Ein Halo ist ein seltenes Wetterphänomen. (Foto: hier am Tage in Denham/Shark Bay)
Eine Halo Erscheinung ist ein optisches Phänomen, das auftritt, wenn Licht durch Staubpartikel in der Atmosphäre gebrochen wird. Dies erzeugt spektakuläre Lichteffekte, oft in Form von kreisförmigen Lichtbögen um die Sonne oder den Mond.
Tag 19: Relaxingtag in Denham und Nachtfahrt zum Wooramel Roadhouse (76,55 Kilometer)
Gegen 9:00 Uhr am Morgen packten wir auf dem Caravan-Park wieder unsere sieben Sachen zusammen. Nach vier tollen und erlebnisreichen Tagen in Deham und Umgebung, waren wir etwas wehmütig, doch zugleich auch sehr aufgeregt und angespannt, denn unser Abenteuer auf dem Rad, entlang der Westküste Australiens, sollte nun weitergehen. Noch an diesem Abend, wollten wir die 150 Kilometer, mit dem Bus zurück zum Overlander Roadhouse fahren und von dort aus gleich gute 75 Kilometer, bis zum Wooramel Roadhouse durch die Nacht Pedalen, um der extremen Tageshitze im Outback zu entgehen.
Doch bevor es losging, machten wir uns noch einen schönen Tag in Denham und am Meer. Wir gingen Frühstücken und schlenderten danach zum Strand. Bei unserem Spaziergang entdeckten wir, dass die Sonne von einem riesigen, regenbogenfarbenen Lichtring umgeben war. Ein Halo. Eine Halo Erscheinung ist ein optisches Phänomen, das auftritt, wenn Licht durch Staubpartikel in der Atmosphäre gebrochen wird. Dies erzeugt spektakuläre Lichteffekte, oft in Form von kreisförmigen Lichtbögen um die Sonne oder den Mond. Dieses wunderschöne Wetterphänomen, hatten wir beide bis dahin noch nie gesehen.
Ein Halo bei Vollmond auf der Nachtfahrt durch den Bush.
Gegen 18:45 Uhr radelten wir dann zum Discovery Visitor Center, von wo aus unser Bus um 19:20 Uhr, zum Overlander Roadhouse abfahren sollte. Als wir dort ankamen hatten wir noch etwas Zeit und schlenderten deshalb im Sonnenuntergang hinunter zum Pier. Dort unterhielten wir uns noch kurz mit zwei netten Frauen aus der Schweiz, bevor der Shuttlebus auch schon angefahren kam, der extra für unsere Fahrräder einen Trailer im Schlepptau hatte. Zusammen mit dem Busfahrer, der seinen ZZ Vollbart bis zur Brust trug, verstauten wir unsere Räder und das Gepäck im Anhänger. Wir verabschiedeten uns noch kurz von den Schweizer Damen und dann fuhren wir die 150 Kilometerlange Strecke, die wir auf dem Hinweg mit dem Fahrrad nach Denham gefahren waren, durch die Dunkelheit zum Overlander Roadhouse zurück. Wahnsinn, im Auto waren wir nun selbst mal wieder erstaunt, welche Entfernungen man mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter zurücklegen und bewältigten kann.
Der nette Fahrer gab ordentlich Gas und legte dazu einige coole Rockklassiker auf, die laut aus den Boxen dröhnten. Die extrem hellen Scheinwerfer des Shuttlebusses halfen, Kängurus und andere Tiere in der Dunkelheit rechtzeitig zu erkennen. Die Zeit im Bus verging schnell. Gegen 20:45 Uhr erreichten wir das Overlander Roadhouse.
Während der Fahrer und Elli unsere Räder und das Gepäck wieder aus dem Trailer luden, flitzte ich in den Shop des Road Houses, um noch schnell Kaffee und Snacks für die Nachttour zu besorgen, bevor der Laden nur wenige Minuten später schloss.
Am Roadhouse war noch einiges los. Das bunt zusammengewürfelte Publikum, das aus den großen Busen stieg, die am Roadhouse eine Pause einlegten, rannte nun in den Shop und zum Klo und war herrlich amüsant zu beobachten. Unter den Reisenden waren weiße Touristen, Natives (Aborigines) und sonstige Einheimische.
An einem der Tische, drehte sich ein junger Holländer eine Zigarette, während wir unsere Pferde sattelten. Er fragte woher wir kamen und wohin wir wollten. Er fand unsere Tour wohl ziemlich cool und wir hatten das Gefühl, dass er am liebsten gleich mit uns mitkommen wollte. Ganz gewiss hatten wir ihn auf eine abenteuerliche Idee gebracht.
