Tag 1: Von Perth zum Yanchep Nationalpark (56 Kilometer) - 8. Nov. 2024
Der Tag begann in unserem B&B in Perth. Eigentlich wollten wir um 10.00 Uhr am Morgen Richtung Yanchep starten. Doch durch den Jet Lag lagen wir in der Nacht einige Stunden schlaflos wach und als wir dann schließlich einschliefen, staunten wir am Morgen nicht schlecht, als die Uhr schon 10.30 Uhr zeigte. Mist!!!! Wir hätten schon längst auschecken müssen. Kaum unter der Dusche, klopfte Jeffrey unser netter Gastgeber an die Tür und meinte, er warte mit dem Frühstück, wir sollten uns beeilen. Tatsächlich machte er uns noch ein richtiges Sportlerfrühstück. Es gab Ei mit Buttertoast und Bohnen. Jeffrey betüddelte uns und sagte, wir benötigen doch Energy für unsere Tour. Als wir dann endlich startklar waren pedalten wir noch schnell zum Bikeshop, um die neue, bestellte Fahrradpumpe abzuholen, denn unsere war bei der Ankunft am Flughafen zerbrochen. Gegen 12.00 Uhr saßen wir dann endlich bei angenehmen, warmen und frühlingshaften Temperaturen (23 Grad) im Sattel. Der erste Tag auf dem Rad war wie immer etwas beschwerlich. Man muss sich erstmal an die Gegebenheiten, das Gepäck und den Linksverkehr gewöhnen und zudem noch auf das Navi, den Verkehr und wer weiß noch was, achten. Nach gut 56 Kilometer erreichten wir gegen 17.00 Uhr den hübschen Yanchep Nationalpark. Der Park grenzt eingentlich noch an das Ballungsgebiet von Perth. Überall wird drumherum gebaut. Deshalb sollte man im Yanchep NP keine idyllische Stille erwarten. Trotzdem ist der Park für uns eine tolle erste Station, denn hier kann man jede Menge Kängerus aus der Nähe beobachten und einige nette Trails laufen. Als wir den Campingplatz im Park erreichten, auf dem wir reserviert hatten, platzierten wir nur schnell unsere Räder und brachen noch vor Sonnenuntergang zu einer kleinen Wanderung um den See auf. Auf den Wiesen grasten jede Menge Kängurus. Als es schon fast dunkel war, stellten wir auf dem Campingplatz unser kleines Zelt auf. Schnell noch einen Happen gegessen und geduscht, fielen wir groggi in unsere Schlafsäcke. Immer wieder sind wir übrigens überrascht, wie sauber und gepflegt hier in Australien alles ist. Die Sanitären Anlagen, die Küchen und auch der Rest. Unglaublich! Wo ist nur unsere Wertschätzung in der Heimat geblieben?
Tag 2: Vom Yanchep Nationalpark bis Lancelin (79 Kilometer) - 9. Nov. 2024
Schon gegen 5.00 Uhr morgens in der Früh, wurden wir von dem Gesang (Geschrei) verschiedener Vogelarten geweckt. Zuerst schrieen die süßen Kookaburras mit ihrem lauten Kooo, Kooo, Kooo, Gaaa, Gaaa, Gaaa… los, dann die weißen Kakadus, anschließend die rosa, grauen Galahs, die grün, gelben Loris und schließlich stimmten alle anderen gefiederten Freunde fröhlich ein. Nun waren wir also wach. Wir setzen uns müde in die offene Küche des Campingplatzes und beobachten die grasenden Känguru auf der Wiese, während wir unser Müsli mampfen und Kaffee tranken. Danach packen wir zusammen. Doch bevor wir den Nationalpark verließen, wollten wir noch die Koalas im Gehege besuchen. Wow, wir entdecken gleich fünf in den großen Eukalyptusbäumen. Gegen neun Uhr brachen wir dann Richtung Lancelin auf. Die Strecke führte uns heute entlang der Küste auf dem Indian Ocean Drive. Es ging durch hügeliges Land, mit ständigem auf und ab. Die Temperaturen lagen heute bei angenehmen 22 Grad, bei leicht bewölkten, bis heiteren Himmel. Perfekt zum Radeln. Gegen Mittag machten wir Rast an einem netten Road-Café, dann ging es gestärkt weiter. Wie gewohnt kam gegen Mittag starker Wind aus Süden auf, der uns die Hügel nun hinauf blies. Das kleine Küstenörtchen Lancelin erreichten wir am frühen Nachmittag. Noch bevor jedoch unser Zelt auf dem gemütlichen und authentischen Campingplatz direkt am Meer aufstellten, machten wir einen langen Spaziergang am Meer. Der Wind ist zu dieser Jahreszeit sehr stark und ziemlich kühl. Am Abend spazierten wir noch vor Sonnenuntergang durch die weite Dünenlandschaft, die in Lancelin ein wenig an die Sahara erinnert. Der Wind peitschte den feinen, weißen Sand über die weite, karge, traumhafte Landschaft. Wieder können wir kaum glauben, dass wir erst zwei Tage unterwegs sind…
