Tag 11: von Kalbarri zur Restarea mit Wassertank (127,30 Kilometer)
Schon um 2:00 Uhr Nachts klingelte unser Wecker im Zelt, denn wir wussten, dass ein super anstrengender Radtag bevorstehen würde. In der Nacht rüttelte der Wind unermüdlich an unserem Zelt. Wir konnten kaum schlafen. Müde packten wir leise zusammen, um auf dem Campingplatz niemanden zu wecken. Selbst mitten in der Nacht war es herrlich warm und der Himmel sternenklar. Mit unseren beladenen Fahrrädern schoben wir noch in die große, offene Outdoorküche, um unseren Proviant für die nächsten Tage aus dem Kühlschrank zu nehmen und in unseren Radtaschen zu verstauen.
Gegen 3:15 Uhr saßen wir dann auf den Rädern und radelten noch ein kurzes Stück durch Kalbarri, bevor es auf der der Ajana-Kalbarri-Road (Nr. 354) in Richtung NW Coastal Highway 1 weiterging. Noch im Ort, hüpften in der Dunkelheit überall süße Kängurus umher. Als sie uns entdeckten sprangen sie hektisch aus den Einfahrten und Gärten der Familienhäuser.
Wir erreichten die Ajana-Kalbarri-Road, die uns nun entlang des Kalbarri NP und zur Kreuzung des Highway 1 führen würde. Auf der Landstraße war es stockdunkel und der klare Sternenhimmel fantastisch. Nur die Scheinwerferlichter am Rad, wiesen uns den Weg.
Die Straße führte jetzt stetig bergauf. Noch dazu blies uns ein Wind von rund 15 Knoten (circa 28 Km/h) entgegen. Immer wieder trafen wir in der Dunkelheit auf große und kleine Kängurus, die entweder vor uns über die Straße sprangen, stehen blieben und ungläubig glotzten oder erschrocken in die Büsche türmten.
Das Radfahren wurde durch den stetigen Anstieg mega anstrengend, doch zum Glück waren die Temperaturen mit circa 20 Grad, noch sehr angenehm. Mit 12 Liter Wasser pro Frau und all dem Proviant und dem Equipment in den Taschen, waren unsere Räder schwer beladen. Wir kurbelten uns deshalb stöhnend und keuchend voran.
Gegen 4:15 Uhr wurde es allmählich heller. Der untere Rand des Horizonts, färbte sich langsam in einen zarten und später kräftigeren rosa Farbton. Da wir Richtung Osten radelten, konnten wir den Sonnenaufgang in vollen Zügen genießen. Er war traumhaft schön. Im Morgengrauen wirkte die Landschaft mit den wunderschönen Silhouetten der vereinzelten Bäume über dem weiten, einsamen Buschland wie ein Gemälde. Die Sterne am Himmel wurden blasser und verschwanden allmählich. Doch dann sahen wir noch zwei Sternschnuppen vom Himmel fallen. Schnell schickten wir unsere Wünsche ins Universum.
Wenn es doch nur nicht permanent bergauf gegangen wäre und noch dazu bei diesem starken Gegenwind…
Am Straßenrand lagen wieder sehr viele Kadaver totgefahrener Kängurus. Wir sahen allerdings auch zwei tote Schlangen, ein Häschen und einen großen toten Perentie (einen Riesenwaran) am Wegesrand liegen. Eine Tragödie! Der Perentie ist Australiens größte Eidechse. Sein Körper ist sattbraun mit großen cremefarbenen oder gelben Abzeichen. Durchschnittlich werden diese wunderschönen Tiere bis zu 1,50 Meter groß.
Soweit wir uns erinnern konnten sollten es rund 43 Kilometer bis zur Kreuzung am Highway 1 sein. Doch anscheinend lagen wir beide falsch! Die anstrengende Fahrt über die Hügel gegen den Wind, nahm kein Ende. Wieder schmerzten meine Knie und ich hatte schon wieder mächtigen Kohldampf. Trotzdem wir viel tranken, waren unsere Kehlen wie ausgetrocknet. Der Wind und die trockene, warme Luft, dörrten uns aus.