Um 21.30 Uhr waren wir dann startbereit und radelten los. Bis zum Wooramel Roadhouse standen nun 75 Kilometer durch die Dunkelheit auf dem Programm. Wir waren munter und aufgekratzt, denn die bevorstehende Nachtfahrt durch den Bush, war schon ein aufregendes Abenteuer.
Kaum hatten wir das Overlander Roadhouse hinter uns gelassen, wurde es dunkel und still. Auf den nächsten 200 Kilometern würde es nur Büsche, Felsen, Steine, Tiere und ein Roadhouse geben. Sonst nichts!
Der unglaubliche Duft Australiens lag wieder in der Luft. Ein Gemisch aus feuchtem Heu, Eukalyptus und ätherischen Ölen.
Zu unserem Glück hatten wir in dieser Nacht Vollmond. Und so, wie schon die Sonne am Tag, war nun auch der Vollmond von einem riesigen Lichtkreis, einem Halo, umgeben. Wunderschön!
Bis 23 Uhr kamen hier und da noch ein paar Autos vorbei, danach hatten wir die Straße mehr oder weniger uns. Die paar Trucks oder PKW’s, die jetzt noch durch die Nacht fuhren, kündigten sich schon kilometerweit im Voraus, durch ihre krassen Scheinwerferkegel an. Meist sah man ihre Lichter schon aus 10 bis 20 Kilometer Entfernung. Durch das krasse Licht konnten wir jedoch kaum abschätzen, wie weit sie tatsächlich noch entfernt waren. Oft standen wir mit unseren Rädern schon neben der Straße, um uns vor den Roadtrains in Sicherheit zu bringen, obwohl die Trucks noch ewig weit entfernt waren.
Auf der Straße war es inzwischen so ruhig, dass wir fast die ganze Zeit nebeneinander Radeln und uns unterhalten konnten. Die Luft war angenehm lau. Wir trugen nur leichte Trägershirts und kurze Hosen. Die dünnen Windjacken zogen wir mal an und mal aus.
Auf unserer Fahrt durch die Nacht hatten wir angenehmen Rückenwind und fast auf der gesamten Strecke zum Wooramel Roadhouse, ging es seicht bergab. Auf halber Strecke gab es einige, schroffe Berge und Felsen neben der Straße. So wie wir zuvor gelesen hatten, gab es auf diesem Streckenabschnitt einige tolle Lookouts, von denen aus man über das weite Outback blicken konnte. Doch dieser tolle Ausblick, blieb uns in dieser Nacht verborgen.
Am Rande der Straße entdeckten wir plötzlich einen lebenden Echidna (Schnabeligel), der sich aus Angst gleich einigelte. Echidna gehören zu den eierlegenden Säugetieren und sind in der Regel nachtaktiv. Wir ließen das süße Tier in Ruhe und radelten weiter.
Außer dem Echidna sahen wir in der Nacht nur ein Känguru und einige aufblitzende Augen im Bush, die wir nicht zuordnen konnten.
Allmählich zogen Wolken auf und verdeckten den Vollmond. Gegen 1:00 Uhr in der Nacht wurden wir ziemlich müde. Die Strecke zog sich nun hin. Aus rund 10 Kilometer Entfernung, entdeckten wir irgendwann die Lichter des Road Houses. Gegen 1:30 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft und erreichten das Wooramel.
Müde sahen wir uns auf dem Gelände mit der Tankstelle um. Der Caravan-Park und der Shop waren geschlossen. Wir beide waren inzwischen echt mürrisch und schlecht gelaunt, weil wir so müde waren. Mit letzter Energie suchten wir in der Dunkelheit, neben der Straße, zwischen Büschen, einen Platz für unser Zelt. Als das Zelt endlich stand, schlüpften wir hinein und schliefen fix und groggi auf unseren Matten ein.
Halo in Moonlight
Night ride in the middle of nowhere...
Fazit unserer Nachtfahrten durch den Bush:
Die Fahrt durch die Nacht war wunderschön und hatte wie beschrieben einige Vor- und Nachteile.
Vorteile:
Es gab mehr Sicherheit und weniger Stress auf der Straße, da kaum Autos fuhren.
Wir konnten nebeneinander fahren und dabei gemütlich Quatschen.
Die Temperaturen waren in der Nacht sehr angenehm.