Tag 3: Von Lancelin zum Nambung NP und Cervantes (100 km)
- 10. November 2024
Unser Wecker klingelte heute schon um 5.00 Uhr, denn der Weg nach Cervantes war weit. Zudem wollten wir noch einen Abstecher in den Numbung NP machen, um uns die Pinnacles in der Wüste des Nambung NP anzusehen. Als wir unsere Nasen am frühen Morgen aus dem Zelt steckten, war es noch richtig kalt. Wir ließen das Frühstück und den Kaffee aus und packten stattdessen leise unsere sieben Sachen zusammen. Um Punkt sechs Uhr saßen wir auf unseren Rädern. Vorerst ging es stetig aufwärts. Es wurde zunehmend wärmer und es dauerte nicht lange, bis wir die warmen Klamotten auszogen und nur noch in Shorts und Trägershirt weiterfuhren. Wir radelten gute 30 Kilometer die Hügel durch das Buschland hinauf, bis wir einen tollen Rastplatz mit überdachten Tischen und grandiosen Ausblick über das weite Land erreichten. Wer meint, dass Australien Flachland ist, der hat sich geirrt oder ist in der Regel ein Autofahrer :) Es war Zeit für ein sportliches Frühstück. Wir kochten unsere Kaffee und verschlangen hungrig unser Müsli. Anschließend ging es weiter durch das hügelige Land. Bergauf und Bergab. Immer wieder hatten wir einen fantastischen Blick auf das türkisfarbene Meer. Dazu ein strahlend blauer Himmel, meist wolkenlos. Der Wind ist zu dieser Jahreszeit noch kühl, doch die Sonne brennt unerbittlich. Immer wieder trugen wir Sonnencreme auf. Bevor wir gegen Mittag, nach gut 70 geradelten Kilometern den Abzweig zum Nambung NP erreichten, machten wir nochmals an einem Rastplatz Pause und kochten uns etwas zu essen, denn schon wieder waren wir hungrig wie die Löwen. Am Nambung NP angekommen, waren wir freudig überrascht, dass Radfahrer keinen Eintritt zahlen müssen. Cool, so durchgeschwitzt wie wir waren, hatten wir uns das auch irgendwie verdient.
Oh NO!!!
Das Pinnacle Desert im Nambung NP ist eine der einzigartigsten Sehenswürdigkeiten Westaustraliens. Tausende riesige Kalksteinsäulen erheben sich aus dem wandernden gelben Sand und sehen eher aus wie etwas aus einem Science-Fiction-Film. Mit unseren Fahrrädern in der Hand, machten wir einen Spaziergang durch die goldgelbe Wüste. Wie auch schon im letzten Jahr, waren wir wieder fasziniert von der außergewöhnlichen Schönheit, dieser einzigartigen Landschaft. Am Nambung NP angekommen, waren wir freudig überrascht, dass Radfahrer keinen Eintritt zahlen mussten. Cool, so durchgeschwitzt wie wir waren, hatten wir uns das aber auch irgendwie verdient.
Gegen 16.30 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern. Nun waren noch rund 20 Kilometer bis Cervantes zu Radeln. Als wir das kleine, authentische, gemütliche Küstenörtchen erreichten, stürmten wir zuerst den General Store. Anschließend machten wir es uns auf dem Campingplatz gemütlich. Was für ein erlebnisreicher, schöner, aber auch anstrengender Tag. Phuuu… Fix und knülle fielen wir auf unsere Matten im Zelt.
Tag 4: Von Cervantes über Jurien Bay nach Leeman (76 km)
- 11. November 2024
Schon um 6:30 Uhr in der Früh saßen wir wieder auf unseren Rädern. Die Luft war noch kühl, der Himmel jedoch strahlend blau und die Sonne lachte uns entgegen. Den morgendlichen Kaffee und das Frühstück hatten wir einfach ausgelassen, denn erstmal wollten wir die 30 Kilometer bis Jurien Bay zurücklegen und dort ein deftiges Breakfast einnehmen. Wir waren kaum aus dem kleinen Ort Cervantes herausgefahren, da stand wie aus dem Nichts heraus, am Straßenrand unter Bäumen, plötzlich der lila „Betty Van“ und verkaufte Kaffee „Drive thru“. Wie für uns gemacht! Bei dem netten Typen bestellten wir zwei Flat White. Danach ging es weiter. Die Strecke entlang des Indian Ocean Drive führte uns wieder durch wunderschönes, blühendes Buschland. Unterwegs gaben wir Gas, denn spontan hatten wir die Idee, in Jurien Bay eine Seehund-Tour zu buchen, um mit ihnen im Meer zu schnorcheln. Soweit wir es in Erinnerung hatten, starteten die Touren immer um 9.00 Uhr. Gegen 8:30 Uhr trafen wir in Jurien Bay ein. Wir mussten uns beeilen und Googelten schnell einen Tourenanbieter im Ort. Wir landeten mit unseren Rädern nur wenig später am Hafen. Leider lagen hier nur die Boote für die Ausflüge zu den Seehunden, doch Tourenbüros gab es hier nicht. Wir sahen uns eine Weile am Hafen um. Der Wind war kühl und das Meer hier noch eiskalt. Wir sahen uns an und dachten: „Lass uns Frühstücken gehen!