Tag 17: Von Denham nach Monkey Mia und zurück (53 km) - 24. Nov. 2024
Um 4.30 Uhr klingelte unser Wecker im Zelt, auf dem Shark Bay Caravan-Park in Denham. Wir striegelten unsere Zähne und packten eine Radtasche für den Tagesausflug nach Monkey Mia. Gegen 5.15 Uhr saßen wir auf unseren Rädern. Auf der Strecke war es noch herrlich ruhig und angenehm warm. Die Sonne ging am Horizont auf und lachte uns entgegen, während wir wieder über Hügel, durch das Buschland auf und ab radelten. Nach 26 entspannten Kilometern mit Rückenwind, erreichten wir gegen 6:30 Uhr die andere Seite der Halbinsel und den kleinen Ort Monkey Mia.
Monkey Mia liegt auf der Peron Halbinsel in Westaustraliens Shark Bay World Heritage Area. Eigentlich besteht Monkey Mia nur aus einem Campingplatz, einer Touristeninformation mit Shop und einem Restaurant, doch der Ort ist berühmt für die wildlebenden Delfine, die am Vormittag mehrfach an den Strand kommen, um sich aus der Hand füttern zu lassen. Die Ranger füttern die frei lebenden Tiere an, indem sie ihnen täglich zu drei verschiedenen Uhrzeiten zwischen 8 und 13 Uhr Fisch geben. Als wir dort ankamen, hatten sich am Strand und auf dem Jetty sich schon einige Touris eingefunden, die Ausschau nach Delfinen und Schildkröten hielten. Wir gesellten uns dazu. Es dauerte nicht lange, bis auch wir die erste Schildkröte im klaren Wasser des Meeres entdeckten.
Nach dem ersten Erlebnis gingen wir erstmal Frühstücken. Anschließend warteten wir am Strand mit allen anderen Touris, gespannt auf die Delfine. Es dauerte eine ganze Weile, doch dann waren die ersten Rückenflossen in der Ferne zu sehen. Die Großen Tümmler, kamen ganz dicht an den Strand herangeschwommen. Es waren eine Delfin-Mama und ihr kleines Baby. Sie verbrachten einige Zeit im seichten Wasser vor unserer Nase und wir konnten ihnen direkt in die Augen sehen. Etwas später kam noch ein dritter Delfin dazu. Wir waren völlig berührt und freuten uns wahnsinnig, Delfine so hautnah erleben zu können. Was für ein schönes Erlebnis! Für 10:00 Uhr hatten wir dann einen Ausflug mit einem großen Katamaran gebucht, um mit ein bisschen Glück, auch noch Dugongs (Seekühe) im Meer zu entdecken.
Kaum waren wir an Bord des Katamarans, ging es auch schon los. Wieder sahen wir jede Menge Delfine im Wasser. Aber auch einen Emu (Strauß), der in der Nähe des Strandes im Wasser stand und wie ein Sonntagsgast badete. Dann schwamm eine große Seeschlange an uns vorbei. Vor der Küste Monkey Mia’s gibt es kein Riff, aber viel Seegras, welches die Dugungs pausenlos mampfen (circa 50 Kilogramm am Tag). Das Seegras soll mehr Sauerstoff als der Regenwald im Amazonas produzieren. Der riesige Katamaran wurde von zwei jungen, australischen Frauen gesteuert. Die Kapitänin hielt Ausschau und navigierte uns schließlich zu den Seekühen. Wow! Wir sahen jede Menge Dugongs, die immer wieder auftauchten und an der Wasseroberfläche nach Luft schnappten. Was für ein toller Ausflug! Nach zweieinhalb Stunden trabten wir glücklich von Bord. Am Nachmittag radelten wir dann bei straffen Gegenwind zurück nach Denham.