In der Nacht gab es keine lästigen Fliegen.
Nachteile:
Man sah nicht sehr viel von der schönen Landschaft.
Man musste am Tag einen kühlen, ruhigen Ort finden, um seinen fehlenden Schlaf nachholen. Bei diesen hohen Temperaturen, war das im Zelt definitiv nicht möglich!
Da das Wooramel Roadhouse bei unserer Ankunft in der Nacht geschlossen war,
stellten wir unser Zelt erstmal neben der Straße auf.
Tag 20: Wooramel Roadhouse
Gegen 7:30 Uhr erwachten wir an der Straße, vor dem Wooramel Roadhouse.
Inzwischen rasten laute Roadtrains und Camper, die auf dem NW Coastal Highway fuhren, an uns vorbei. Als es durch die Sonne im Zelt zu warm wurde, standen wir knülle auf und packten zusammen. Müde schoben wir mit unseren Rädern hinüber zum Shop des Road Houses.
Hinter dem Tresen stand ein netter Typ. Wir bestellten bei ihm Eier mit Schinken und Toast und Müsli mit Joghurt und Früchten.
Nach dem ausgiebigen Frühstück bezogen wir für 60,- australische Dollar eine kleine Trucker-Kabine in einem der Container auf dem Gelände. Die Kabine war ganz spartanisch mit einer Klimaanlage und zwei Betten ausgestattet. Doch um den fehlenden Schlaf der letzen Nacht nachzuholen und der Hitze des Tages zu entgehen, war dies genug.
Wir luden das Gepäck von den Rädern und gingen im Container nebenan erstmal Duschen. Todmüde legten wir uns anschließend in die Betten. Ohne laufende Klimaanlage, wäre es in dem Container nicht auszuhalten gewesen.
Während sich jede Menge Ameisen den Weg in unsere Taschen bahnten, schliefen wir selig bis 14:00 Uhr. Als wir dann erwachten, hatten wir erstmal alle Hände voll zu tun, um sie wieder loszuwerden. Nervig!
Wir gingen nochmal hinüber zum Road House, um einen Happen zu Essen. Auf dem gesamten Gelände waren wir die einzigen Gäste. In der Einöde hielten nicht mal Autos oder Trucks, um zu Tanken.
Im Shop stand nun eine nette, ältere Frau hinter dem Tresen. Wir bestellten bei ihr Burger mit Fritten für Elli und nochmal Müsli mit Joghurt und Früchten für mich.
Da im Wooramel Roadhouse, mitten im Bush, wirklich der Hund verfroren war, freute sich die nette Frau über unsere Gesellschaft und so kamen wir mit ihr ins Gespräch. Wie sie uns nun erzählte, lebte sie auf dem Gelände des Road Houses und bewohnte dort ein kleines Häuschen. Eigentlich kam sie aus Fremantle bei Perth. Meist arbeitete sie drei Wochen im Roadhouse und flog dann für einige Tage nach Fremantle, wo sie ein Wochenendhäuschen besaß. Jedesmal wenn sie dort war, wollte ihre Schwester sie davon überzeugen, wieder zurückzukehren.
Doch sie sagte uns: „Was soll ich da? Die Leute in der Stadt reden doch nur Bullshit! Alles dreht sich doch nur um Klamotten, Konsum und Stadtdinge. Ich liebe die Einsamkeit im Bush viel mehr“. Wir konnten das was sie sagte gut nachvollziehen, denn auch wir fanden es in der Einöde wunderschön. Und es gab im Bush soviel Leben. Man musste nur in der Lage sein, es zu erkennen.
Nachdem dem Essen und dem interessanten Gespräch mit der sympathischen Frau, zogen wir uns wieder zurück und legten uns in der Kabine im Container nochmal schlafen. Erst gegen 20.00 Uhr, als die extreme Hitze wieder etwas nachließ, standen wir wieder auf, um uns für die nächste Radetappe in der Nacht vorzubereiten. Wir kochten uns einen starken Kaffee und packten alles zusammen, bevor wir gegen 21.30 Uhr starteten und die rund 125 Kilometer bis Carnavon in der Nacht in Angriff nahmen.
Fix und groggy verschliefen wir die heiße Zeit des Tages in einem Container des Wooramel Roadhouse, um Kraft für die nächste Nachtetappe nach Carnavon zu sammeln.
Blick in das Zimmer im Container.
Im Wooramel Road House war der Hund verfroren.
Wir liebten die Ruhe im Bush...