“ Wir lachten und kehrten in einem netten Café ein. Nachdem wir noch unsere Futtervorräte im Supermarkt aufgestockt hatten, radelten wir weiter nach Leeman. Kaum waren wir aus Jurien Bay herausgeradelt, waren wir wieder für uns alleine. Nur ab und zu kamen Autos vorbei. Die meisten Insassen winkten uns zu, oder hupten sogar. Der Wind wurde zunehmend stärker. Mit Rückenwind flogen wir schon um 12:30 Uhr freudestrahlend in dem verschlafenen Leeman ein. Auf dem gemütlichen Campingplatz am Meer stellten wir unser Zelt auf. Den Nachmittag verbrachten wir mit einigen schönen Spaziergängen, essen, essen, essen. (auf dem Rad immer hungrig) und dem waschen der Wäsche. Und morgen geht es weiter…:)
Tag 5: Von Leeman über Dongara zum S-Bend Caravan Park (155 km)
- 12. November 2024
Schon um 5:30 Uhr saßen wir heute auf unseren Rädern, denn wir wussten, dass ein langer Radtag bevorsteht. Das Frühstück hatten wir wieder ausgelassen, um erstmal ein paar Kilometer zurückzulegen, bevor es heiß wurde. Als wir das verschlafene Küstenörtchen Leeman verließen, war es noch kühl, der Himmel jedoch wolkenlos und klar. Die Sonne lachte uns entgegen. Müde aber gut gelaunt, radelten wir wieder auf dem Indian Ocean Drive entlang. Nach ungefähr 10 Kilometern war der Drive jedoch komplett gesperrt. Wir waren gezwungen, die 30 Kilometer längere Umleitung zu nehmen. Die ruhige Landstraße, führte nun 20 Kilometer die Hügel hinauf, durch das Beekeepers Nature Reservat. Wir keuchten und schwitzten uns langsam voran, während wir das blühende Buschland um uns herum bestaunten. Eine Gruppe rosafarbener Galahs (Vögel) begleitete uns eine ganze Weile. Sie machten sich einen Spaß daraus, kreischend vorauszufliegen, um dann auf uns zu warten und dann wieder vorauszufliegen. Wild flatterten sie vor uns her. Als dann gegen 8:00 Uhr endlich die erste, längere Abfahrt auf uns wartete, sausten wir jubelnd in der Morgensonne hinunter. Dabei entdeckten wir hinter Bäumen, einen kleinen, hübschen See. Der Perfekte Platz für‘s Frühstück. Hungrig mampften wir unser Müsli und kochten Kaffee. Danach ging es weiter. Nach circa 40 geradelten Kilometern führte uns die Umleitung nun über den stärker befahrenen Brand Highway Number 1. Zum Glück gab es einen relativ breiten Seitenstreifen, denn auf dem Highway waren nun viele Roadtrains unterwegs. Gute 80 Kilometer mussten wir auf dem Highway bis Dongara zurücklegen. Hohe Konzentration war bei dem Verkehr gefragt. Zum Glück wussten unsere Muttis nicht, wo wir uns wieder herumtrieben…
Die Sonne brannte inzwischen vom Himmel, doch der Wind war noch immer angenehm kühl. Gegen 13.00 Uhr machten wir auf einer roten, sandigen Piste neben dem Highway, im Schatten von Eukalyptusbäumen Rast. Wir kochten uns etwas zu essen und Tee bevor es wieder weiterging. Auf dem Highway, wurde es nicht langweilig. Immer wieder kamen riesige Trucks oder Fahrzeuge in Oversizegröße vorbei. Viele Fahrer Winkten uns zu, hoben die Daumen oder hupten. Die Landschaft veränderte sich allmählich. Wir radelten nun an riesigen Farmen mit Ziegen, Rindern, Schafen und goldgelben Kornfeldern vorbei. Als wir Dongara nach 120 geradelten Kilometern erreichten, stürmten wir noch schnell den Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Dann sattelten wieder auf und kurbelten noch 35 weitere Kilometer schwitzend und keuchend zum S-Bend Caravan Park. Wir gaben mächtig Gas, denn wir wussten, schon um 18:00 Uhr würde das Office schließen und der Campingplatz von außen verriegelt werden. Doch auf eine heiße Dusche und ein kaltes Getränk wollten wir auf keinen Fall verzichten. 5 Minuten vor Feierabend erreichten wir unser Ziel. Wir stürzten in das Office und wurden von einer netten Dame empfangen. Noch bevor wir das Zelt bei Sonnenuntergang aufstellten, hüpften wir unter die wohlverdiente Dusche. Phuuu…, wat für‘n Tag!