Tag 18: Mit dem Fahrrad von Denham nach Carnarvon (196 km)
- 25. November 2024
Für den heutigen Montag hatten wir eigentlich eigentlich eine Tour in den wunderschönen Dirk Hartog Island Nationalpark bei Denham gebucht. Doch leider wurde diese aus ungenannten Gründen gekänzelt. Wir entschlossen uns deshalb weiterzuradeln. Um die 130 Kilometer Wegstrecke zurück zum Overlander Roadhouse und zurück zum Highway 1 nicht zweimal Radeln zu müssen, buchten wir einen Shuttlebus, der uns auch schon im letzten Jahr samt Bikes, zur genannten Kreuzung gefahren hatte. Unser Wecker klingelte deshalb schon um 2:30 Uhr morgens im Zelt. Wir packten unsere Sachen zusammen und trafen unseren Fahrer Roger (einen langbärtigen, älteren Aussi, like ZZ Top) am Informationszentrum. Gegen 5:15 Uhr erreichten wir das Overlander Roadhouse. Wir sattelten unsere Räder und fuhren los. Schon jetzt war es herrlich warm. Leicht bekleidet radelten wir nur in Shorts und Trägershirts. Allmählich ging zu unserer Rechten, über dem einsamen Buschland, am Horizont die Sonne auf. Wir waren mutterseelenallein. Hier und da flogen Vögel an uns vorbei oder huschten Echsen über die Straße.
Das Buschland um uns herum, mit seiner tief roten Erde, den grünen Büschen und den goldgelben Gräsern, war wunderschön. Still kurbelten wir etwas müde vor uns hin. Gegen 7:30 Uhr frühstücken wir wieder irgendwo im nirgendwo, neben der Straße. Wir kochten Kaffee und futterten unser Müsli, während wir glücklich das Gefühl von absoluter Freiheit und Zufriedenheit inmitten der Natur genossen. Nach rund 75 geradelten Kilometern, erreichten wir gegen 10:00 Uhr morgens das Overlander Roadhouse mitten im „Nichts“. Es war Zeit für ein zweites Frühstück. Wir bestellten Kaffee und Eier auf Toast. Auf dem Fahrrad ist man immer hungrig. Nochmals dick die Sonnencreme aufgetragen, ging es nach einer guten Stunde weiter. Inzwischen zeigte das Thermometer fast 30 Grad im Schatten, den es auf dem Rad natürlich nirgends gab. Bis zu unserem Tagesziel Carnavon waren nun noch circa 120 Kilometer zu radeln. Es wurde heiß. Wir schwitzen und trieften, doch der seitliche Rückenwind schob uns zum Glück mit etwas frischerer Meeresluft voran.
Gegen 14.00 Uhr waren wir schon wieder hungrig wie die Löwen. Wir machten deshalb nochmal Pause auf einem Rastplatz. An einem der überdachten Picknicktische kochten wir uns etwas zu Essen. Dann ging es wieder weiter. Hier und da rauschten nun wieder dicke Roadtrains und große Camper an uns vorbei. Noch immer saßen wir auf unseren Rädern, als die Sonne gegen 19:00 Uhr am Horizont unterging. Am Morgen hatten wir der Sonne zu unserer Rechten „Hallo“ gesagt und am Abend sagten wir ihr nun zu unserer Linken „Tschüss“. Wir mussten darüber lachen. „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann radeln sie noch immer…“ Inzwischen schmerzten unsere Knie und Hintern. Gegen 20.00 Uhr erreichten wir in der Dunkelheit schließlich Carnavon. Wir plünderten als erstes den Shop der Tankstelle am Ortseingang und kauften kalte, zuckersüße Getränke und Chips. Zur Feier des Tages gönnten wir uns nach rund 200 geradelten Kilometern ein Zimmer in einem Motel mit einem richtigen Bett. Fix und foxi aber glücklich schliefen wir darin ein…
Tag 19: Pausentag in Carnavon (25km) - 26. November 2024
Nach einem straffen 200 Kilometer Radtag, gönnten wir unseren müden Beinchen in der Kleinstadt Carnavon einen Pausentag. Nachdem wir aufgestanden waren, radelten wir in das kleine Zentrum. Es gab ein nettes, kleines asiatisches Café mit einem deftigen Radmiezenfrühstück. Wir hatten Nachholbedarf und bestellten deshalb Reis mit Hühnerfleisch, dazu Orangensaft und Obstsalat. Anschließend sahen wir uns in der eigentlich ganz hübschen Kleinstadt, die am Meer liegt, um. Es gab einen Supermarkt, einen coolen Surfshop, einen Laden für Arbeitsbekleidung, einen Friseur und ein paar Läden mehr. Die Uferpromenade war wirklich schön und sehr geschmackvoll angelegt. Vom Meer wehte uns ein kräftiger Wind entgegen. Wir radelten ein bisschen durch die Gegend, um ein paar