Von Mexiko nach Patagonien - (26. November 2018)
Planänderung
Ganz nach dem Motto: „Wir machen unsere Reise durch die Welt wie sie uns gefällt“, hatten wir uns aus verschiedenen Gründen für eine Änderung unserer Route entschieden.
Wie es dazu kam:
Als wir mit unseren Rädern noch über den Asphalt Kaliforniens rollten, da fragten wir uns, ob wir es wirklich innerhalb der geplanten achtzehn Monate bis nach Ushuaia in Argentinien schaffen könnten. Viel länger dürften wir bis dort hin nicht unterwegs sein, denn sonst würde es in Patagonien zu kalt werden.
Da man die Strecke zwischen Alaska und Feuerland ganz theoretisch wegen der Jahreszeiten in eineinhalb Jahren bewältigen muss, wir jedoch insgesamt zwei Jahre zur Verfügung hatten, war es irgendwie jammerschade nun durch all die spannenden Länder hetzen zu müssen, nur um am Ende noch vor dem Winter in Feuerland einzutreffen.
Doch noch in Kalifornien kam Elli mit einer genialen Idee um die Ecke. Sie machte den Vorschlag schon im November 2018 von Mexico City nach Ushuaia (Argentinien) zu fliegen, um von dort aus wieder zurück nach Mexiko zu Pedalen.
Ich musste einige Minuten über diese Idee nachdenken, doch dann erkannte ich plötzlich all die vielen Vorteile dieses ach so genialen Planes. Denn zum einen würden wir dann in der perfekten Jahreszeit in Ushuaia (Argentinien) starten und zum anderen hätten wir anschließend mehr Zeit, um all die anderen Länder zu bereisen. Zudem würde sich mit ein bisschen Glück, vielleicht auch die politische Lage in Nicaragua wieder etwas entspannen.
Soweit so gut...
Doch an Ellis genialer Idee gab es noch einen klitzekleinen Haken. Denn in Patagonien würde uns der stärkste Wind der Welt direkt von vorn in die Fresse wehen.
Unsere Entscheidung: Am 26. November 2018 flogen wir nun also von Mexico City nach Buenos Aires und anschließend nach Ushuaia. Von nun an pedalten wir mit aller Macht gegen den Wind.
Die „Tour de Miez“ war eben anders, deshalb nannten wir sie von nun an:
„Mit dem Fahrrad von Alaska nach Feuerland oder so ähnlich...“
Argentinien (28. November - 02. Dezember 2018)
Buenos Aires
Am 26. November 2018 flogen wir von Mexiko City nach Buenos Aires. Völlig übermüdet und mit plattgesessenen Hintern, kamen wir nach über 30 Stunden am Flughafen an. Da es jedoch kein einziges Taxi gab, dass groß genug war unser ganzes Gepäck samt Räder zu transportieren, waren wir gezwungen getrennt und mit zwei Taxis in die Stadt zu fahren.
Für den Besuch von Buenos Aires hatten wir uns unwissentlich ausgerechnet den Zeitpunkt des G20 Gipfels ausgesucht. Das Chaos war also vorprogrammiert. Überall gab es lange Staus. Autos standen Stoßstange an Stoßstange, während sich auf der Straße so gut wie nichts bewegte. Ein Konzert der Hupen lag über der Stadt.
Auch mein Taxifahrer stimmte nun freudig mit ein und betätigte noch dazu permanent die Lichthupe. Dessen Sinn erschloss sich mir allerdings nicht. Er gestikulierte wild mit seinen Flossen und fluchte laut vor sich her. Als dann nach einer guten Stunde im Stau auch noch jemand den Seitenspiegel des Taxis touchierte, war es mit seiner Geduld endgültig vorbei. Wütend und schnaubend wie ein Stier, ließ er die Seitenscheibe herunter und machte den Fahrer des anderen Wagens so richtig zur Sau. Doch auch der war gut in Form und blaffte wortgewandt zurück. Als die Filmreife Szene nach rund fünf Minuten abgedreht war, hielt der Taxifahrer mir flehend seine Zigarettenschachtel entgegen und bettelte darum Rauchen zu dürfen. Selig zog er anschließend an seiner Kippe, um sich wieder zu beruhigen. Auf dem Rücksitz des Taxis grinste ich derweil in mich hinein. Noch keine zwei Stunden waren wir in der Stadt, doch schon jetzt musste ich an den kuriosen argentinischen Episodenfilm „Wild Tales - Jeder dreht mal durch!“ denken.