Tag 6: Vom S-Bend Caravan Park über Geraldton nach Northampton
(82 Kilometer) - 13. November 2024
Gegen 7:45 Uhr starteten wir am Morgen vom S-Bend Caravanpark. Noch auf dem Campingplatz fragte uns eine ältere Frau. die mit ihrem Mann wie so viele Australier in einem Caravan lebte, wo wir denn mit unseren Rädern hinfahren wollten. Wir antworteten: „Nach Exmouth“. Darauf hin fragte die Frau entsetzt: „Heute noch?“ Wir mussten lachen. Typisch Autofahrer! Denn bis zu unserem Ziel Exmouth waren inklusive einiger Abstecher noch rund 1200 km zu Radeln. Auf dem Highway 1 ging es heute also vorerst Richtung Geraldton und später nach Northhampton weiter. Nach rund 35 Kilometer erreichten wir die Küstenstadt Geraldton. Wir radelten zur Strandpromenade, dort fanden wir auf Empfehlung eines Einheimischen ein nettes „Open Air Strand-Café“ mit Blick auf das türkisfarbene Meer. Mit noch kleinen Augen und müden Beinen, schlürften den Kaffee, den wir dringend nötig hatten und blickten dabei ungläubig auf das türkisfarbene Meer, das bei schönstem Wetter und herrlich warmen Temperaturen, unter dem Licht der gleißenden Sonne erstrahlte. Nachdem dem Kaffee mussten wir noch einige Lebensmittel und vor allem Trinkwasser für die bevorstehende Strecke besorgen. Wir radelten deshalb noch zum Northgate Shoppingcenter. In dem Einkaufszentrum wurde es uns nicht langweilig, denn man konnte hier herrlich Leute beobachten. In Geraldton leben viele Natives (Aborigines). Doch das was wir von den Ureinwohnern Austrailens sahen, stimmte uns mal wieder sehr nachdenklich und traurig. In unserer Welt gehören die Natives definitiv zur unteren sozialen Schicht. Sozialempfänger, die sich nach unserer Norm in der Regel kurios benehmen, verlottert aussehen und meist auffällig sind. Doch wir sind nur Beobachter und möchten hier nicht urteilen! Es ist nur das, was wir hier in Momentaufnahmen wahrnehmen und sehen. Nachdem wir unsere Vorräte aufgefüllt hatten, brachen wir in der Mittagshitze mit unseren Rädern nach Northampton auf. Bei 32 Grad waren nun 50 Kilometer über deftige Hügel zu Kurbeln. Kaum hatten wir die Stadt Geraldton verlassen, radelten wir wieder durch hügeliges Farmland mit goldgelben Feldern, auf denen die Ernte gerade eingeholt wurde. Wir schwitzen, trieften und stöhnten unter dem ständigen auf und ab. Trotzdem hatten wir prima Laune. Gegen 16.00 Uhr erreichten wir mit müden Beinen und brennenden Muskeln, den kleinen, verschlafenen Ort Northampton. Auf dem ruhigen, gemütlichen Campingplatz bekamen wir ein lauschiges Plätzchen unter Eukalyptusbäumen, an einem kleinen Bach mit Picknicktisch. Bei Sonnenuntergang flatterten wieder bunte Kakadus durch die duftenden Bäume über uns hinweg. Was für eine tolle Belohnung für diese wirklich anstrengende Etappe.
Tag 7: Von Northampton nach Port Gregory (48 km) - 14. November 2024
Um sechs Uhr morgens klingelte unser Wecker im Zelt. Boah…, wir bekamen kaum die Augen auf, denn alles tat uns weh. Wir hatten eben zwei fette Radtage hinter uns. Doch es dauerte nicht lange bis wir in Form kamen, denn draußen war es herrlich warm und die Sonne lachte. In den Eukalyptusbäumen krakelten laut die bunten Kakadus und Loris umher. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und radelten erstmal zu dem kleinen Café im Ort, um die Ecke. Ein etwas wild ausschauender Aborigine saß vor dem Café an einem Tisch und führte laut Selbstgespräche. Wir gingen in das Café hinein und bestellten zwei große Latte. Während wir warteten sahen wir uns etwas schüchtern um. Irgendwie hatte das Café ein bisschen Kneipenatmosphäre, denn an den Tischen saßen Männer breit wie Schränke. Vermutlich Trucker oder Bauarbeiter, die gleich mit der Arbeit begannen. Hinter dem Tresen rotierte eine Mutter in der Küche, während ihre beiden strammen Söhne die Gäste bedienten. Die Jungs waren kräftige Farmerburschen, die eigentlich eher auf dem Feld vermuten würde. Das Café bot das authentische Australien. Nach dem ersten Kaffee brachen wir auf. Die Strecke führte uns nun über eine ruhigere Landstraße durch hügeliges Land, das normalerweise vom Wind durchpeitscht wurde. Man konnte es an den schief gewachsenen Bäumen erkennen. Im letzten Jahr kurbelten wir uns hier mühsam gegen den Sturm. Deshalb tauften wir das Gebiet auf den Namen „Klein Patagonien“. Doch heute hatten wir in Sachen Wind Glück. Auf den riesigen Farmen mit den goldgelben Feldern, war die Ernte des Getreides voll im Gange. Hier und da gab es auch Schafe. Nach rund 30 Kilometern machten wir am Straßenrand, im Schatten von Büschen eine Frühstückspause. Wir kochten uns Kaffee und futterten Müsli bevor es weiterging.
Nach circa 40 geradelten Kilometern erreichten wir den Pink Lake. Der Pink Lake verdankt seine rosa Farbe den im Wasser lebenden Algen, Dunaliella salina. Bei Sonneneinstrahlung produzieren die Algen Beta-Carotin, das rote Pigment, das in Karotten und anderem Gemüse vorkommt. Wir radelten am See entlang und hielten immer wieder um zu fotografieren und um den See und die Pflanzen drumherum zu bewundern. Irgendwann erreichten wir schließlich den kleinen Küstenort Port Gregory. Auf dem netten, verschlafenen Campingplatz stellten wir unser Zelt auf. Ein netter, älterer Australier fragte, ob wir ein Sandwich mit Käse und Tomaten möchten. Wir nahmen das nette Angebot gerne an. Aus einem Sandwich wurden natürlich mehr als gedacht, denn auf dem Rad hat man immer Hunger:) Vor Sonnenuntergang machten wir nochmal einen Spaziergang zum Meer und erkundeten den Pink Lake nochmal zu Fuß.