Eindrücke einzufangen. Es gab ein kleines Viertel wo Aborigines lebten. Hier und da begegneten wir ihnen auf der Straße. Oftmals grölten uns die Natives, die eigentlich nie allein unterwegs waren, etwas von weitem zu. Ehrlich gesagt wussten wir nie so genau, ob sie gerade auf Drogen waren oder ob das zum allgemeinen Ton gehörte. Die meisten Wohnhäuser sahen super schlampig aus. Im Supermarkt schaute das Verkaufspersonal dann schon mal sehr genau hin, wer da so durch die Regale schlich und wer was in die Hand nahm. Auch wir mussten unsere Rucksäcke vorzeigen, was für Australische Verhältnisse schon sehr außergewöhnlich war. Wir beobachten die Szenerie. Wir hatten den Eindruck, dass die Natives gerade Sozialhilfe bekommen hatten. Zahltag! An den Geldautomaten war reger Betrieb, sowie im Woolworth-Supermarkt und im Spielwarenladen. Als wir in der Stadt alles erledigt hatten, radelten wir gegen Nachmittag nochmal ein Stück aus der Kleinstadt heraus, denn hier gab es irgendwo einen kleinen Kaktusgarten zu besichtigen. Wir rollten gemächlich durch die Nachmittagshitze, vorbei an riesigen Obstplantagen mit Mangobäumen und Melonen- und Kürbisfeldern. Überall blühten Büsche in bunten, prächtigen Farben und Vögel flatterten umher. Wir erreichten den kleinen, privaten Kaktusgarten auf einer Obstplantagenfarm. Wir waren mutterseelenallein und sahen uns etwas schüchtern auf dem Farm um. Die riesigen Kakteen waren wirklich toll. Eine alte Scheune oder Garage war zu einer rustikalen, kultigen Freiluftbar umgebaut worden. Nostalgische, rostige Dinge und Sammlerstücke hingen an Wänden, an Decken oder standen irgendwo im Garten oder zwischen den Kakteen umher. Nach unserem kleinen Ausflug radelten wir gemächlich zurück zu unserem Motel und verbrachten dort noch eine zweite Nacht, bevor es in allerherrgottsfrühe auf dem Rad weiter Richtung Norden ging…
Tag 20: Mit dem Fahrrad von Carnavon bis Minilaya Roadhouse
(137 Kilometer) - 27. November 2024
Ach wie gut das man morgens nicht schon weiß, was der Tag alles so bringt…
Schon um 2:00 Uhr morgens klingelte unser Wecker im Motelzimmer in Carnavon. Wir mussten in der Nacht starten, denn es würde ein langer Radtag mit über 40 Grad werden. Um kurz nach 3:00 Uhr saßen wir gewappnet, mit insgesamt 10 Liter Wasser, einem Liter Kokossaft und zwei 1 l-Flaschen Limos für uns beide auf dem Rad. Dazu noch Essen und Snacks. Die nächste Einkaufsmöglichkeit auf der Strecke, war das 140 Kilometer entfernte Minilya-Bridge-Roadhouse. Dort wollten wir gegen Mittag eintreffen und in dem klimatisierten Shop, mit kühlen Drinks in der Hand ausharren, bis die Temperaturen gegen 16:30 Uhr wieder ein paar Grad abnehmen würden und wir dann vielleicht noch 50 Kilometer weiterradeln konnten. So der Plan…
Wir radelten also im Dunkeln los. Es waren angenehme 26 Grad. Auf dem Highway waren wir noch mutterseelenallein. Der Sternenhimmel über dem weiten Buschland war unglaublich. Unsere Scheinwerfer leuchten den Weg. Hier und da hopsten Kängurus vor uns über die Straße oder raschelten erschrocken in den Büschen umher. Gegen 4:30 Uhr setzte das Morgengrauen ein. Der Rand des östlichen Horizonts färbte sich erst rosa und grau und später orange und hellblau. Dann ging die goldene Sonne auf. Nur ab und an fuhren große Roadtrains, Pickups oder Camper an uns vorbei. Alles lief prima, wir radelten mit seitlichen Rückenwind dahin. Irgendwann stellte ich (Nadine) auf der Strecke fest, dass ich meinen Fahrradcomputer verloren hatte und dann begannen wir damit, die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Vergeblich! Der Fahrradcomputer war schon alt und hatte eine längst überholte Technik, doch mein Herz hing an ihm, denn er war so viele Jahre und so viele Kilometer mit uns zusammen geradelt. Ohne Fahrradcomputer musste es also weitergehen. Gegen 8:00 Uhr morgens erreichten wir nach rund 80 geradelten Kilometern, einen netten Rastplatz mit überdachten Picknicktischen. Schon jetzt zeigte das Thermometer 36 Grad im Schatten. Wir frühstückten erstmal, kochten Kaffee und relaxten ein wenig.