Am nächsten Morgen machten wir uns in Buenos Aires zu Fuß auf den Weg, um die Stadt des Tangos zu erkunden. Klassisch wie zwei Touris bewaffneten wir uns mit einem Stadtplan und liefen mit der Kamera um den Hals durch die Gegend. Während wir durch die geschäftigen Straßen des Stadtviertels Recoleta schlenderten, vergaßen wir völlig, dass wir uns in Lateinamerika befanden. Wir blickten in viele vertraute Gesichter und fühlten uns plötzlich wieder nach Europa katapultiert. Für uns war Buenos Aires eine wundervolle Mischung aus Barcelona, Rom, Paris und Berlin. Eine Stadt mit eleganten Flair, in der es viele tolle Cafés, Restaurants und Geschäfte gab. An den Schaufenstern der Patisserien drückten wir uns immer wieder die Nasen an den Auslagen platt, denn leckere Kuchen, Gebäckspezialitäten und Pralinen waren nicht nur ein Genuss für unsere Gaumen sondern auch für die Augen.
In den darauffolgenden Tagen erkundeten wir weiterhin die riesige Stadt Buenos Aires und ließen uns durch die Viertel wie: Palermo, San Telmo, La Boca und Balvanera treiben. Wir liefen soviel, dass unsere Füße höllisch schmerzten.
Wir besichtigten den Friedhof „La Recoleta“, auf dem auch die legendäre Eva Duarte de Perón beigesetzt wurde. Sie war die First Lady Argentiniens und die zweite Frau des Präsidenten Juan Perón. Auch heute noch pilgern unzählige Menschen zu dem Ort ihrer Ruhestätte. Trotz der vielen Touristen, die auf dem Friedhof herumliefen, um das Grab der Evita Péron zu suchen, war die Atmosphäre wahnsinnig eindrucksvoll, denn Abseits der Touristenpfade entdeckten wir freiliegende Särge und geöffnete Gruften.
Inzwischen hatten wir sogar unsere persönliche Rangliste der schönsten Friedhöfe, die wir weltweit bisher sehen durften :
Platz 1: „Recoleta Cemetery“ in Buenos Aires
Platz 2: „Cementerio de Montjuic“ in Barcelona
Platz 3: die Friedhofsinsel „Isola di San Michele“ in Venedig
Platz 4: ein kleiner Friedhof in Sorata (Bolivien) auf dem nicht nur die Särge frei lagen sondern zum Teil auch die Gebeine der Verstorbenen (ein schauriges Erlebnis)
Nachdem wir in Buenos Aires den wirklich sehenswerten Friedhof im Stadtteil Recoleta erkundet hatten, liefen wir rüber nach San Telmo, dem ältesten Viertel der Stadt. In San Telmo stehen viele schöne koloniale Häuser, im Stil des 19. Jahrhunderts. Kunstgalerien, Street-Art-Bilder und bis spät in die Nacht geöffnete Bars verleihen dem alten Viertel Szeneflair. Auf der Defensa gibt es eine wunderschöne alte Markthalle und zahlreiche Antiquitätengeschäfte. Die Straße verläuft mitten durch die Plaza Dorrego, auf der es Touristen sonntags zum Flohmarkt zieht. Wir ließen uns dort nieder und vergaßen die Zeit, denn stundenlang sahen wir einem leidenschaftlichen Paar gedankenverloren beim Tango tanzen zu.
Schon seit langem hatten wir uns auf den Besuch des „El Ateneo“ gefreut. Das „El Ateneo“ ist ein riesiger Buchladen, der sich in einem historischen Gebäude befindet, das ursprünglich mal ein Theater war. Bereits in den 1920er Jahren wurde das Theater in ein Kino umgewandelt. Im Jahr 2000 eröffnete dann schließlich das „El Ateneo“.
Der außergewöhnliche Buchladen ist wirklich sehenswert, denn in der Kulisse des alten Theaters gibt es ein nettes Café, Logen mit Sitzecken zum lesen und begehbare Ränge die mit Büchern gefüllt sind.
El Ateneo - Der berühmte Buchladen in Buenos Aires...
Am nächsten Tag waren aufgrund des G-20 Gipfels in Buenos Aires fast alle Geschäfte, Restaurants und Cafés geschlossen. Um Chaos zu vermeiden, wurden die Bewohner der Stadt im Vorfeld dazu angehalten, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Am Plaza San Martin versammelten sich jedoch schon in den frühen Morgenstunden die ersten Demonstranten. Doch alle anderen Straßen waren geisterhaft leer. Für uns waren die Tage während des Gipfels ein Ereignis ganz besonderer Art. Aber vor allem waren sie sehr touristenfreundlich, denn man konnte überall mitten auf der Straße stehen um zu fotografieren.
Am 03.Dezember 2018 verabschiedeten wir uns von der wundervollen Stadt und flogen samt Räder im Gepäck nach Ushuaia.
Argentinien - Feuerland (03.-09. Dezember 2018)
Ushuaia - Das Ende der Welt
Ushuaia befindet sich in der Inselwelt von Feuerland an der Südspitze Südamerikas. Die an einem steilen Berghang gebaute, windgepeitschte Stadt liegt zwischen dem Gebirgszug der Montes Martial und dem Beagle-Kanal. Sie ist der Ausgangspunkt für Kreuzfahrten in die Antarktis und zu beliebten Pinguinkolonien.