Tag 20 und 21: vom Wooramel Roadhouses nach Carnavon (153,01 Kilometer)
Das Radeln durch die Dunkelheit machte uns wieder richtig Spaß. Nochmals hatten wir in dieser Nacht Vollmond und wieder wurde er von einem großen, wunderschönen Lichtring, einem Halo, umgeben.
Der Himmel war zwar leicht bewölkt und der Mond zum Teil verschleiert, doch trotz allem spendete er sehr viel Licht und strahlte über das weite, einsame Buschland.
Obwohl wir am Tage, in dem Container des Wooramel Roadhouses, gut und viel geschlafen hatten, war ich im Gegensatz zu Elli furchtbar müde. Meine innere Uhr gab mir zu verstehen, dass es eigentlich Zeit zum schlafen war.
Auf der Straße war es wieder herrlich ruhig. Die meiste Zeit konnten wir wieder nebeneinander Radeln und uns dabei unterhalten. Wenn sich ein Roadtrains näherte, schoben wir unsere Räder wie gehabt von der Straße, gingen in Deckung und warteten, bis der riesige Sattelzug mit seinen krassen Scheinwerferlichtern, an uns vorbeigedonnert war. Irgendwie hatten wir jedesmal das Gefühl, dass ein Raumschiff direkt neben uns landen würde.
Danach wurde es wieder einsam und still. Hier und da sprangen Kängurus über die Straße. Während sich die Kilometer in der ersten Hälfte der Nacht so wegradelten, unterhielten wir uns viel und gut. Doch dann wurden wir beide immer müder und immer ruhiger. Still und wortlos kurbelten wir durch die Dunkelheit. Ab und an machten wir eine Pause und pinkelten dabei zum Spaß mitten auf den Highway. Immerhin war dies ja sonst nie möglich.
Gegen die Müdigkeit warfen wir uns einige Energie-Gel’s ein. Vorerst halfen sie gut, doch circa 3.30 Uhr in der Früh, wurde mir durch die Müdigkeit richtig schwummerig vor Augen. Zunehmend wurde ich unsicherer auf dem Rad. Ich sagte deshalb zu Elli, dass ich dringend nochmal eine Pause benötigte. Ihr ging es ähnlich. Wir hielten am nächsten Rastplatz. Zum Glück gab es dort einen überdachten Picknicktisch. Auf dem Parkplatz stand jedoch auch ein Truck, deren Generator laut durch den Bush dröhnte.
Inzwischen hatte sich der Himmel mächtig zugezogen. Es nieselte sogar und es wehte ein starker Wind. Trotz der eigentlich angenehmen 23 Grad froren wir. Wir waren einfach ausgepowert und todmüde. Am liebsten hätten wir uns irgendwo hingeknallt, um zu schlafen, doch wir mussten noch 50 Kilometer weiter.
Am Horizont sahen wir irgendwann das rote Licht eines Turmes, der zum Flughafen in Carnavon gehörte. Wieder legten wir eine kurze Pause am Straßenrand ein und aßen Waffeln und gebackenen Bohnen aus der Dose. Dann ging es weiter. Der Himmel wurde wieder klarer und uns allmählich wärmer. Gegen 4:30 Uhr setzte hinter uns das Morgengrauen ein.
Mit dem Sonnenaufgang verschwand auch unsere Müdigkeit. Die Strecke war nicht sehr anspruchsvoll, nur hier und da ging es über seichte Hügel bergauf oder bergab. Im warmen Sonnenlicht erreichten wir schließlich Carnavon. Die Umgebung war herrlich grün. Alles blühte und am Wegesrand standen sogar Palmen. Als wir dann um 6:00 Uhr morgens vor dem Office des Coral Caravan Park standen, war das Büro natürlich noch geschlossen. Da es erst um 9:00 Uhr öffnen sollte, radelten wir erstmal in die City.
Carnarvon ist eine kleine, überschaubare Stadt im Norden der Coral Coast, an der Westküste Australiens, die von Stränden und Obstplantagen umgeben wird. Die Region selbst hat Besuchern allerdings nicht sonderlich viel zu bieten. Jedoch lassen sich in der Stadt und in der nahen Umgebung, dennoch ein paar nette Sehenswürdigkeiten besichtigen.