Tag 8: Von Port Gregory nach Kalbarri (70 km) - 15. November 2024
Um kurz nach 5:00 Uhr erwachten wir am Morgen in unserem Zelt. Schon um diese Uhrzeit war es außergewöhnlich warm. Wir öffneten die Reißverschlüsse und lugten mit noch müden Augen aus dem Zelt. Der Himmel war noch grau und bedeckt, doch das Zelt vollkommen trocken. Wir lauschten noch einige Minuten den kuriosen und außergewöhnlichen Gesängen der Vögel. Dann packten wir gemächlich zusammen und saßen kurz nach 6:00 Uhr auf unseren Rädern. Vorerst führte die Straße auf der anderen Uferseite des Pink Lake entlang. Alles war noch herrlich ruhig. Nur ab und zu kamen ein paar Road Trains vorbei, die den abgetragenen Sand oder wer weiß was, aus den Minen beförderten. Die meisten Trucker winkten oder hupten uns wie immer zu. Auf der Strecke beobachteten wir einen großen Adler, der in einem Baum saß und später durch die Lüfte flog und dabei von zwei schimpfenden Raben verfolgt wurde. Nach circa 20 Kilometern legten wir am Straßenrand im Schatten von Bäumen wieder eine Frühstückspause ein und kochten uns Kaffee. Inzwischen hatten sich die grauen Wolken verflüchtigt und sie Sonne schien vom blauen Himmel. Dann ging es weiter. Das Land wurde wieder hügelig. Erst radelten wir durch weites, goldgelbes Farmland, auf denen jede Menge Schafe grasten und später wieder durch eine blühende Buschlandschaft. Nun ging es stetig bergauf. Gegen 10:30 Uhr erreichten wir den Kalbarri Nationalpark. Das Thermometer am Rad zeigte 32 Grad. Doch auch in der Sonne war die Wärme noch gut auszuhalten, denn vom Meer wehte eine kühle Brise. Zudem hatten wir wieder Rückenwind und kamen gut voran. Auf der Strecke hielten wir nun öfters an, um die blühenden Pflanzen zu bewundern und zu fotografieren. Wir hatten mal wieder richtig gute Laune und ließen uns Zeit. Dann entdeckte Ilka nur wenige Meter von uns entfernt, einen großen Emu (Strauß), der seine Runden durch den Busch zog. Wir sahen ihm eine Weile zu, beäugten uns gegenseitig und ließen ihn dann weiterziehen.
Nun folgte eine Kilometer lange Abfahrt zum Ort Kalbarri, am Meer. Auf der geilen Abfahrt jubelten wir laut durch die Gegend, während der warme Wind, bei gut 40 Stundenkilometern, laut an unseren Ohren vorbei pfiff. Dann folgten einige Ausfahrten hinunter zum Meer und zu wunderschönen Lookouts. Als erstes nahmen wir die Ausfahrt zum Pot Alley. Auf der Straße ging es steil hinunter. Als wir unten ankamen waren wir total geflasht. Wow, den bei dem Blick auf die tief rote Steilküste und dem wilden Meer, bekamen wir Gänsehaut. Zumal wir mit dem Fahrrad aus eigener Kraft hierher geradelt waren. Die Kalbarri Küste ist eine wilde, bunte Steilküste mit bizarren Felsen und einem blau, türkisfarbenen Ozean. Die stark zerklüftete Kalbarri Küste bezaubert mit Felsskulpturen, die von Meer, Wind und Wellen geschaffen wurden. Ein bisschen die Great Ocean Road von Westaustralien. Die spektakuläre weiß-rot gestreifte Küstenlandschaft ist eines der Highlights im Kalbarri National Park. Wir ließen die Räder stehen und wanderten durch eine Schlucht hinunter zum Meer. An dem wunderschönen Strand waren wir ganz alleine. Nachdem wir wieder hochgekraxelt waren, stand plötzlich ein großer Reisebus neben unseren Rädern. Nun sprangen circa 50 aufgeregte Chinesen durch die Gegend. Als die Chinesen dann entdeckten, dass wir zu den Fahrrädern gehörten, wollten sie mit uns Fotos schießen. Lachend nahmen wir vor unseren Bikes, den ein oder anderen kleinen Mann in unsere Mitte und ließen sie ihre Fotos machen:) Kichernd kurbelten wir anschließend wieder schwitzend den Berg nach oben und winkten den Chinesen nochmal zu, als der Bus an uns vorbeifuhr. An einem zweiten, wunderschönen Lookout machten wir nochmal halt, bevor wir schließlich den Ort Kalbarri, unten am türkisfarbenen Meer erreichten. Auf dem Campingplatz suchten wir uns ein schattiges Plätzchen. In diesem Paradies werden wir nun für zwei bis drei Tage stranden, bevor es auf dem härtesten und heißesten Streckenabschnitt unserer Tour weitergeht.