Nach rund 50 geradelten Kilometern hatten wir die Kreuzung noch immer nicht erreicht. Groggi setzten wir uns am Straßenrand unter einen schattigen Baum. Wir tranken viel Wasser und ich stopfte mal wieder jede Menge Süßigkeiten in mich hinein.
Es wurde wärmer und wärmer. Wir durften also nicht trödeln.
Der Weg über die Hügel zog sich noch kilometerweit hin. Die grüne Buschlandschaft wechselte nun in ein trockenes, dröges Farmland. Die Erde auf den Feldern war tief rot.
Nach 6 Stunden und circa 65 geradelten Kilometern, standen wir gegen 9:00 Uhr endlich an der Kreuzung des NW Coastal Highway Number 1. Was für eine krasse Tortur!
Ich kramte mal wieder eine Tüte Gummibärchen aus der Tasche, die sogleich verdampfte. Im Gegensatz zu mir, konnte Elli durch die extreme Anstrengung nichts essen. Mir gefiel das überhaupt nicht, denn irgendwo musste die Energie zum radeln ja schließlich herkommen.
Auf dem Highway 1 ging es nun über Hügel mit Rückenwind weiter. Die heiße Mittagszeit wollten wir auf der Galena Bridge Rest Area South, am Murchison River überbrücken. Bis zur Rest Area waren es noch anstrengende 14 Kilometer. Der Seitenstreifen am Rande des Highway war schmal. Hier und da fuhren Roadtrains und Autos an uns vorbei. Inzwischen zeigte das Thermometer 32 Grad, die sich jedoch heißer anfühlten. Die Luft war extrem trocken. Immer wieder hielten wir an, um etwas trinken. Knülle aber noch zur rechten Zeit, erreichten wir gegen 10:15 Uhr die Rest Area am Murchison River. Die hübsche Ruhezone am Fluss, war ein netter Platz zum verweilen. Es gab eine Vielzahl überdachter Picknicktische und wir waren zudem sehr überrascht, dass der Fluss sogar Wasser führte und garnicht mal so wenig. Vorerst parkten noch zwei Autos auf dem Platz, doch später waren wir in der Hitze alleine. Fix und fertig setzten wir uns in den Schatten, an einen der Tische. Wir kochten Kaffee und futterten etwas. Es wurde windstiller und noch heißer. Inzwischen kletterte das Thermometer auf über 40 Grad. Müde und matt lagen wir auf der Bank und versuchten ein wenig zu schlafen. Gegen 15.00 Uhr wollten wir wieder starten. Bis zum nächsten Roadhouse waren es noch gute 120 Kilometer. Doch bei dieser Hitze war das für uns definitiv nicht zu schaffen. Wir machten uns also auf den Weg zur nächsten, rund 50 Kilometerweit entfernten Rest Area. Dort sollte es zwei Wassertanks geben.
Australien ist wirklich einen Kontinent der Extreme! Wind, Hitze und die anstrengenden Fliegen, die uns permanent im Gesicht saßen. Einfach krass!!!
Wieder auf dem Rad ging es mir soweit gut, doch Elli hing bei jedem kleinen Anstieg mächtig durch, obwohl die Strecke nun nicht mehr so anspruchsvoll war. Ich fuhr wirklich schon sehr langsam, doch Elli kam einfach nicht hinterher. Auf jedem Hügel musste ich nun ewig auf sie warten. Die Hitze machte sie fertig!
Langsam war ich jedoch reichlich genervt!!! Denn in meinen Augen, hatte Elli diesen anstrengenden Radtag schon falsch begonnen. Bereits um 2.00 Uhr in der Nacht waren wir aufgestanden und sie nahm nur ein Tütchen Energie-Gel zu sich. Nach den ersten 65 Höllenkilometern hatte ich Elli schon gefragt, warum sie denn nichts essen wollte, wo sie doch auch sonst immer zum Frühstück schon ’ne halbe Schlachteplatte verschlang. Nur ausgerechnet an diesem harten Radtag nicht!