Müde und gerädert sahen wir uns an diesem Morgen mit kleinen Augen als erstes an der hübsch angelegte Strandpromenade um, bis wir schließlich ein Café entdeckten, dass seit 6:00 Uhr geöffnet hatte. Wir bestellten leckere Sandwiches, einen Reisnudelsalat und Kaffee und versuchten die Zeit totzuschlagen. Anschließend radelten wir wieder zum Coral Caravan Park, doch auch nach 9:00 Uhr war das Office noch immer nicht besetzt. Wir waren reichlich genervt, denn wir benötigten dringend Schlaf. Kurzerhand, nahmen wir uns für 159,- australische Dollar ein luxuriöses Zimmer in einem Motel der Stadt. Das hatten wir uns nun wirklich verdient! Wir fielen erstmal knülle ins Bett.
Immer wieder sahen wir in der Nacht zum Himmel auf.
Gegen 5:30 Uhr am Morgen erreichten wir bei Sonnenaufgang Carnavon.
Kurze Siegerehrung am Ortseingangsschild ;)
Sunrise sunrise looks like morning in your eyes...
Der Ritt nach Carnavon bei Sonnenaufgang...
Am Nachmittag sah ich mir dann noch die Stadt und die Umgebung von Carnavon an, während Elli lieber in dem schönen, klimatisierten Zimmer des Motels kleben blieb und in ihren Geräten surfte.
Draußen war tolles Sommerwetter. 31 Grad.
Als erstes radelte ich zum Gascoyne Aboriginal Heritage & Cultural Centre. Dieses Mehrzweck-Kulturzentrum würdigt die fünf Aborigine-Sprachgruppen der Gascoyne-Region. In dem Center gab es unter anderem eine Ausstellung, mit dem Namen „ Old People Talking“, die die Geschichten der fünf Aborigine-Sprachgruppen der Gascoyne-Region in ihren eigenen Worten erzählt. Nachdem ich das Kulturzentrum besichtigt hatte, fuhr ich in die Stadt und bummelte durch die wenigen Geschäfte.
Anschließend radelte ich zur urigen Carnavon Footbridge. Die alte Zugbrücke (One Mile Jetty) führte hinüber zum Heritage Tramway Walk Trail. Der 3 Kilometer lange Wander- und Radtrail verläuft entlang einer alten, historischen Bahnstrecke und verbindet Carnavon mit dem Kulturerbeviertel rund um den One Mile Jetty. Die Bahnstrecke wurde erneuert und der Weg führt neben den Schienen, durch ein wunderschönes Naturgebiet, welches zum Gascoyne Flussdelta gehört.
Das Natur-Gebiet um die alte Bahnstrecke war wirklich schön und führte durch blühendes Buschland und Mangroven. Über den Trail pedalte ich hinüber zum Meer. Entlang der Dünen war es extrem windig. Die Luft war sanderfüllt. Gegen 18.00 Uhr radelte ich wieder zurück zum Motel und beendete meine schöne und interessante Nachmittagstour durch Carnavon.
Tag 22: Der 233 Kilometertag - von Carnavon nach Coral Bay
(233,28 Kilometer)
In unserem Motelzimmer in Carnavon, wurde ich schon gegen 1:50 Uhr wach. Eigentlich wollten wir erst gegen 3:00 Uhr aufstehen, doch ich beschloss Elli zu wecken, denn es würde sicher kein Fehler sein, früher zu starten als geplant, denn bis zum Minilya Roadhouse standen rund 136 Kilometer durch die Hitze auf dem Programm.
Wir kochten uns einen Kaffee, packten zusammen und saßen kurz vor 3:00 Uhr auf den Rädern.
Es war noch dunkel, als wir die Stadt Carnavon in Richtung Norden verließen.
Auf der Strecke war es wieder ruhig. Hier und da waren einige Trucks unterwegs. Gegen 5.30 Uhr ging die Sonne auf. Auch an diesem Tag war der Sonnenaufgang zu unserer Rechten wieder traumhaft schön. Trotz der kurzen Nacht, waren wir gut drauf und hatten beide gute Laune.
Die Landschaft bestand vorerst aus einem überschaubaren, luftigen Buschland mit roter Erde. In dem flachen Land radelte es sich prima.
Kurz nachdem die Sonne am Horizont aufgegangen war, lag die Temperatur noch bei angenehmen 23 Grad.
Wir hatten guten Rückenwind und waren daher schneller als gedacht. Schon um 8:00 Uhr morgens erreichten wir nach rund 90 geradelten Kilometern den Rastplatz, den wir eigentlich erst für die Mittagszeit eingeplant hatten. Unser Lunch wurde nun also zum Frühstück.