Tag 9 und 10: Ferientage im Kalbarri National Park (40 km) - 17. Nov. 2024
Auch an unseren „Ferientagen“ standen wir sehr früh auf, denn die Vögel sangen, die Sonne lachte und der Kalbarri National Park wartete nur darauf erkundet zu werden. Morgens frühstückten wir in der großen offenen Küche des tollen Campingplatzes, direkt am Meer. Wir warfen den Barbecue-Grill an und brutzelten darauf, ganz nach Aussi-Style, deftige Spiegeleier mit Schinken und Speck. Nach dem Frühstück schlenderten wir die paar Meter rüber zum Strand, denn dort fand täglich um 8:45 Uhr die allmorgendliche Fütterung der Pelikane statt. Als wir dort ankamen hatten sich schon jede Menge Leute, Familien mit Kindern, hungrige Möwen und Pelikane eingefunden. Die Fütterung der Pelikane war eine echt witzige und kostenlose Show. Wir nahmen gleich an mehreren morgendlichen Peli-Fütterungen teil, weil es einfach ein großer Spaß war den Tieren zuzusehen. Die Showmasterin, eine ältere Dame, übergab meist den kleinen Kindern in der Runde je einen Fisch, den sie dann in die Luft werfen sollten, damit die Pelikane ihn fangen würden. Natürlich ging es bei der Fütterung im wahrsten Sinne des Wortes, um leben und tot, denn die Pelis und Möwen begannen sich um die kleinen Fische regelrecht zu kloppen. Und wenn die Showmasterin nicht aufpasste und nur für einen Augenblick den Eimer Fische, den sie in der Hand hielt aus dem Auge verlor, klauten ihr die Pelis gewieft und blitzschnell die kleinen Butzen aus dem Eimer. Ein Peli musste den Ring sogar wegen Übelkeit verlassen, denn der Fisch lag ihm total quer im Hals. Man konnte es mit bloßem Auge von außen erkennen. Der Peli würgte und würgte, doch bekam den dicken Happen nicht herrunter. Etwas blass watschelte der Peli bedröppelt hinunter zum Meer, um den Fisch dort mit einem Glas Wasser herunterzuspülen. An dem zweiten Morgen hätten zwei Möwen bei der Fütterung fast ihr Leben gelassen, denn die Fische wurden so manches Mal nicht von den Pelis, sondern von den gewieften Möwen gefangen. Die Zuschauer trauten jedoch ihren Augen nicht, als die beleidigten Pelis sich dann gleich die ganze Möwe schnappten, die den Fisch gefangen hatte. Nun strampelte und flatterte die Möwe wie wild in dem riesigen Maul des Pelikans und versuchte sich zu befreien. Die Zuschauer kreischten laut auf. Die Showmasterin mußte tatsächlich eingreifen, denn der Peli ließ die Möwe nicht wieder frei. Kraftvoll klappte die ältere Dame den Pelischnabel mit ihren Händen auf und befreite die arme, erschrockene, wild um sich flatternde Möwe aus dem riesigen Beutel des Pelikanschnabels. Das kleine Publikum beruhigte sich wieder und lachte über diesen Vorfall, der sogar sich sogar noch wiederholte.
Nachdem die Show vorüber war, machten wir uns auf den Weg, um auf unseren Rädern die wunderschöne Steilküstenlandschaft des Kalbarri Nationalparks zu erkunden. Wir radelten zur Natural Bridge, zum Island Rock und wanderten hinunter zum Eagle Gorge. Hier und da faulenzten wir am Strand in der Sonne und ließen es uns so richtig gut gehen. Zumindest dann wenn es möglich war, denn schon um die Mittagszeit setzte in Kalbarri ein Wind (Sturm) mit bis zu 41 bis 56 km/h ein.
Tag 11: Von Kalbarri zur Galena Bridge Rest Area (80 km) - 18. November 2024
Nachdem wir am Vormittag die Räder gecheckt, unsere Lebensmittelvorräte aufgefüllt und für die Weiterfahrt vorbereitet hatten, aalten wir uns in Kalbarri noch ein wenig in der Sonne am Strand. Erst gegen 16.00 Uhr starten wir unsere Tour mit dem Rad zum nächsten Etappenziel, denn um diese Uhrzeit war es nicht mehr so heiß und der starke Wind ließ nach. Im warmen nachmittags Sonnenlicht fuhren wir durch die wunderschöne Buschlandschaft des Kalbarri National Parks. Rechts und links der Straße, konnten wir uns an den fantastischen Farben der bunt blühenden Sträucher und Bäume nicht satt sehen. Inmitten von grünen Büschen standen Sträucher in weiß und pink, die aussahen wir riesige Blumensträuße. Immer wieder hielten wir an, um sie von nahem zu betrachten oder zu fotografieren. Gute 60 Kilometer ging es von dem Ort Kalbarri bis zur Kreuzung des Highway 1, straff bergauf. Wir schwitzen und kurbelten was das Zeug hielt. In der Abenddämmerung sprangen Kängerus über die ruhige Landstraße. Wir waren mehr oder weniger mit ihnen allein. Zum Sonnenuntergang zogen von Nord-Westen her allerdings düstere Wolken auf. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es um und herum stockdunkel. Es gab keine Straßenlaternen, so gut wie keine Häuser und auch kein Mondlicht oder Sternenhimmel. Nur unsere Scheinwerfer am Rad, wiesen uns den Weg. Unsere Augen mussten sich an das fahren in der Dunkelheit erst gewöhnen. Nun begann es auch noch zu regnen und zu gewittern. Schnell kramten wir in dem Licht unserer Stirnlampen Regensachen heraus. Natürlich hatten wir sie in Australien in den Radtaschen ganz nach unten verstaut… Durch den Regen lag der intensive Duft von feuchten Heu und Eukalyptus in der Luft. Hier und da flogen große Heuschrecken in das Scheinwerferlicht und das ein oder andere üppige, nachtaktive, pelzige Spinnenexemplar, krabbelte über die Straße. Irgendwann erreichten wir in der Dunkelheit den Highway 1. Auf diesem radelten wir nun 20 weitere Kilometer weiter. Ab und zu fuhren noch einige Autos oder Trucks an uns vorbei. Auch hier blieb die Strecke sehr hügelig. Gegen 21:30 Uhr erreichten wir den unbeleuchteten Rastplatz „Galena Bridge“ der direkt an einem Fluss lag. Wir leuchteten den Platz ab. Einige Camper hatten sich hier schon für die Nacht platziert und lagen schon in den Federn. Leise stellten wir deshalb unser Zelt auf. Währenddessen flogen tausende Mücken und Schnaken in unser Scheinwerferlicht. Wir retteten uns groggi und verschwitzt ins Zelt und futterten hungrig und still vor uns hin. Die Dusche blieb an diesem Abend aus. Als Zugabe für diesen fantastischen Radtag, gab es in der Nacht noch eine große, pelzige Spinne auf dem Plumsklo des Rastplatzes zu entdecken:)
Tag 12: Von der Galena Bridge Rest Area zum Billabong Roadhouse (120 km)
- 19. November 2024
Am Morgen wurden wir in unserem Zelt gegen 5:30 Uhr von Regen und Gewitter geweckt. Phuu…, Regen…?! Wir mussten trotzdem aus den Federn, denn heute standen satte 120 Kilometer auf dem Programm. Vor dieser Strecke hatten wir mächtig Respekt, denn im letzten Jahr ging es hier bei 48 Grad, wahrhaftig um Leben oder Tod. Denn Ilka hatte mächtig mit starker Übelkeit zu kämpfen. Sie hyperventilierte und unser beider Kreislauf kollabierte bei diesen Temperaturen extrem. Unterwegs gab es nichts außer Buschland, auch keine Tankstellen oder Siedlungen. Der erste Anker war erst das Billabong Roadhouse. Heute hatten wir statt 48 Grad Regen. Das war uns auf diesem Abschnitt jedoch lieber, als eine Wiederholung des Hitzedramas vom letzten Jahr. Wir schlüpften also in unsere Regensachen und packten das nasse Zelt zusammen. Wir starteten bei angenehmen 19 Grad. Wenn Autos oder Trucks an uns vorbeisausten versanken wir in ihrem Nebel und Dunst. Der Regen wurde mal stärker und mal schwächer. Nach circa 20 geradelten Kilometern ergriffen wir bei nur leichten Nieselregen, am Wegesrand zwischen Büschen zu frühstücken. Wir kochten Kaffee und mampfen Müsli mit Obst. Dann ging es weiter. Mal Regen und mal Sonnenschein. Es wurde wärmer, 29 Grad. Die hügelige Strecke durch das hübsche Buschland mit Gegenwind zog sich hin. Immer wieder sahen wir große schwarz-rote Kakadus die laut kreischend durch die Lüfte flogen. Ab und zu kamen mächtige Roadtrains in Größe Oversize vorbeigeflogen. In der Regel sprangen wir vorher von der Straße. Zwischendurch hielt ein Camper vor uns am Straßenrand. Ein nettes Schweizer Pärchen, dass zu irgendeinem Surfspot im Norden unterwegs war, sprang aus dem Wagen heraus und schenkte uns Äpfel und Bananen. Auch später stoppte noch einmal ein Jeep. Auch dieser nette Fahrer war junger, blonder Surfer, der fragte ob wir Wasser benötigen. Nach 120 geradelten Kilometern erreichten wir am Nachmittag, nach einem erneutem Gewitter auf der Strecke, platt, hungrig und groggi das Billabong Roadhouse. Wir gönnten uns ein einfaches Zimmer mit Dusche, um uns zu sanieren und alle Sachen samt Zelt zu trocknen.
Tag 13: Vom Billabong Roadhouse nach Hamelin Pool (107 km) - 20. November 2024
Am Morgen klingelte unser Wecker um 6.00 Uhr. Wir erwachten zur Abwechslung mal in einem richtigen Bett, in einem der Containerzimmer des Roadhouses Billabong. Wir bekamen die Augen kaum auf, denn alles tat weh und die Muskeln schmerzten vom Radeln. Nur mit Mühe quälten wir uns aus dem Bett. Wir packten zusammen und stellten fest, das einer der Fahrradreifen einen Platten hatte. Der erste auf dieser Reise. Wir flicken das Loch und beluden die Bikes mit den Radtaschen. Doch befor es losging, frühstückten noch im Restaurant des Roadhouse. Wir starteten gegen 7:30 Uhr. Nach dem ersten Kaffee kamen wir so langsam in Gang. Zurück auf dem ruhigen Highway 1 durch den Busch, bekamen wir richtig gute Laune. Es war herrlich warm und die Sonne schien nun wieder vom Himmel, durch vereinzelte Wolken. Der Regen war vorüber. Nachdem die Muskeln warm geradelt waren, lief es prima. Die ersten 50 Kilometer sausten wir trotz ständigen auf und ab dahin. Gegen Mittag erreichten wir das Overlander Roadhouse. Wir legten eine Pause und ein zweites Frühstück ein. In Roadhäusern verbringen wir gerne Zeit, denn jedes einzelne hat seine eigene Atmosphäre. Meist sind sie sehr authentisch australisch und man kann hier herrlich Menschen beobachten. Es gibt Trucker, Touristen, Farmer, Aborigines, Viehtransporte und vieles andere zu studieren. Irgendwann fuhren wir vollgefuttert weiter.