Die Nähe zum Feuerland-Nationalpark und die einzigartige Natur der Umgebung verhalfen Ushuaia zu einem erheblichen Touristenaufkommen. Da fast alle Waren über weite Strecken in die Stadt gebracht werden müssen, gilt Ushuaia als eine der teuersten Städte Argentiniens und Südamerikas.
Schon der Anflug auf die südlichste Stadt des Kontinents war spektakulär. Während sich das Flugzeug turbulent auf die Landung vorbereitete, wurde in der Reihe vor uns schon gekotzt. Wir sahen aus dem Fenster und blickten auf hohe vernebelte Berge. Bei der Vorstellung hier mit dem Rad fahren zu müssen, wurde auch uns nun übel. Wir bekamen regelrechtes Muffensausen.
Nach der Landung in Ushuaia bauten wir noch am Flughafen unsere Räder wieder zusammen. Alles lief wie geschmiert, doch als wir dann losradelten stellten wir jedoch fest, dass Ellis Vorderrad einen Platten hatte. Wir rollten also wieder zurück, luden im Gebäude den ganzen Krempel vom Rad und wechselten den Schlauch. Als wir dann zum zweiten Mal losradelten stellten wir fest, dass nun auch mein Hinterrad einen Platten hatte. Kichernd fuhren erneut zurück in das Gebäude und behoben Platten Nummer zwei. Beim dritten Anlauf hatte es dann geklappt und wir verließen lachend den Flughafen.
Schon vor den Toren des Hafens war die Landschaft beeindruckend. Mit ihren schroffen Bergen und den hübschen Holzhäusern erinnerte sie uns an Skandinavien oder Alaska. Es war ungewohnt kalt und der Himmel sah dramatisch aus. Ein rasantes Wechselspiel aus Sonne und Wolken. Als es dann plötzlich anfing zu Nieseln, erschienen am Horizont zwei wunderschöne Regenbögen.
Das Ende der Welt sah anders jedoch aus als gedacht. Hatten wir doch hier eher ein kleines Kaff bestehend aus Baracken und Bretterbuden erwartet, fanden wir uns nun in einer sympathischen kleinen Stadt mit bunten Holzhäuschen und einer hübschen Kirche wieder. Ushuaia hatte eine tolle Atmosphäre und die schneebedeckten Berge boten dazu eine wundervolle Kulisse. In den Straßen der Stadt tummelten sich jede Menge Wanderer und Kreuzfahrt-Touristen.
Die Tage in Feuerland waren zu dieser Jahreszeit angenehm lang und hell. Schon um 4 Uhr morgens ging die Sonne auf und erst gegen 23 Uhr wieder unter. Im Dezember befanden wir uns mitten im Sommer. Trotz allem waren die Temperaturen winterlich.
Feuerland
Von Ushuaia aus machten wir mit den Rädern einen Ausflug in den nahe gelegenen Nationalpark „Terra del Fuego“. An diesem Tag schien die Sonne vom Himmel, doch es wehte ein kräftiger Wind. Da der Weg zum Nationalpark über eine unbefestigte Schotterpiste führte, sahen wir durch die rücksichtslos vorbeibretternden Autos schon nach wenigen Kilometern aus wie Sau.
Auf dem Weg durch den Park, kamen wir an der historischen Eisenbahn vorbei, die zwischen 1901 und 1941 der Überstellung von Sträflingen nach Ushuaia diente. Heutzutage kutschiert die nostalgische Dampfeisenbahn jedoch Touristen aus aller Welt durch die malerische Landschaft. Die Fahrt mit der Bahn führt vorbei an Buchenwäldern, Torfmooren und Wasserfällen und bietet noch dazu einen spektakulären Blick über die Berge.
Nachdem wir die Eisenbahn besichtigt hatten, radelten wir dem Ende der Welt entgegen. Wir erreichten die Bucht am Beagle-Kanal und gingen zur Abwechslung mal Wandern. Die kurzen Wege führten dabei durch dichte Südbuchenwälder. Wie bei uns zu hause im Mai, sprossen überall kleine bunte Blümchen aus dem Erdreich. In der warmen Sonne picknickten im Gras und beobachten dabei Seemöwen und Kormorane, die sich am Ufer der Bucht tummelten. Erst gegen Nachmittag fuhren wir auf der staubigen Piste wieder zurück nach Ushuaia.
Im Nationalpark „Tierra del Fuego“
Argentinien / Chile - Feuerland und Patagonien (09.- 26. Dezember 2018)
Unser Start in Feuerland - Von Ushuaia bis zur Magellanstraße
Am 09. Dezember 2018 starteten wir unsere große Tour durch Feuerland. Theoretisch wäre Ushuaia das Ziel und das Ende unserer Reise gewesen, doch jetzt wurde aus dem Ende ein neuer Anfang. Von nun an folgten wir der Straße Richtung Norden.