An einem der schattenspendenden, überdachten Picknicktische, kochten wir uns Kaffee und eine große Portion Reis mit Hühnchen. Dazu gab es eine leckere asiatische Soße und frische Salatsprossen. Wir waren begeistert von unserem deftigen, kulinarischen Frühstücksmenü. Die Tüte Gummibärchen musste anschließend natürlich auch noch verdrückt werden.
Nach einer guten Stunde Pause fuhren wir genudelt weiter.
Es wurde zunehmend heißer. Doch die Temperaturen lagen noch im grünen Bereich und waren erträglich.
Ausgelassen und guter Dinge, freuten wir uns schon auf das letzte Roadhouse auf der Strecke. Mein Hintern schmerzte allerdings höllisch. Rechts und links, zwischen meinen Beinen, hatte ich seit Tagen Druckstellen, die inzwischen rot und geschwollen waren und echt stressten. Wir änderten meine Sattelposition, um die Druckstellen zu entlasten, doch trotzdem schmerzte es tierisch. Oft ging ich aus den Sattel und rutschte mal hin und mal her, um dem Schmerz zu entgehen.
Schon um 8:00 Uhr morgens erreichten wir nach rund 90 geradelten Kilometern den Rastplatz, den wir eigentlich erst für die Mittagszeit eingeplant hatten. Unser Lunch wurde nun also zum Frühstück.
An einem der schattenspendenden, überdachten Picknicktische, kochten wir uns Kaffee und eine große Portion Reis mit Hühnchen.
Dazu gab es eine leckere asiatische Soße und frische Salatsprossen.
"Flimmerstunde"
Der Asphalt brennt...
Hello again Road Train...:)
Inzwischen hatte sich die Landschaft wieder verändert. Erst bestand sie aus saftig, grünen Büschen und größeren Eukalyptusbäumen und dann folgte ein großes Gebiet, das von Buschfeuern heimgesucht wurde. Die verkohlten, schwarzen Baumstümpfe und trockenen, braunen Büsche, standen in einem starken Kontrast zu der tief roten Erde. Wunderschön!
Buschfeuer sind ein wichtiger Bestandteil der Ökologie des australischen Kontinents. So helfen die Feuer beispielsweise einigen Pflanzenarten, ihre Samenhülsen zu öffnen. Das Feuer ermöglicht auch das erneute Wachstum von bestimmten Arten von Pflanzen. Viele angepasste Pflanzenarten bilden bald nach den Feuern neue Triebe und wachsen schnell wieder nach, während nicht zum Ökosystem gehörende Arten durch das Feuer verdrängt werden.
Zwischendurch fuhr ein Pick Up an uns vorbei und hielt circa 50 Meter vor uns auf dem Seitenstreifen. Der Fahrer in Arbeitsmontur, stieg aus dem Wagen und kramte aus dem Kühlschrank, der sich hinten auf der Ladefläche befand, zwei eiskalte Wasserflaschen und hielt sie uns aus der Ferne winkend entgegen. Wow! Wie nett! Ein kaltes Getränk kam gerade richtig!
Wir unterhielten uns kurz mit dem Arbeiter und seinem Kollegen, der auf dem Beifahrersitz saß und bedankten uns freudestrahlend für die erfrischenden, kalten Getränke, bevor wir uns verabschiedeten und weiterfuhren.
Irgendwann sahen wir am Himmel große Greifvögel fliegen. Es handelte sich dabei um Keilschwanzadler und Schwarzmilane. Wir hielten an, damit ich sie fotografieren konnte.
Währenddessen kam uns ein mit Aborigines voll besetztes Auto entgegen und blieb direkt neben uns stehen. Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und fragte, ob bei uns alles in Ordnung sei. Wir lachten und Elli versuchte ihm zu erklären, dass ich nur den Adler fotografieren wollte. Nun mussten auch die Insassen des Wagens lachen. Winkend fuhren sie weiter.
Wenig später machten wir am Straßenrand nochmal Pause, um etwas zu trinken. Nun hielt sogar noch ein riesiger Truck ohne Ladung. Auch dieser nette Fahrer fragte uns, ob wir Hilfe benötigten. Wieder bedankten wir uns kichernd und gaben dem Trucker zu verstehen, dass wirklich alles in Ordnung war.
Nach 136 Kilometern erreichten wir gegen 12.30 Uhr am Mittag, das Minillya Road House. Es war das letzte Road House auf unserer Tour entlang der Westküste. Auf den insgesamt 233 Kilometern zwischen Carnavon und Coral Bay, war es das einzige Road House mit Tankstelle und die einzige Möglichkeit ein kaltes Getränk zu kaufen. Wir freuten uns also schon riesig auf das kühle Nass und waren gespannt auf die Atmosphäre des Road Houses.