Gegen 9:00 Uhr ging es dann vom Rastplatz weiter. Bis zum Minilya Roadhouse waren jetzt noch circa 60 Kilometer durch fast schattenloses Buschland zu kurbeln. Wir mussten also Gas geben, bevor es zu heiß wurde. Nach rund 10 Kilometern hing Elli (Ilka) in der Hitze plötzlich mächtig durch. Ihr war übel und sie schnappte nach Luft. Zudem hatte mein Hinterrad einen Platten. Wir hielten an einem Rastplatz ohne Tische und ohne schattenspendender Überdachung. Elli kauerte sich in den Schatten unter einen kleinen Busch, während ich in der prallen Sonne den Schlau wechselte. Bhoaaa…, der Schweiß lief an unseren Körpern nur so herunter. Während wir mit uns und der Hitze mächtig zu tun hatten, kam ein Auto auf den Rastplatz gefahren. Der Fahrer war ein netter Typ aus Köln, der von Beruf Feuerwehrmann war. Gut gelaunt quatschte er uns überschwänglich zu. Er erkannte die Situation nicht und plapperte munter vor sich hin. Als er weg war, fragte ich Elli, ob wir nicht die 10 Kilometer zurück zu dem Rastplatz mit den überdachten Tischen radeln wollten, um dort auszuharren. Sie verneinte. Wir radelten also weiter. In der prallen Sonne auf dem Rad fragte ich Elli dann unterwegs, wie lange sie es normalerweise bei einem Aufguss in der Sauna normalerweise aushält und sie antwortete: „Na vielleicht so zehn Minuten. Wieso fragst du?“ Und ich sagte: „Na weil wir den Aufguss jetzt nicht mehr verlassen können!“ Und so war es dann auch…
Nachdem der Platten repariert war und wir nun wieder auf den Rädern saßen, kamen gerade mal 5 weitere Kilometer voran, als dann Elli heulend meinte: „Ich kann nicht mehr! Mir ist schlecht!“ Ok, wir mussten also wieder anhalten und und irgendwo ein wenig Schatten suchen. Die Bäume und Büsche trugen kaum Bätter. Wieder kauerten neben der Straße unter lichten Geäst, das nur mäßig Schatten spendete. Inzwischen zeigte das Thermometer 43 Grad im Schatten. Es war der pure Wahnsinn! Bei mir gingen alle Alarmglocken an. Bis zum rettenden Roadhouse waren es nur 25 Kilometer, doch wir konnten einfach nicht weiter. Wir harrten eine Weile aus. Ein Auto hielt am Straßenrand. Die nette, australische Fahrerin, dessen Mutter aus Deutschland kam, fragte ob wir Wasser benötigen. Wir sagten nicht nein, denn unser Wasser in den Flaschen war schon heiß wie Tee. Wir zischten das kühle Nass schnell weg, bevor wir wieder unseren „Tee“ tranken. Ich bekniete Elli weiterzuradeln, damit wir aus der lebensbedrohenden Hitze kommen würden. Wir starteten einen neuen Versuch, doch nach circa 3 Kilometern landeten wir wieder unter einem Baum, im Halbschatten unter spillerigen Blättern. Elli heulte und hatte Schüttelfrost. Es ging ihr wirklich schlecht. Nur 22 Kilometer vor dem Roadhouse, mit Klimaanlage, kalten Getränken, Fritten und Burgern, mussten wir also ausharren und warten bis die Sonne langsam unterging und es irgendwann etwas kühler werden würde. Ich ’nen „Gonso“ und Elli Übelkeit! Es dauerte nicht lange, dann hatten wir beide bei 45 Grad, mit mächtigen Kopfschmerzen und Übelkeit zu kämpfen. Da saßen wir nun…