Als wir Ushuaia in den frühen Morgenstunden verließen, warteten vor den Toren der Stadt schon die ersten hohen Berge. Ganz im Gegensatz zu Elli war ich an unserem ersten Radtag jedoch alles andere als gut drauf. Denn während sie gut gelaunt und voller Elan die Berge hinaufpeeste, hatte ich alle Mühe irgendwie an ihr dran zu bleiben. Die Landschaft um uns herum war atemberaubend schön, doch das kalte Klima machte mir sehr zu schaffen. Schon immer war ich was Kälte anging sehr empfindlich. Für mich gab es nichts schlimmeres als zu frieren. Allein die Gedanken daran nun monatelang mit dem Fahrrad durch die Kälte fahren zu müssen, entzogen mir völlig die Energie. Beim Radeln schmerzten die Hände und ich spürte kaum noch meine Füße. Nach unserer Reise durch Mexiko kam mir Feuerland nun wie eine Verbannung nach Sibirien vor. Doch irgendwie musste ich einen Weg finden um mich mit dem kalten Klima zu arrangieren, denn die warme Tropen waren für lange Zeit nicht in Sicht.
Auf unseren Rädern kurbelten wir die Berge immer weiter hinauf bis wir die Schneegrenze erreichten. Ein eisiger und straffer Wind wehte uns um die Ohren. Die Landschaft erinnerte an Alaska. Die beiden Enden des Kontinents hatten in unseren Augen sehr viel Ähnlichkeit, nur das im Süden die Elche und die Bären fehlten.
Am späten Nachmittag radelten wir entlang des riesigen Lago Fagnano, bevor wir nach sportlichen 100 Kilometern den Campingplatz für die erste Nacht erreichten.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten...Jeder hat mal einen schlechten Tag!
Am nächsten Morgen war es bitterkalt. Es kostete sehr viel Überwindung aus unseren wohlig warmen und gemütlichen Schlafsäcken herauszukriechen. Wir pellten uns warm an und stecken die Nasen vorsichtig aus dem Zelt. Auf dem riesigen Campingplatz waren wir mutterseelenallein. Mit noch müden Augen bereiteten wir das Frühstück zu. Alles lief wie immer Hand in Hand. Schon lange bedurfte es keiner großen Worte mehr, denn jeder Handgriff saß.
Wir setzten uns auf einen umgestürzten Baumstamm und schlürften heißen wohltuenden Kaffee. Wir genossen die Stille des Morgens und die Ruhe vor dem großen Sturm.
Nach dem Frühstück brachen wir auf und fuhren Richtung chilenische Grenze. Vorerst radelten wir durch eine hügelige Landschaft. Es ging vorbei an Wäldern deren Bäume mit dichtem hellen Moosen behangen waren. Später wurde das Land jedoch offen, weit und flach. Starker Wind wehte über die saftig grünen Wiesen, auf denen Rinder, hübsche Pferdchen und jede Menge Merinoschafe standen, die pausenlos blökten. Doch von nun an sahen wir auch viele Guanakos. Guanakos gehören zur Familie der Kamele. Sie waren scheu und neugierig zugleich. Die Tiere sprangen problemlos über hohe Zäune und schienen keine Grenzen zu kennen. Sie glotzen uns unverblümt an und schimpften laut, wenn wir uns erlaubten in ihrem Revier Pinkeln zu gehen. Irgendwie waren diese Viehcher witzig und erinnerten uns an Mordillo Zeichentrickfiguren.
Nachdem wir die chilenische Grenze passiert hatten, fuhren wir in den darauffolgenden Tagen entlang einer 100 Kilometer langen und kräftezehrenden Schotterpiste. Die Landschaft um uns herum war spektakulär, denn die Strecke führte entlang der traumhaft schönen Meeresbucht „Bahía Inútil“. Vom Rad aus konnten wir in dem wilden Meer jede Menge Wale und Delfine beobachten. Immer wieder kreischten wir los, wenn wir eine Walfontäne über dem Wasser erblickten. Aufgeregt wedelten wir dann mit unseren Zeigefingern durch die Gegend, zumindest soweit der starke Wind dies zuließ. Die Windböen waren erbarmungslos. Immer wieder verpassten sie uns heftige Schellen und drängten uns sekundenschnell von der Piste. Pausenlos kämpften wir gegen Windmühlen. Doch trotzdem juchzten wir vor Freude auf unseren Rädern und genossen das wunderbare Gefühl von Freiheit, entlang der einsamen und rauen Küste.
Als wir schließlich den Ort Povenir erreichten, nahmen wir die Fähre über die Magellanstraße nach Punta Arenas.
Von Punta Arenas radelten wir nach Puerto Natales. Auch dieser Streckenabschnitt war traumhaft schön. Fortwährend fanden wir tolle wilde Zeltplätze in der Natur. Die Landschaft veränderte sich nur schleichend. Wir radelten entlang wunderschöner Seen in denen rosafarbene Flamingos standen und vorbei an Wiesen auf denen Nandus umherstaksten. (Nandus sind Straußenähnliche flugunfähige Vögel)
Das Weihnachtsfest verbrachten wir in einem gemütlichen Hostel, in der Stadt Puerto Natales.