Erst gegen 11.00 Uhr, als der Planet schon mächtig brannte und wir indes schon gute 9 Stunden auf dem Rad unterwegs waren, aas sie auf dem Rastplatz am Murchison River eine Dose Bohnen, mehr nicht. Und auch die Sonnencreme hatte sie in dieser brütenden Hitze nicht mehr aufgefrischt. Schließlich hatte sie sie ja schon um 2 Uhr in der Nacht aufgetragen! Ich hatte schon geahnt was nun passieren würde…
Meine Gedanken und meine Wut waren natürlich etwas gemein. Doch unter meiner eigenen Anstrengung und Erschöpfung, konnte ich ehrlich gesagt kein wahres Mitleid für Elli empfinden.
Für die 49 Kilometer brauchten wir nun also eine Ewigkeit.
Als wir die einsame Rest Area mit den zwei Wassertanks schließlich erreichten, war es schon fast dunkel. Zu allem Übel waren die Wassertanks nun auch noch leer. So durchgeschwitzt wie wir waren, blieb uns also nur eine Katzenwäsche mit Feuchttüchern. Wir waren bedient.
Im letzten Tageslicht stellten wir unser Zelt auf. Die Sonne war längst untergegangen, doch der Rand des Horizonts leuchtete in einem feurigen orange. Die Landschaft glich mit ihren wundervollen Silhouetten der Bäume und Sträucher, wie schon am Morgen einem Ölgemälde. Ein kleiner, neugieriger, hungriger Fuchs streifte noch um unser Zelt, während wir groggi und verschwitzt auf unseren Matten lagen. Im Zelt herrschte eine Affenhitze, denn die aufgeheizte Erde wirkte wie eine voll aufgedrehte Bodenheizung. Was für ein Tag…
Legt euch nicht mit mir an Mädels!
Wunderschöne Banksia-Bäume mit markanten Blüten.
Das Ende der Fahnenstange war längst noch nicht erreicht.
Die Anzeige auf dem Thermometer kletterte noch weiter nach oben.
Die extreme Mittagshitze überbrückten wir auf der Galena Bridge Rest Area South, am Murchison River.
Große Enttäuschung am Abend. Die Wassertanks auf der Rest Area im mitten im Bush waren leer.
Im letzten Tageslicht stellten wir unser Zelt auf.
Tag 12: von der Rest Area mit den Wassertanks bis zum Billabong Roadhouse (69,39 Kilometer)
Schon um 4:00 Uhr morgens weckte Elli mich im Zelt. Ich war fix und knülle und deshalb mehr als schlecht gelaunt. Mir war alles egal. Elli ging es ganz sicher genauso, doch sie hatte große Angst vor der drohenden Hitze und dem Radtag. Mürrisch wehrte ich mich gegen das frühe Aufstehen, doch Elli hatte natürlich Recht. Wir mussten früh los!
Draußen war es noch dunkel, doch der Sternenhimmel leuchtete wieder fantastisch über uns. Das Kochen eines Kaffees fiel an diesem Morgen aus, denn überall krabbelten Ameisen umher. Während wir zusammenpackten, schlenderte nochmal der kleine Fuchs vorbei. Er kam so nah, dass wir ihn fast streicheln konnten. Als wir dann unsere Zähne putzten, schleckte der Fuchs am Zahnputzwasser und uns wurde plötzlich klar, dass er großen Durst hatte. Warum sollte es ihm auch anders gehen als uns? Wir schnitten schnell eine leere PET-Flasche auf und gaben dem Fuchs daraus zu trinken. Wahnsinn was er für einen großen Durst er hatte. Wir schenkten dem Fuchs nach und fragten uns, wie die Pflanzen und Tiere hier ohne Wasser wohl so lange überleben konnten. Ein Wunder der Natur!