An der Kreuzung nahmen wir dann die Straße Richtung Denham. Unser heutiges Tagesziel war jedoch erstmal Hamelin Pool. Bis dorthin waren von der Kreuzung noch gute 35 Kilometer zu Radeln. Nachdem wir Richtung Denham abgebogen waren, bliess uns ein Straffer Wind vom Meer entgegen. Wir hatten mächtig zu tun voranzukommen. Die Knie schmerzten, die Oberschenkel brannten, wir stöhnten und fluchten. Doch die einsame Buschlandschaft um uns herum war zweifellos wunderschön. Gegen 14:30 Uhr erreichten wir den gemütlichen Campingplatz an der alten Telegraphenstation in Hamelin Pool. Die alte Station mit Campingplatz und Pool, liegt direkt am Shell Beach. Hier kann man auch die Stromatolites bewundern. Das sind die ältesten und größten lebenden Fossilen auf der Erde. Die einzelligen Cyanobakterien haben vor 3,5 Milliarden Jahren den ersten Sauerstoff der Erdatmosphäre produziert. Das alte Office-Haus des kultigen Campingplatzes ist ein Bestandteil der alten Telegraphenstation, welches gleichzeitig als Teestube, Shop, Liquorstore und Restaurant dient. Wir gingen hinein. Hinter dem uralten Tresen und all dem Kram, stand wieder die gleiche nette, ältere Frau wie schon im letzten Jahr. Die Dame erkannte uns wieder. Die Frau lebte hier im Busch mehr oder weniger alleine und hat nur einen fleißigen Helfer, der den Campingplatz halbwegs in Schuss hielt. Groggi bauten wir auf der grünen Wiese unser Zelt auf. Anschließend sprangen wir in das erfrischende Wasser des kleinen Pools. Kaum waren wir aus dem Wasser schliefen wir müde und platt in der Sonne ein. Am späten Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang entlang des wunderschönen Shell Beach. Wir waren mutterseelenallein. Zurück auf dem Campingplatz machten wir uns in der urigen Küche noch etwas zu Essen, bevor wir in unsere Schlafsäcke schlüpften, um wenigstens ein Paar Stunden zu schlafen, bevor es auf den Rädern weitergehen würde…
Tag 14: Von Hamelin Pool nach Denham (106 Kilometer) - 21. November 2024
In Hamelin Pool klingelte unser Wecker tatsächlich schon um 3.00 Uhr morgens im Zelt. Wir mussten uns sehr früh auf den Weg machen, denn die Radetappe nach Denham war lang und wir wollten den Ort erreichen, noch bevor um die Mittagszeit der starke Wind und die extreme Hitze einsetzten. Im dunkeln packten wir unsere sieben Sachen im Scheinwerferlicht unserer Stirnlampen zusammen. Auf dem abgelegenen, geschichtsträchtigen Campingplatz in Hamelin Pool waren wir mehr oder weniger ganz alleine. Mit noch müden Augen starrten wir ungläubig in den grandiosen Sternenhimmel, während wir unsere Drahtesel sattelten. Pünktlich um 4:00 Uhr morgens ging es dann los. Wir kurbelten vorerst gute 5 Kilometer zurück zur Kreuzung und dann ging es auf der Shark Bay Road in Richtung Denham weiter. Die Scheinwerfer am Rad leuchteten uns den Weg durch die Dunkelheit. Gegen 4:30 setzte das Morgengrauen ein. Noch immer hundemüde, radelten wir erstmal auf flacher Strecke still vor uns hin. Gegen 5:00 ging die Sonne am Horizont auf. Wunderschön! Nun wurde die Strecke wieder hügeliger. Nur sehr selten kamen Autos vorbei. Gegen 7:00 Uhr frühstückten wir wieder am Straßenrand zwischen Büschen. Der Kaffee brachte uns allmählich in Fahrt.
Auf der Tour nach Denham hatten wir immer wieder Blick auf das fantastische, türkisfarbene Meer. Ein bisschen erinnerte uns die Landschaft an Baja California in Mexiko. Eigentlich fehlten nur die Kakteen. Es wurde zunehmend wärmer und windiger. Es waren „nur“ 26 Grad. Doch immer wieder stellen wir hier fest, dass sich die Temperaturen in Down Under definitiv heißer als vergleichbare Temperaturen in Europa anfühlen. Die Sonne ist viel intensiver. Bisher sahen wir auf unserer jetzigen Radtour viel weniger Kängurus, als noch im letzten Jahr. Vermutlich liegt es daran, dass es in diesem Jahr nicht so extrem heiß und trocken ist und die Tiere im Busch genug Fressen und Wasser finden. Zudem haben wir bisher auch noch keinen einzigen Reiseradler getroffen. Wir sind scheinbar die letzten Mohikaner:) Auf unserer heutigen Tour nach Denham trafen wir jedoch einige Emu‘s (Straußen), die neben der Straße gemächlich durch die Büsche streiften und eine Feral Cat (eine wilde Katze). Kurz bevor wir den Küstenort Denham erreichten, mussten wir auf dem vor Hitze flirrenden Asphalt eine Vollbremsung einlegen. Wir trauten unseren Augen nicht, denn auf der Fahrbahn stand ein Straußenpapa (Emu) mit sage und schreibe zehn Jungen im Schlepptau. Wir rollten näher heran, doch die Emus ließen sich nicht stören. Als wir in der Ferne ein Auto herangebrettert kommen sahen winkten wir diesen wie wild entgegen, damit die Tiere am Ende nicht vor unseren Augen überfahren würden. Das Auto bremste. Die Insassen staunten nun nicht schlecht und lachten, als sie die Emu’d sahen. Langsam fuhren wir alle an der Straußengroßfamilie vorbei. Schließlich erreichten wir Radmiezen knülle aber glücklich den Ort Denham gegen 12:00 Uhr mittags. Denham ist der perfekte Ort für Ausflüge in die Shark Bay und in den Francoise Peron Nationalpark, Hier werden wir für gut 4 Tage stranden, bevor es Richtung Norden und unserem Ziel Exmouth weitergeht.