(Geschichte folgt irgendwann)
Die Radmiezen feierten den 2. Weihnachtsfeiertag 2018 auf dem Rad. (Hier auf dem Weg zum Torres del Paine Nationalpark (Patagonien)
Argentinien / Chile - Patagonien (Dezember 2018)
Vom Winde verweht in Patagonien - Wind, windiger, noch windiger, Sturm
Der Wind in Feuerland und Patagonien war wirklich ein Kapitel für sich. Man muss ihn selber erleben, um sich eine Vorstellung von der enormen und beängstigenden Kraft machen zu können. Er ist wirklich extrem.
Oft standen wir schon um 4 Uhr morgens auf um schon einige Kilometer gefahren zu haben, bevor wir wieder durch die Hölle mussten.
In der Regel setzte gegen 6.30 Uhr am Morgen ein seichtes Lüftchen ein. Aus dem seichten Lüftchen wurde dann gegen 9.30 Uhr ein kräftiger Wind. Um die Mittagszeit war dann an Kommunikation zwischen uns nicht mehr zu denken, denn Patagonien war laut, so richtig laut... Der Wind wehte uns ohrenbetäubend um die Ohren. Ab 14.30 Uhr konnte von Wind dann keine Rede mehr sein. Von dort an kämpften wir fluchend und kräftezehrend gegen einen Orkan.
Mit maximal 6 Stundenkilometern kamen wir teilweise nur noch voran. Selbst steile Abfahrten auf denen wir unter normalen Bedingungen mit fünfzig Sachen herunter gebrettert wären, waren nun kein Spaß mehr. Denn auch hier mussten wir kräftig und mit aller Macht in die Pedalen treten, um überhaupt ins Rollen zu kommen. Immer wieder drängten uns unbeschreiblich starke Böen von der Straße. Wir segelten dabei förmlich über die Piste und stürzten anschließend in den Straßengraben. Häufig mussten wir die Räder aus Sicherheitsgründen schieben, jedoch wurden uns die Drahtesel dabei fast aus den Händen gerissen. Die schwer beladenen Räder hoben dann fast vom Boden ab und segelten davon. Wenn der Wind dann plötzlich doch von der Seite kam, hielten wir mit vollem Körpereinsatz und in Schräglage dagegen. Ließ der Wind dann plötzlich nach, kamen wir ins schleudern. Auf stärker frequentierten Straßen war dies nicht ganz ungefährlich. Wir waren heilfroh das wir zu zweit waren, denn nur so konnten wir uns immer wieder motivieren.
Könnt ihr den Wind sehen?
Blick auf die Torres del Paine (Chile) Wat für‘n Glück wir doch mit dem Wetter hatten... :)
Lupinen... Wild und wunderschön. Ein herrlich schöner Frühlingsduft lag in der Luft.
Silvester 2018/19 feierten die Radmiezen in El Calafate (Argentinien) ihren 10.000’sten Kilometer.
Argentinien - Patagonien (02. Januar 2019)
Perito Moreno
Der Perito-Moreno ist ein riesiger Gletscher, der sich in den südamerikanischen Anden, im Südwesten Patagoniens befindet. Benannt wurde er nach dem argentinischen Geografen Perito Moreno. Der Gletscher gehört zu den größten Touristenattraktionen Argentiniens und ist daher ziemlich gut besucht. Interessanter Weise zieht sich der Perito-Moreno, im Gegensatz zu den anderen Gletschern der Region nicht zurück. Vom höchsten Punkt, dem Cerro Pietrobelli (2950 m), erstreckt er sich über sagenhafte 30 Kilometer, bis hin zum türkisfarbenen Lago Argentino. Insgesamt hat er eine Fläche von unglaublichen 254 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Die Stadt Potsdam hat eine Fläche von 188,61 Quadratkilometern. Bei unserem Besuch sahen wir also im wahrsten Sinne das Wortes, nur die Spitze des Eisberges.
Neben der gewaltigen Eisfront des Gletschers fühlten wir uns winzig klein.
Argentinien - Patagonien (02. Januar 2019)
Die Tour zum Perito Moreno
In El Calafate buchten wir mit Spannung eine Tour zum Perito Moreno und fuhren die 80 Kilometer zum Nationalpark „Los Glaciares“ ausnahmsweise mal nicht mit dem Rad, sondern mit dem Bus.
Ganz ohne Wind und wohlig warm, ließen wir uns zur Abwechslung mal durch die Gegend kutschieren. Während unsere nette Reiseleitung Natalia auf der Fahrt dorthin viel interessantes erzählte, machten wir Radmiezen es uns mit Schnittchen und Keksen in der letzten Reihe des Busses bequem. Einige Kilometer vor dem Gletscher verließen wir widerwillig unsere gemütlichen Plätze und wechselten auf einen großen Katamaran.