Gegen 5:00 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern. Als kurze Zeit später die Sonne aufging, wurde es sofort heißer. Auf der hügeligen Strecke war es ruhig. Es folgten einige steilere Aufstiege und Abfahrten. Nur ab und zu kamen wieder Roadtrains, zum Teil auch als Oversize-Variante mit ganzen Häusern auf der Ladefläche, einige Camper und PKWs an uns vorbei. Die Landschaft war wunderschön. Rote Erde, grüne Büsche und duftende Eukalyptusbäume säumten die Straße. Zum Billabong Roadhouse waren rund 69 Kilometer zurückzulegen. Dort wollten wir dann eine längere Pause einlegen und später am Tag noch weitere 55 Kilometer zum Overlander Roadhouse weiterradeln.
Eigentlich war es keine sehr anspruchsvolle Strecke. Doch durch die trockene Hitze, die schon am frühen Morgen krass zunahm, hatten wir ordentlich zu kämpfen. Zudem saß uns der Vortag noch mächtig in den Knochen.
Schon um 6.30 Uhr zeigte das Thermometer 32 Grad. Die Temperatur fühlte sich jedoch im Bush viel wärmer an. Es war kein Vergleich mit ähnlichen Temperaturen in der Heimat! Vielleicht lag es an der unglaublich trockenen Luft.
Wir tranken sehr viel Wasser. Liter für Liter. Das Wasser in unseren Trinkflaschen wurde heiß wie Tee. Die 12 Liter, die wir pro Frau für die zwei Tage mitgenommen hatten, würden gerade mal bis zum Roadhouse reichen.
Wieder hatten wir mächtig mit der Hitze zu kämpfen. Krass! Auch mir wurde im Kopf schon duselig. Langsam schwanden alle Sinne. Obwohl es noch so früh am Morgen war spürte ich, wie lebensbedrohlich die Hitze für uns bald werden konnte. Elli fiel zwischendurch immer wieder ab. Ich fauchte sie deshalb an: “Jetzt reiß doch mal zusammen und gib Gas! Konzentriere dich!!!“. Ich war wirklich nicht sehr nett zu ihr, doch ich wollte das Billabong-Roadhouse unbedingt erreichen, bevor es für uns Lebensgefährlich wurde.
Ich tränkte Elli ein Kopftuch mit Wasser, damit sie es sich zur Kühlung auf den Kopf setzen konnte. Hunderte Fliegen machten es sich anschließend auf dem Kopftuch bequem, scheinbar hatten auch sie sehr viel Durst.
Schon 15 Kilometer vor dem Billabong Roadhouse war klar, dass wir dort für den Rest des Tages stranden würden. Als wir gegen 9:15 Uhr am Roadhouse eintrafen, zeigte das Thermometer bereits 39 Grad. Wir waren total im Arsch und salzverkrustet. Ellis Mund war schneeweiß.
Wir kauften uns erstmal zwei große Cola und setzten uns draußen an einen schattigen Tisch, denn die verlockende Klimaanlage im Shop wäre ganz sicher tödlich gewesen. Die junge Frau die im Roadhouse arbeitete, war super nett. Sie war fassungslos, dass wir bei dieser extremen Hitze mit dem Fahrrad unterwegs waren.
Das Billabong Roadhouse war uns auf Anhieb sympathisch. Es hatte diesen typisch australischen Charakter. Auf dem Gelände, mitten im Bush, liefen süße Ziegen umher.
Wir bestellten noch eine zweite große Cola und fragten nach einer Kabine für die Nacht. Für 120 australische Dollar bekamen wir ein kleines Zimmer mit Klimaanlage und eigenem Bad. Wir sprangen erstmal unter die wohlverdiente Dusche. Draußen waren inzwischen 43 Grad.