Wir hatten pausenlos Durst und tranken viel. Doch die süßen Getränke waren jetzt ausgeschlürft und unser Vorrat an heißen Wasser wurde weniger. Der Shop des Roadhouses schloss um 18:30 Uhr. Bis dahin mussten wir es erreicht haben, denn ohne Wasser wären wir völlig aufgeschmissen. Am Nachmittag war es noch immer unglaublich heiß. Elli war nicht in der Lage zu fahren. Ich musste also erstmal alleine zum Roadhouse radeln, damit wir Wasser hatten. Völlig dehydriert kurbelte ich mit schlechtem Gewissen und noch eineinhalb Liter Wasser in der Flasche los. Mir wehte ein starker Wind entgegen. Mein Schädel hämmerte und die Sonne brannte unerbittlich. Auch ich hatte nun Schüttelfrost und war von Übelkeit geplagt. Immer wieder hielt ich in dem starken Wind an, um zu trinken. Irgendwann waren es nur noch 5 Kilometer bis zum Roadhouse. Ein Katzensprung sollte man meinen. Doch ich wusste kaum, wie ich es erreichen sollte und mein Wasser war nun alle. Ich quälte mich Meter für Meter weiter und machte mir gleichzeitig große Sorgen um Elli, die vermutlich noch irgendwo unter dem Busch kauerte und fragte mich, ob sie denn wohl genug Wasser haben würde. Ich war keine 100 Meter mehr vom Minilya Bridge Roadhouse mehr entfernt. Trotzdem musste ich nochmal anhalten. Wahnsinn, da ging absolut nichts mehr. Die Muskeln waren unglaublich müde. Völlig Banane stieg ich nach meiner Ankunft vom Rad. Ich war enttäuscht, denn so wie es aussah, hatte der Shop schon geschlossen. Vor dem Eingang stand ein riesiger Kühlschrank. In meiner Panik und Besorgnis, quatschte ich an der Tankstelle eine junge Familie in einem Pick Up an und bat sie darum, meiner Freundin, die circa 20 Kilometer entfernt mit dem Fahrrad unterwegs und etwas krank war, Wasser zu geben, zumal der Shop ja geschlossen war. Sie sagten ja ja und fuhren irgendwann los. Wie sich später herausstellte, hatten sie nicht angehalten! Ich wollte lieber Nummer sicher gehen und quatschte noch einen weiteren Australier mit einem kleinen Mädchen an und bat auch ihn darum, meiner Freundin Wasser zu geben. Irgendwann entdeckte ich in meiner Dehydrierung, dass der Eingang des Shops sich nicht wie noch im Jahr zuvor auf der Vorderseite befand, sondern auf der Rückseite. Meine Güte!!! Mir viel ein Stein vom Herzen. Ich sprang in den Shop und kaufte acht 1,5 l Flaschen Wasser für je umgerechnet 5,30 Euro und noch dazu ein paar kalte Limos. Ich drückte dem Aussi mit seiner kleinen Tochter eine Flasche Wasser und zwei Limos für Elli in die Hand und hoffte, dass das kühle nass sie bald erreichen würde. Die Sonne ging unter und ich wartete in der nun angenehmen Wärme im Abendrot, auf der Brücke über dem trockenen Fluss, sehnsüchtig auf Elli. Laut kreischende Kakadus versammelten sich in den großen Eukalyptusbäumen und hübsche, farbige Pfauen, die zum Minilya Roadhouse gehörten, schrieen durch die Gegend. Elli war gegen 17:00 Uhr losgeradelt. Als sie circa 10 Kilometer vorangekommen war, stoppte vor ihr ein riesiger Roadtrain mit drei Anhängern am Straßenrand. Der gut gelaunte Fahrer namens Alec, sprang aus seinem Truck heraus und fragte Elli, ob sie etwas benötigte. Elli fragte: „Hast du vielleicht kaltes Wasser?