Zu diesem Zeitpunkt gingen wir eigentlich davon aus, dass wir unseren langen Radtag im Minillya Road House beenden und unser Zelt auf dem Gelände aufschlagen würden.
Der Rastplatz, der sich noch vor dem Road House, auf der gegenüberliegenden Seite, vor einer Brücke mit einem ausgetrockneten Fluss befand, sah erstmal sehr nett und vielversprechend aus. Wir parkten unsere Bikes also vor dem Shop des Minillya Road House. Vor der verschlossenen Eingangstür saßen zwei witzige Truthähne und baten singend und gurrend um Einlass. Als wir den Shop betraten, wurden wir von einer hübschen, jungen Italienerin empfangen, die in dem Road House als Work- and Travellerin arbeitete. Wir kauften uns ein kaltes Getränk und setzen uns an einen der Tische, um nach der langen Fahrt erstmal wieder klarzukommen. Wir sahen uns um. Der Shop war furchtbar dreckig und ranzig. Insgesamt hinterließ er bei uns keinen guten Eindruck. Hinter dem Tresen arbeiteten nur junge Work- and Traveller. Der Blick in die unappetitliche Küche sprach Bände. Der Laden war alles andere als einladend und etwas essen wollten wir dort schon garnicht.
Nachdem wir etwas getrunken hatten, gingen wir hinaus, um uns das Gelände des Caravan Parks, hinter dem Gebäude anzusehen. Schnell waren wir uns einig, hier wollten wir auf keinen Fall bleiben! Auch der Rastplatz mit seinen Picknicktischen war keine Option, zumal es erst 13.00 Uhr und sehr warm war. Wir waren echt entsetzt und enttäuscht von diesem dreckigen, ranzigen Roadhouse. Wirklich schade…
Unser nächstes Ziel, Coral Bay, das wir eigentlich erst am nächsten Tag erreichen wollten, war rund 100 Kilometer vom Minillya Road House entfernt.
An diesem Tag waren wir nun schon gute 136 Kilometer geradelt, dennoch fühlten wir uns recht fit. Wir füllten noch schnell Wasser auf und machten uns wieder auf den Weg, um zu schauen, wie weit wir kommen würden.
Als ich dann zu Elli meinte, dass wir es bis zum Abend theoretisch bis Coral Bay schaffen könnten, erwiderte sie bissig: „Wir werden sehen! Jetzt lass uns erstmal losradeln!!!“
Nur wenige Kilometer nach dem Roadhouse folgte der Abzweig nach Coral Bay und Exmouth. Noch hatten wir Seiten- oder Rückenwind. Die Temperaturen stiegen nun allerdings auf 38 Grad.
Auf der ruhigen Minilya-Exmouth-Road radelten wir entspannt nebeneinander her. Nur selten fuhren PKW’s oder große Trucks an uns vorbei.
Die Landschaft war wieder karg und geprägt von verkohlten, schwarzen Baumstümpfen und verbrannten Sträuchern. Auch hier war alles Grün, einem Buschfeuer zu Opfer gefallen. Doch auch diese Gegend hatte ihre Schönheit und ihren Reiz und gehörte eindeutig zum australischen Kontinent.
Der Wind wurde stärker, die Strecke hügeliger und das Fahren in der Hitze anstrengender. Immer wieder hielten wir an, um etwas zu trinken.
Nach etlichen Kilometern, ließen wir die durch Buschfeuer verbrannte Landschaft hinter uns. Die Büsche wurden immer kleiner und dann glich die Landschaft plötzlich einer Steppe und erinnerte uns an die Pampa in Patagonien.
Der Wind nahm jetzt extrem zu. Windhosen jagten durch die Lüfte und über die trockene, baumlose Graslandschaft.
Zwischen Hügeln befand sich in einer offenen Senke ein Rastplatz, mit überdachten Picknicktischen. Wir legten dort eine Pause ein, denn nach 163 Kilometern, mussten wir dringend nochmal etwas essen. Inzwischen war es so stürmisch, dass wir alles festhalten mussten, damit es nicht wegfliegt.