Für den Rest des Tages ließen wir es uns bei Burger, Fritten, Eis und Wraps gut gehen. Wir reinigten unser Equipment und wuschen unsere schmutzige Wäsche. Auch das musste zwischendurch erledigt werden…
Schon um 6.30 Uhr zeigte das Thermometer 32 Grad.
Verschnaufpause im Schatten...
Auch die Fliegen waren am verdursten und trieben uns zeitweilig in den Wahnsinn.
schwitz...
Frisch geduscht und fix und knülle am Billabong Roadhouse.
In the middle of nowhere... (Billabong Roadhouse)
Tag 13: vom Billabong Roadhouse über Overlander Roadhouse nach Hamelin Pool (81,72 Kilometer)
Bevor wir zum Overlander Roadhouse radelten mussten wir entscheiden, ob wir einen Abstecher in die Shark-Bay und nach Monkey Mia machen wollten. Denn von der Kreuzung am Overlander Roadhouse waren es rund 150 Kilometer hin und wieder zurück.
Doch wir mussten nicht lange überlegen, denn in der Shark-Bay gab es Delfine und Pelikane zu sehen, die täglich von den Rangern gefüttert wurden. Außerdem empfahl Herbert uns einen Segeltörn von dem aus wir Dugongs (Seekühe) beobachten konnten.
Um 4.00 Uhr morgens starteten wir also am Billabong Roadhouse. Der Himmel war sternenklar. Wieder sahen wir große Sternschnuppen vom Himmel fallen, sogar mit dickem, rauchigem Schweif.
Auf dem Rad brauchten wir eine Weile um überhaupt in Form zu kommen. Die Muskeln mussten erstmal warm werden. Mein Gefühl sagte mir jedoch instinktiv, dass dieser Radtag wieder etwas entspannter und die Temperaturen nicht mehr so lebensbedrohlich heiß werden würden, wie an den Tagen zuvor. Obwohl alles gut lief, war es anstrengend, da wir wieder eine sehr hügelige Landschaft durchquerten. Nach rund 25 geradelten Kilometern, machten wir nach Sonnenaufgang eine Pause am Straßenrand. Ilka zog ein langes Gesicht. Sie hatte null Bock und wollte sich am liebsten im nächsten Roadhouse niederlassen und in einem Zimmer verbarrikadieren. Als ich ihr dann sagte, das dies für mich nicht in Frage kam und ich heute noch nach Hamelin Pool weiterradeln wollte, hatten wir uns wieder mächtig in der Wolle. Beleidigt und wortlos strampelten wir weiter.
Kurz vor 7.00 Uhr erreichten wir nach 49 geradelten Kilometern das Overlander Roadhouse. Es war Zeit für einen Kaffee. Wir bestellten im Shop zwei Flat White und setzen uns draußen an einen der schattigen Picknicktische. Nach dem Kaffee kam Elli plötzlich in Gang und bekam richtig gute Laune. Nun wurde klar, dass wir auf jeden Fall nach Hamelin Pool weiterradeln würden. Nach einer entspannten Pause am Overlander, bogen wir an der Kreuzung ab und kurbelten auf der Denham-Hamelin-Road Richtung Shark-Bay. Nun ging es wieder Richtung Meer. Bis Hamelin Pool waren es rund 35 Kilometer. Inzwischen wurde es wieder heiß, doch nichts gegen die lebensbedrohliche Hitze der letzten Tage. Zum Glück hatte sich mein Bauchgefühl nicht geirrt und es wurde ein herrlich entspannter Tag. Gut gelaunt radelten wir auf der einsamen Straße dahin. In der Ferne zeigte sich schon bald das türkisfarbene Meer. Nun ging es seicht abwärts und eine leichte Briese wehte uns entgegen. Herrlich!