“ und er antwortete: „Ähhh neee…, aber ich habe das hier…“ Er holte eine Tüte Energiepulver aus der Kabine. Elli löffelte lachend etwas davon in ihr Tee heißes Wasser. Dann hielt der junge, drahtige, tätowierte Trucker Elli freudestrahlend sein Handy vor die Nase und zeigte ihr sein Gravelbike, mit dem er in der nächsten Woche nach Italien fliegen würde, um dort zu radeln. Na hoffentlich wusste er auch, dass dort Winter war… Als Elli weiterradelte hielt wenig später neben ihr noch nette Aussi mit seiner kleinen Tochter. Sie übergaben Elli nun zum Glück die zwei kalten Limos und die kalte Flasche Wasser. Es war fast schon dunkel, da sah ich von der Brücke am Minilya Roadhouse in der Ferne endlich das Scheinwerferlicht von Ellis Fahrrad näher kommen. Glücklich fielen wir uns auf der Brücke in die Arme. Was für ein Tag…!!! Zur Feier dieses verflixt heißen Tages, gönnten wir uns nochmal eine Kabine in einem der Container des Roadhouses, um wenigstens für einige Stunden zu schlafen, denn schon um 1:00 Uhr Nachts wollten wir wieder aufstehen und weiterfahren, um der Hitze und dem Wind zu entgehen. Was man halt so Urlaub nennt…:)
Tag 21: Mit dem Fahrrad vom Minilya Roadhouse nach Coral Bay (98 km)
- 28. November 2024
Um 1:00 Uhr in der Nacht klingelte also schon wieder unser Wecker, im Container-Zimmer des Miniliya Bridge Roadhouses. Groggi und müde machten uns einen Kaffee und packten dabei unsere sieben Sachen zusammen. Kurz nach 2:00 Uhr saßen wir dann auf den Rädern. Kaum hatten wir das Roadhouse hinter uns gelassen waren wir wieder im „Nichts“ unterwegs. Der Himmel hing voller Sterne und ein mäßiger, lauer Wind wehte uns entgegen. Nach wenigen Kilometern nahmen wir in der Dunkelheit den Abzweig nach Coral Bay. Seicht ging es nun gegen den Wind, die Hügel hinauf. Es war eine weise Entscheidung wieder so früh in der Nacht zu starten, auch wenn wir hundemüde und groggi waren. Denn durch die Tour im letzten Jahr wussten wir, das das Gebietet das wir nun durchfuhren, aus zum Teil verbrannten Buschland bestand, indem es nirgends Schatten gab. Im Anschluss daran folgte ein Landschaftsgebiet das an Patagonien erinnerte. Hier gab es starke Winde, fiese Böen und nur eine raue Graslandschaft und kleine Büsche. Wir radelten wortlos und angestrengt vor uns hin. Der Mond ging erst spät auf. Die goldene Sichel erschien am Horizont. Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel. Vor unseren Scheinwerfern sprangen wieder einige Kängurus über die Straße. Trotz der Anstrengung war die Fahrt durch die Nacht wieder unglaublich eindrucksvoll und schön. Gegen 4:30 Uhr setzte das Morgengrauen ein. Wir befanden uns nun dem Gebiet, dass uns so sehr an Patagonien erinnerte. Nur die großen, terrakottafarbenen Termitenhügel passten nicht ganz nach Südamerika. Wir kurbelten weiter durch das einsame, karge, hügelige, Buschland. Der Wind blies uns entgegen, doch wir wollten uns nicht beklagen, denn im letzten Jahr kämpfen wir hier auf den Bikes gegen einen wahrhaftigen Sturm. Es wurde heller und der Horizont goldener. Wenn wir ab und zu anhielten, um etwas zu trinken, stürzten sich hunderte von Fliegen auf uns. Sie krabbelten in unsere Ohren, in unsere Nasen, in unsere Augen und freuten sich über unsere feuchte, salzverkrustete Haut.