Auf der windigen Piste fuhren einige Camper und PKW’s am Rastplatz vorbei. Nach einer ausgiebigen Pause fuhren wir sandgestrahlt weiter. Nun gesellten sich zu dem extrem starken Wind, auch noch krasse Böen. Es sah nicht nur aus wie in Patagonien, sondern es fühlte sich auch noch so an. Dann machte die Straße einen Knick. Der extreme Wind pustete nun mal von vorn und mal von der Seite. Wahnsinn, damit hatten wir nicht gerechnet! Es wurde verdammt anstrengend. Meine Furunkel am Arsch und die Knie schmerzten höllisch! Und jedes Mal, wenn wir kurz anhielten, um etwas zu trinken oder auszuruhen, wurden die Muskeln in den Beinen sofort fest und brannten wie Feuer. Es war ein Kampf gegen Windmühlen.
Immer wieder jagten Windhosen (kleinräumige, schlauchförmiger Wirbelstürme) durch den Bush.
Nach 163 Kilometern, legten wir auf einem stürmischen Rastplatz im Nirgendwo nochmal eine Pause ein,
denn wir benötigten dringend Energie.
In der eindrucksvollen Landschaft standen plötzlich unzählige, hohe, terrakottafarbene Termitenhügel, aus rotem Lehm. Ich musste sie natürlich fotografieren, während Elli im Sturm mein Fahrrad festhielt. Gegen den Sturm kämpften wir uns nun über langgestreckte Hügel. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass bei mir nichts mehr geht. Ich kramte also wieder eine Tüte Gummibärchen aus meiner Radtasche und atmete sie ein. Gefühlt ging der Zucker bei mir jedes Mal sofort ins Blut und spendete die nötige Energie.
Mühselig und langsam ging es weiter voran. Gegen 18.00 Uhr ging am Horizont allmählich die Sonne unter. In dem warmen Abendlicht, hielten wir vorsichtshalber schon Ausschau nach einem Zeltplatz für die Nacht, denn so wie die Bedingungen waren, würden wir es vermutlich nicht mehr bis zu dem noch 30 Kilometer entfernten Coral Bay schaffen.
Doch nun machte die Straße glücklicherweise wieder einen Knick nach Norden und so hatten wir wieder Rückenwind und segelten jetzt mit 26 bis 28 Stundenkilometer auf der Straße dahin.
Obwohl wir total fertig waren, kamen bei uns jetzt wieder Hoffnung und gute Laune auf.
Als wir dann schließlich den Abzweig nach Coral Bay erreichten, war der Sonnenuntergang über der kargen, weiten, hügeligen Landschaft wunderschön. Im Westen leuchtete der Rand des Horizonts noch in einem kräftigen orange, während im Osten schon die ersten Sterne am Himmel zu sehen waren.
Doch noch immer waren es 12 Kilometer bis zum Ort und die mussten wir jetzt erneut gegen den Wind kurbeln. Als wir an dem beschriebenen Abzweig um die Ecke bogen, traf uns der Sturm wie eine Wand. Er war kräftezehrend, laut und warm. Die letzten 12 Kilometer wurden zu einer verfluchten Tortur! Elli fluchte laut, während ich schon seit Stunden keine Kraft mehr zum sprechen hatte.
Ich musste immer wieder aus dem Sattel gehen und wegen der Schmerzen kurze Stehpausen einlegen. Elli hingegen, wurde wegen des starken Gegenwindes immer aggressiver. Sie trat wild und kräftig in die Pedalen. Sie wollte nur noch ankommen. Ich war so fertig, dass ich mit ihr kaum mithalten konnte und klemmte mich deshalb einfach nur noch in den Windschatten dieser wütenden, laut fluchenden Frau. Ich sah mir Ellis bissiges Theater eine Weile von hinten an und bekam mich plötzlich nicht mehr ein. Ich konnte vor Lachen kaum noch treten.
Und dann war es endlich soweit…
Gegen 20:00 Uhr und sage und schreibe 233,28 geradelten Kilometern und 17 Stunden auf dem Rad, erreichten wir endlich Coral Bay.
Zum Glück befand sich der Caravan Park gleich am Ortseingang. Das Office war natürlich schon geschlossen, deshalb suchten wir im Dunkeln ein Plätzchen für unser Zelt und bauten es groggi auf.
In der eindrucksvollen Landschaft standen plötzlich unzählige, hohe,
terrakottafarbene Termitenhügel, aus rotem Lehm.
Ein Termitenhügel ist der oberirdische Teil eines Termitenbaus. Daneben bauen bestimmte Termitenarten auch Erdnester (unter der Erde) und Kartonnester (auf Bäumen).