Frierend und bibbernd standen wir nun auf dem Deck des riesigen Schiffes, dass uns zu der gewaltigen Gletscherfront des Perito Moreno schipperte. Trotz Massentourismus, der täglich bis zu 2000 Menschen in den Nationalpark bringt, war die Atmosphäre ruhig und entspannt. Der Katamaran war das einzige Boot auf dem Wasser.
Langsam näherte sich das Schiff der gigantischen Kalbungsfront, während uns der Atem vor Ehrfurcht stockte. Die bis zu 80 Meter hohe und rund 4 Kilometer breite Eiswand, ragte eisig und mächtig vor uns empor und schimmerte in den verschiedensten Blautönen. Je älter das Eis, desto dunkler das Blau. Wir waren fasziniert und beeindruckt von der unglaublichen Schönheit des mächtigen Giganten. Das Eis war mit riesigen Spalten und Rissen durchfurcht. Je näher wir dem Gletscher kamen, desto frostiger wurde die Luft. Es war schneidend kalt. Eisschollen trieben durch das milchig blaue Wasser. Schneebedeckte Berge und dunkle Wälder perfektionierten die atemberaubende Kulisse.
Nach der Fahrt mit dem Katamaran ging es weiter mit dem Bus. Wir fuhren zu einer 8 Kilometer weit entfernten Aussichtsplattform, von der aus man einen fantastischen Blick über die gesamte Front des Gletschers hatte. Trotz der vielen Menschen war die Atmosphäre auch hier angenehm und entspannt.
In dem Park gab perfekt angelegte Wege die über Treppen zu weiteren Aussichtspunkten führten.
Während wir auf den Aussichtsplattformen standen, zerbersteten immer wieder Teile des Gletschereises mit großer Gewalt. Wenn der Gletscher Kalbte wurde es ohrenbetäubend laut. Es krachte und grollte so stark, dass man dachte ein Haus würde zusammenstürzen. Wenn die riesigen abgebrochenen Eisbrocken dann spektakulär ins Wasser platschten, erzeugten sie mächtige Wellen.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Bus aufgedreht und fröhlich wieder zurück nach El Calafate.
Der Besuch des Perito Moreno war der absolute Wahnsinn. Ein phänomenales Schauspiel der Natur. Noch lange blieb der Ausflug in unseren Köpfen. Er war ein wahres Highlight unserer Reise.
Als besonderen Kick kann man sich am Perito Moreno ein Gläschen „Whisky on the Rocks“ gönnen.
(natürlich mit dem uralten Eis vom Gletscher)
Argentinien - Patagonien (03. - 06. Januar 2019)
Highway to Hell - Zwischen El Calafate und El Chaltén
Tag:1
Am 03. Januar radelten wir von El Calafate weiter in Richtung El Chaltén. El Chaltén ist ein rasant wachsender touristischer Bergort im Süden Argentiniens und liegt unmittelbar an der Grenze zu Chile. Da der Ort direkt am Nationalpark Los Glaciares und zu Füßen der berühmten patagonischen Berge Cerro Torre und Fitz Roy liegt, ist er das Trekking-Mekka schlechthin.
Von El Calafate waren jedoch erstmal gute 214 Kilometer zu Radeln. Wir starteten gleich nach dem Frühstück und segelten die ersten 30 Kilometer, dank des Rückenwindes, förmlich dahin. Immer wieder bot sich während der Fahrt einen fantastischer Blick auf den leuchtend blauen Lago Argentino und die daniederliegenden schneebedeckten Berge der Anden. Das Panorama war grandios.
Als wir nach 30 Kilometer Segeltörn an einer Kreuzung dann jedoch die Richtung wechselten, war es mit dem entspannten Fahrvergnügen abrupt vorbei. Von nun an kämpften wir wieder gegen Windmühlen. Wir waren genervt von dem unermüdlichen Wind und stöhnten mal wieder laut auf.
Bis zum späten Nachmittag radelten wir gerade mal 60 Kilometer. Deprimiert und ausgepowert suchten wir in der offenen stürmischen Steppe einen Zeltplatz für die Nacht. Unter einer Straßenunterführung wurden wir fündig. Als das Zelt dann halbwegs windgeschützt stand, kochten wir uns zur Belohnung einen heißen Tee und blickten über das weite karge Land.
Der gigantische Cerro Fitz Roy ( 3406 Meter ). Wir nannten ihn einfach „Fritz“.
Argentinien - Patagonien (03. - 06. Januar 2019)
Highway to Hell - Zwischen El Calafate und El Chaltén
Tag: 2
Schon um vier Uhr Morgens klingelte uns der Wecker im Zelt wieder aus den Federn. Mit müden und geschwollenen Augen blickten wir uns groggi an. Wortlos einigten wir uns daraufhin auf eine weitere Runde Schlaf und legten uns wieder aufs Ohr. Doch um fünf Uhr schlüpften wir dann schließlich aus uns dem Zelt. Draußen war alles noch ruhig und auch der Wind schien noch in den Federn zu liegen. Beim Frühstück strahlten uns die ersten Sonnenstrahlen des Tages entgegen. Trotz allem war es bitterkalt. Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren weiter durch die hügelige Steppe. Immer wieder trafen wir auf neugierige Guanakos, die uns wie gehabt unverblümt anglotzten. Wir sahen jedoch auch viele Skelette dieser Tiere, die geisterhaft in den Zäunen hingen. Wir fragten uns wie sie wohl verendet waren.