Australien ist ein Kontinent der Extreme. Hitze, Fliegen, Wind, hügeliges Land, Roadtrains, Buschfeuer, lange Strecken ohne Wasser und Einkaufsmöglichkeiten und dazu diese unglaubliche, jedoch nicht immer gefahrlose Natur. Auf dem Rad bekommt man all diese Naturgewalten besonders stark zu spüren. Dabei kommt man auch schon mal an seine Grenzen. Doch das Reisen auf dem Rad ist einmalig. Es ist unglaublich intensiv, eindrucksvoll und schön. Es ist jedoch auch krass strapaziös und hart. Mal ist es zum lachen und mal zum heulen. Egal wie beschwerlich der Weg zum Ziel ist, man muss jedes Mal selbst darum kämpfen es zu erreichen, denn niemand wird einem zum Ziel tragen. Alle Anstrengungen werden jedoch unglaublich belohnt. Man ist eins mit der Natur. Man kann alle Gerüche wahrnehmen, die Sonne, den Wind, den Regen oder die Kälte auf der Haut spüren und einfach das pure Leben schmecken. Ein kaltes Getränk, ein kleiner Ort, ein richtiges Bett, die Sterne, der Mond oder auch ein traumhafter Strand, werden dann zu einem richtigen Highlight.
In der Morgensonne kurbelten weiter durch das hügelige Buschlandschaft mit den unzähligen, terrakottafarbenen Termitenhügeln. Das Timbuktu der Termiten. (Termiten sind staatenbildende Insekten die zu Schaben gehören) Irgendwann näherten wir uns unserem Ziel. An einer Kreuzung bogen wir ab. Bis zum Paradies Coral Bay, dass direkt am Ningaloo Riff liegt, waren nur noch 12 Kilometer zu kurbeln. Nun hatten wir endlich Rückenwind und konnten den müden Beinen und Muskeln beim Rollen etwas Ruhe gönnen. Freudestrahlend, stolz aber fix und knülle steuerten wir in Coral Bay gleich mal Fin‘s Café, am türkisfarbenen Ocean an und bestellten zwei große Portionen „Eggs Benni“ (pochierte Eier mit Schinken und Spinat auf Toast und einer gehaltvollen Sauce Hollandaise darüber). Wann hat ein Frühstück mal sooooo verdammt gut geschmeckt…:)
Tag 22 bis Tag 25: Ferien im Paradies Coral Bay - 3. Dezember 2024
Nach einigen heftigen und sehr intensiven Tagen auf dem Rad, waren wir nun im Paradies in Coral Bay, am Ningaloo Reef gestrandet.
Das Ningaloo-Riff ist ein über 250 km langes Korallenriff an der Westküste Australiens. Es erstreckt sich entlang der „Coral Coast“ und liegt, anders als zum Beispiel das berühmte Great Barrier Reef, ungewöhnlich nah vor der Küste. Das Riff ist an vielen Stränden kaum 100 m vom Festland entfernt, so dass es nicht nur für Taucher, sondern auch für Schwimmer und Schnorchler ein traumhaftes Ziel zum stranden ist. Im glasklaren, türkisfarbenen Wasser tummeln sich Schildkröten, Stachelrochen, Mantarochen, Dugongs, und viele Arten von Haien. Zwischen Juni und November ziehen Buckelwale an der Küste vorbei und von Mai bis Juli kann man hier sogar mit Walhaien tauchen.
Das kleine, touristische Örtchen Coral Bay und der etwas größere und rustikalere Ort Exmouth gehören zu den Hauptanlaufstellen für Besucher des Riffs. Im letzten Jahr unternahmen wir hier eine Manta Ray Tour und schwammen dabei nicht nur mit ihnen, sondern auch mit einer Vielzahl von Riffhaien und großen Schildkröten um uns herum. In diesem Jahr erkundeten wir dafür die endlosen, kilometerlangen, menschenleeren Strände der paradiesischen Umgebung von Coral Bay, denn auch zu Fuß kann man hier vom Strand aus jede Menge Haie, Schildkröten, Stachelrochen und unzählige Vögel beobachteten. Wir ließen es uns einfach mal so richtig gut gehen.
