der größte Schritt überhaupt!
Bis zum heutigen Jahr, ist Kristin Thompkins dabei, das fertigzustellen, was sie das erste Kapitel ihres Arbeitslebens nennt. Sie wird darüber wachen, dass aus dem an Chile verschenkten Land, wirklich Nationalpark wird, damit dort Jaguare und viele andere Tiere leben werden. Sie wird versuchen, mit Dougs Tod klarzukommen und weitermachen um neue Naturprojekte finden.
Camping im Park Pumalin (Chile)
Chile - (Februar 2019)
Insel Chiloe
Nachdem wir die Carretera Austral hinter uns gelassen hatten, machten wir einen Tagesausflug zur Insel Chiloe und fuhren dort auf der Suche nach Walen mit dem Boot hinaus aufs Meer. Leider ließen sich keine Wale blicken, doch dafür sahen wir Pinguine, Seerobben und viele tolle Vögel.
Alle Vögel sind schon da... (Tagesausflug Chiloe / Chile)
Eine Seerobbe auf der Insel Chiloé (Tagesausflug Chiloe/Chile)
Chile / Argentinien - Region Los Lagos(Chile) bis Provinz Neuquén (Argentinien) - 25. Februar - 05. April 2019
Unterwegs auf der Autobahn
Nachdem wir die Carretera Austral in Chile nun hinter uns gelassen hatten, fuhren wir mit den Rädern weiter Richtung Norden. Zuvor überlegten wir, welche Route wir einschlagen könnten. Wir recherchierten deshalb im Netz und stießen dabei auf die Information, dass es in Chile zwar nicht erlaubt, jedoch geduldet ist, mit dem Fahrrad auf der Autobahn zu fahren. Natürlich wollten wir das gleich mal testen... :) Wir starteten in Puerto Varas und nahmen gleich hinter der Stadt die Auffahrt auf die berühmte Panamericana (Ruta 5), in der Hoffnung mit unserem Wagnis nicht sofort im Verkehrsfunk zu landen. Etwas misstrauisch traten wir in die Pedalen, doch als wir den ersten Radfahrer auf dem Seitenstreifen der Gegenfahrbahn sahen, entspannten wir uns allmählich. Wie auch schon in Mexiko, wurden wir nun auch in Chile, an den Mautstellen der Autobahn freundlich durchgewunken. Selbst die Polizei, an der wir mehrmals vorbeifuhren, hatte keine Einwände. Entlang der Panamericana konnten wir jetzt mit unseren Rädern so richtig Strecke machen. An Kommunikation war allerdings nicht zu denken. Wegen der enormen Geräuschkulisse beschallten wir uns von morgens bis Abends deshalb mit Musik. Unsere Mittagspausen verbrachten wir genau wie die PKW und Truckfahrer in diversen Tankstellenshops und strampelten von einem Motel zum nächsten. Das ein oder andere Mal landeten wir dabei auch in dubiosen Stundenhotels und so kam es auch schon mal vor, dass wir an der Rezeption dieser zwielichtigen Etablissements verwundert und lächelnd mit der Frage: „Wieviele Stunden möchten sie bleiben?“ empfangen wurden. In den extrem parfümierten Zimmern, amüsierten wir uns dann köstlich über die Jacusies (Whirlpools) und das interessante Bildungsprogramm im Fernsehen...
Unterwegs auf der Autobahn (Panamericana Chile)
Nach vier Tagen auf der Schnellspur verließen wir wieder die Autobahn und beschlossen die Anden in Richtung Argentinien besser schon bei der Stadt Victoria und nicht erst hinter Santiago de Chile zu queren. Denn dort würden uns statt eines Passes von 1900 Metern, viel extremere Bedingungen und eine Höhe von 3200 Metern erwarten.
Nachdem wir den Pass und die Berge bewältigt hatten, erreichten wir die Grenze zu Argentinien. Die Landschaft änderte sich jetzt abrupt. Wir fanden uns plötzlich in einer trockenen, unwirklichen Gegend wieder. Die Landschaft bestand aus hohen aufeinander geschichteten Felsen, auf denen hübsche Araukarien wuchsen. Araukarien sehen ein wenig wie künstliche Tannenbäume aus und gehören zur Gattung der Koniferen.
Mit unseren Rädern rollten weiter entlang der Ruta 40. Auf dieser hügeligen, trockenen und einsamen Strecke, stockte uns teilweise der Atem. Nicht nur weil der extreme Wind wieder zurück war, sondern weil die Landschaft um uns herum so unglaublich gewaltig und wunderschön war. Tiefe Canyons, steile Klippen und rote Felsen ließen uns glauben, irgendwo im wilden Westen der USA zu sein. In dieser weiten endlosen Einöde machten wir uns jeden Moment auf einen Meteoriteneinschlag oder die Landung einer außerirdischer Kapsel gefasst.
Araukarien-Bäume in der Region Neuquén (Argentinien)
Argentinien - Provinz Mendoza (18.- 20. März 2019)
Grand Canyon-Feeling in Argentinien - Unsere Tour durch den Cañón del Atuel
Bei San Rafael besuchten wir auf Empfehlung einer argentinischen Freundin den „Cañón del Atuel“. Der beeindruckende Cañón del Atuel“ ist eine riesige imposante Schlucht, die rund 70 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle nur 20 Meter breit ist. An einigen Stellen ist der Cañón sogar 300 Meter tief. Er erstreckt sich zwischen den beiden Stauseen El Nihuil im Westen und dem Valle Grande im Osten. Wasser, Wind und Erosionen haben die Wände der Schlucht im Laufe der Jahrhunderte geformt.
Unterwegs im Cañón del Atuel (Provinz Mendoza - Argentinien)
Mit unseren Rädern fuhren wir auf Schotterwegen durch die fantastische Schlucht entlang senkrechter Wände mit bunten Felsformationen und großen Kakteen. Am Ende des Canyons kämpften wir uns auf steilen Serpentinen wieder nach oben und erreichten ein Plateau, von dem aus sich ein grandioser Blick über das beeindruckende „Valle Grande“ und den darin liegenden türkisfarbenen Stausee bot.
Auf der Schotterpiste trafen wir dann auf zwei ausgebuffte Esel. Sie standen mitten auf der Piste, sodass jedes Auto unweigerlich vor ihnen zum stehen kommen musste. Wir beobachteten die Esel eine ganze Weile und mussten lachen, denn so wie es aussah waren sie modernen Wegelagerer und die Robin Hoods der Neuzeit. Tatsächlich bekamen sie von den Insassen aller zwangsgestoppten Fahrzeuge etwas zu fressen. Als wir uns ihnen dann schließlich näherten, ließen sich sogar streicheln.
Hier die zwei gewieften Wegelagerer. Die Robin Hoods der Neuzeit.
Kakteen und wunderschöne Felsformationen im Cañón del Atuel (Provinz Mendoza - Argentinien)
Blick ins Valle Grande (Cañón del Atuel)