Den gesamten Vormittag über kurbelten wir uns einen langen Anstieg hinauf. Gegen Mittag erreichten wir dann eine Hochebene die von einer kargen Berglandschaft umgeben war. Ein breiter Fluss bahnte sich in der Mitte seinen Weg. Vorerst hatten wir wieder Rückwind und radelten deshalb gut gelaunt an den grünen Ufern des Rio La Leona entlang.
Als wir den Lago Viedma erreichten blies uns der Wind allerdings wieder schneidend kalt entgegen. Doch das Panorama rund um den riesigen See war grandios. Wir hatten gute Sicht auf die Gebirgskette der Anden und blickten auf den markanten Cerro Fitz Roy, der majestätisch zwischen all den anderen Bergen emporragte.
Als wir weiterfuhren wurde der Wind zunehmend stärker. Er entwickelte sich zu einem regelrechten Orkan, der uns mit unvorstellbar starker Kraft entgegen wehte. Krasse Böen drängten uns immer wieder von der Straße, sodass das Radfahren zur echten Tortur wurde.
Nach rund 75 Kilometern waren wir mit unseren Kräften völlig am Ende. Fix und fertig standen wir mit den Rädern in dem ohrenbetäubenden Sturm und hielten nach einem windgeschützten Platz Ausschau. Es machte keinen Sinn, weiter so mühevoll gegen den Orkan zu kämpfen. Zwischen Hügeln entdeckten wir eine tiefe Mulde. Zwar war es in der Mulde nicht so stürmisch wie auf der Straße, doch alles andere als windstill. Nur mit Mühe stellten wir unser Zelt auf. Anschließend kochten wir uns etwas zu essen, doch auch das war in dem Sturm kein Spaß. Überall war Sand. In den Tassen, in den Töpfen in den Taschen und schließlich auch im Essen.
Nach diesem anstrengenden und kräftezehrenden Tag fielen wir schon bald darauf knülle in unsere Schlafsackfedern. Doch der Wind zerrte und rüttelte noch die ganze Nacht unermüdlich an unserem Zelt. Ohrenstöpsel waren in Patagonien Gold wert.
Argentinien - Patagonien (03. - 06. Januar 2019)
Highway to Hell - Zwischen El Calafate und El Chaltén
Tag: 3
An diesem Tag standen wir wieder in aller Herrgottsfrühe auf und verließen in den sandigen Platz in der windigen Steppe. Noch immer hatte der Sturm kaum nachgelassen. Trotz allem traten wir hochmotiviert in die Pedalen, denn bis zum Abend wollten wir das nur noch 80 Kilometerweit entfernte Dorf El Chaltén erreichen.
Die Strecke führte weiter über Hügel und entlang des riesigen Lago Viedma, der von den Anden und schneebedeckten Bergen umgeben war.
Irgendwann überholten wir auf der Strecke ein junges Radler-Pärchen, dass während unseres Frühstücks schon an uns vorbeigefahren war. Das Pärchen schaute ziemlich missgelaunt drein und zog schon um diese frühe Uhrzeit einen mächtigen Flunsch. Als wir das sahen waren wir heilfroh, dass wir Radmiezen trotz der extremen Bedingungen immer noch lachen konnten.
Bereits um 10.00 Uhr brachte sich der Sturm sich so richtig in Fahrt und wehte uns mit unbeschreiblicher Kraft entgegen. Nach kräftezehrenden 25 Kilometern machten wir dann die erste Pause am Straßenrand und kauerten dabei in den Büschen um Schutz zu finden.
Zurück auf der Piste holten wir schließlich noch einen weiteren Reiseradler ein. Wir zollten dem armen Kerl unseren allergrößten Respekt, denn er war mutterseelenallein unterwegs und kämpfte sich genau wie wir unkoordiniert und in Schlangenlinien durch die windige Pampa. Die arme Sau sah völlig verzweifelt aus. In dem ohrenbetäubenden Sturm war an Konversation zwischen ihm und uns allerdings nicht zu denken. Doch mit aller Kraft in der Stimme schrie ich ihm zu: „ THAT’S THE ROAD TO HELL!“ („Das ist der Weg in die Hölle“). Daraufhin begannen wir alle drei zu lachen, obwohl uns eigentlich zum Heulen zumute war. Unsere Knie waren inzwischen weich wie Butter und unsere Hände schmerzten vom intensiven festhalten der Lenker.
Irgendwann begegneten wir wieder dem Radler-Pärchen mit dem „Flunsch“ vom Morgen. Es hatte inzwischen aufgegeben und zischte auf dem Rücksitz eines Geländewagens, samt aufgeladener Räder, gemütlich an uns vorbei, während wir uns mit bescheuerten Sportsgeist ehrgeizig weiter auf der windigen Piste entlangkurbelten.