Tag 26: Mit dem Fahrrad von Coral Bay nach Exmouth (115 km)
- 5. Dezember 2024
Endspurt nach Exmouth…
Um 2:00 Uhr in der Nacht klingelte unser Wecker im Zelt, auf dem schönen Caravan Park in Coral Bay. Wir hatten nicht viel und auch nicht sehr gut geschlafen, denn draußen wehte ein starker Wind, der permanent am Zelt rüttelte und uns immer wieder aus dem Schlaf gerissen hatte. Leise packten wir das Zelt und unsere sieben Sachen mitten in der Nacht zusammen. Gegen 3:00 Uhr saßen wir dann startklar auf unseren beladenen Rädern, um unser Ziel Exmouth, noch vor der Mittagszeit zu erreichen. Wehmütig ließen wir die Lichter des kleinen Paradieses Coral Bay in der Dunkelheit hinter uns und radelten bei noch angenehm, lauen Temperaturen unter einem grandiosen Sternenhimmel, erstmal die Hügel bis zur 12 Kilometer entfernten Kreuzung hinauf. Dort angekommen ging es auf der noch einsamen Exmouth-Minilya-Road, durch das karge Buschland in Richtung Exmouth weiter. Gegen 4:30 Uhr setzte das Morgengrauen ein. Ruhig rollten wir müde, doch zum Glück mit Rückwind, dahin. Nach circa 30 gefahrenen Kilometern, und noch bevor die Sonne aufging, legten wir am Straßenrand eine eine Frühstückspause ein. Wir kochten Kaffee und futterten unser Müsli. In dem Wind froren wir ein wenig. Wir stülpten die Kapuzen über den Kopf.
Der Himmel über dem weiten Buschland färbte hellblau, rosa bis in ein leuchtendes orange. Man konnte endlose Kilometer weit sehen. Dann erschien die goldene, leuchtende, warme Sonne am Horizont. Aus der Ferne kamen zwei rosa-graue Galahs (Kakadus) geflogen. Neugierig gesellten sie sich kreischend zu uns und beobachteten uns von der gegenüberliegenden Seite der Straße. In dem weit überschaubaren Buschland, mit seiner roten Erde und den kleinen grünen Büschen, standen unzählige terrakottafarbene, mannshohe Termitenhügel. So weit das Auge reichte. Ab und zu fuhren nun einige Roadtrains an uns vorbei. Die Trucker grüßten, winkten und hupten uns zu.
Nach dem Frühstück ging es weiter. Nun wurde es zunehmend wärmer. Wir gerieten mal wieder ins Trödeln, denn die Landschaft um uns herum war wunderschön. Hier und da machten wir Fotos oder sahen uns irgendetwas an. Es wurde heißer. Jetzt mussten wir Gas geben und Kilometer schroten, damit wir in der Tageshitze nicht wieder in Schwierigkeiten gerieten. Schon gegen 10:00 Uhr am Morgen waren die Temperaturen auf dem Rad kaum auszuhalten. Auch wenn es „nur“ 31 Grad waren. Irgendwie war die Sonne hier im Busch um einiges intensiver, als bei uns daheim. Darin waren wir uns einig. Gegen Mittag erreichten wir schließlich knülle aber überglücklich das Ziel unserer Tour Exmouth. Ingesamt waren wir in den letzten Wochen nun 1746 Kilometer weit geradelt. In Exmouth nahmen wir zur Feier des Tages unseren Mietwagen entgegen, um in den kommenden Tagen noch den Cape Range Nationalpark zu erkunden. Denn mit den Bikes lässt sich dieser grandiose National Park, mit seinen unzähligen, traumhaften Stränden kaum besichtigen, da es dort weder Trinkwasser, noch Lebensmittel oder Duschen gibt. Auf geht’s in ein neues Abenteuer auf vier Rädern…