Gegen Mittag wurde der Sturm zum absoluten Horror. Die Fahrt, wenn man sie überhaupt noch als solche bezeichnen konnte, glich einem Martyrium. Irgendwann hielt auf dem Seitenstreifen vor uns ein Kleinwagen. Die Insassen waren eine liebevolle Oma, deren zwei Töchter und ihre Enkelin. Die vier Frauen plapperten wild und aufgeregt durcheinander. Scheinbar waren sie um unser Wohl und auch um das des Solo-Reiseradlers mehr als besorgt. Lächelnd gaben wir den netten Frauen jedoch zu verstehen, das alles in Ordnung war und bedankten uns für ihr Mitgefühl. Wir verabschiedeten uns von den verständnislosen und kopfschüttelnden Damen und schlängelten uns weiter auf der stürmischen Straße entlang. Bis nach El Chaltén waren es nur noch läppische dreißig Kilometer, doch bei dem Orkan ein unerreichbares Ziel. Zu allem Übel zog nun auch noch Regen auf. Wir entschieden uns deshalb noch eine weitere Nacht im Zelt zu verbringen, bevor wir die letzten Kilometer nach El Chaltén in Angriff nehmen würden.
Als wir das Zelt dann erneut im Sturm an einem Fluss aufgestellt hatten, traf auch der Solo-Reiseradler bei uns ein. Unentschlossen und verzweifelt blickte er uns fragend von der Straße aus an. Doch plötzlich hielt neben ihm ein Campingwagen. Der Fahrer des Campers nahm unseren Radfreund schließlich mit nach El Chaltén. Das Fahrrad und das Gepäck waren schnell verladen. Zum Abschied winkten wir unserem Freund und Leidensgenossen noch freudestrahlend entgegen und gönnten ihm die bequeme Fahrt im warmen Auto.
El Condor Pasa...
Mit bis zu drei Metern Spannweite, ist der Anden-Kondor der größte flugfähige Vogel Südamerikas.
Rechts unten im Bild: Das kleine Dorf El Chaltén, am Fuße des Fitz Roy.
Argentinien - Patagonien (03. - 06. Januar 2019)
Highway to Hell - Zwischen El Calafate und El Chaltén
Tag: 4
An diesem Morgen standen wir gegen 5.00 Uhr auf. Schon im Zelt war klar, dass es draußen noch immer stürmisch und kalt war. Inzwischen hatte Elli sich eine Erkältung zugezogen. Wir fühlten uns unendlich groggi und müde von der tagelangen Tortur gegen den Wind. Als wir dann widerwillig aus dem Zelt schlüpften wehte uns der Sand erbarmungslos um die Ohren. Der feine Staub kroch in jede Ritze und war nicht nur für uns eine große Belastung, sondern auch für das Equipment. Besonders die Reißverschlüsse des Zeltes litten unter dem Sand. Sie ließen sich kaum noch öffnen und schließen.
Da wir keine Lust auf Sand zwischen den Zähnen und knirschenden Kaffee hatten, ließen wir das Frühstück einfach weg. Wir packten stattdessen unsere sieben Sachen, sattelten die Pferdchen und ritten die letzten 30 Kilometer nach El Chaltén. Schon gegen 6.30 Uhr saßen wir wieder auf dem Rad. Der Himmel über den Anden hing voller dunkler Wolken die dramatisch von der Sonne angestrahlt wurden. Die Kulisse war trotz der Widrigkeiten atemberaubend schön.
Wir radelten entlang des strahlend blauen Lago Viedma, in dessen Wasser einige große Eisbrocken schwammen.
Es war fürchterlich kalt. Unsere Hände und Füße schmerzten vor Kälte. Beschwerlich kämpften wir uns die ersten 17 Kilometer voran, bis wir hinter einem windgeschützten Hügel eine Pause einlegten. Wir kramten den Kocher aus der Tasche und machten uns einen Kaffee. Still saßen wir auf den kalten Felsen und genossen die ersten warmen Sonnenstrahlen. Während wir da so saßen und in die Ferne blickten, segelten plötzlich riesige Anden-Kondore mit circa 3 Meter Spannweite, dicht über unsere Köpfe hinweg.
Nach dem Frühstück kurbelten wir weiter. Nur noch wenige Kilometer trennten uns von El Chalten. Trotz allem gingen mir (Nadine) auf einmal alle Lichter aus. Mir wurde kotzübel und meine Beine zitterten. Erschöpft legte ich das Rad beiseite und kramte ausgepowert zwei Dosen Thunfisch aus der Tasche, die ich anschließend gierig in mich hineinlöffelte. Als es mir dann schließlich wieder besser ging, kurbelten wir weiter. Gegen Mittag erreichten wir endlich laut jubelnd jedoch auf dem Zahnfleisch kriechend, das kleine Dorf El Chaltén am Fuße des Fitz Roy.