Doch dann trauten wir unseren Augen nicht. War das etwa ein Reiseradler der uns dort entgegenkam? Tatsächlich! Wir waren schon fast 1000 Kilometer geradelt und hatten bisher keinen einzigen Artgenossen getroffen. Neugierig hielten wir an, um Hallo zu sagen. Der Typ auf dem Rad war ein regelrechter Kollos. Er hatte Beine wie Baumstämme und Schultern wie Kanonenkugeln und war samt Hut und Fliegennetz definitiv sicher eingehüllt. Der Schwarzenegger kam tatsächlich aus Deutschland. Wir lachten über diese witzige Begegnung im Nowhere. Auch er freute sich darüber uns zu sehen, denn obwohl er schon einige Wochen unterwegs war, hatte er genauso wie wir, noch keine weiteren Artgenossen auf Drahteseln getroffen.
Als er hörte, dass wir schon um 4:00 Uhr morgens am Billabong Roadhouse gestartet waren, schaute er uns ungläubig an. Früh aufstehen war wohl nicht sein Ding. Aufgeregt fragten wir ihn, ob er die Delfine in Monkey Mia besichtigt hatte. Und er: „Nö, dafür müsste man ja schon um 7.00 Uhr dort hin.“ Und wir: „Okayyyyyy…!“ Und als wir ihn dann noch fragten, wie es ihm in Denham gefallen hatte, sagte er: „Naja…, für australische Verhältnisse war es dort ganz nett…“
Wir verabschieden uns von diesem merkwürdigen Kauz und wünschten uns gegenseitig Glück.
Als wir dann kichernd weiterradelten sagten wir:“ Respekt!!! Das dieser dicke, wuchtige Klotz solch eine Tour macht. Sogar durch die Nullarbor-Wüste war er schon gefahren. Hut ab!“
Als wir nach rund 30 Kilometern nach Hamelin Pool abbogen, sahen wir plötzlich drei große Emus, die in Windeseile die Flucht ergriffen als sie uns entdeckten.
Gut gelaunt erreichten wir gegen 9.30 Uhr den Hamelin Caravan Park. Wir sahen uns um. Auf dem Gelände gab es eine historische Telegraphenstation von 1884, ein historische Postamt von 1886, überdachte Picknicktische, grüne Wiesen, einen Grillplatz, sowie ein gemütliches, kultiges Haus mit Souvenirshop und Café. Doch das allercoolste: Es gab einen Swimmingpool! Wir sprangen also erstmal unter die Dusche und verbrachten den Vormittag in der Sonne und im Pool. Gegen Mittag gingen wir in das kultige Haus und bestellten bei der netten Frau, Fish und Chips. Die liebevolle, ältere Besitzerin, war schätzungsweise um die 70 Jahre alt und lebte hier schon seit über zwölf Jahren. Sie kümmerte sich um den Shop und das Restaurant, während ein schräger, jedoch netter Typ, sich um den Rest auf dem Platz kümmerte. Er wässerte die Wiesen, reinigte das Klo, säuberte den Pool und wer weiß noch was… Der Caravan Park war sicherlich schon etwas in die Jahre gekommen und die Atmosphäre irgendwie skurril, doch uns gefiel es prima.
Das Meer war nur 400 Meter vom Caravan Park entfernt, doch zum Baden nicht geeignet. In Hamelin Pool kann man die Stromatolites bewundern. Es sind die ältesten und größten lebenden Fossilien auf der Erde. Die einzelligen Cyanobakterien haben vor 3,5 Milliarden Jahren den ersten Sauerstoff der Welt produziert.
Wir machten also einen Spaziergang zum Meer, um uns die Stromatolites anzusehen. Im Prinzip sehen die Stromatolites aus wie kleine, knubbelige Felsformationen. Je nach Wasserstand kann man sie vom Ufer aus mehr oder weniger gut sehen. Optisch sind sie nicht gerade spektakulär, doch ihre Geschichte ist sehr interessant.
Es war heiß, das Licht gleißend, doch die Umgebung wunderschön. Wir gingen also erstmal wieder zurück sind sprangen nochmal in den Pool. Zischhhh…
In der Nachmittagshitze setzten wir uns an einen der schattigen Picknicktische. Ein nettes australisches Pärchen in den Sechzigern, gesellte sich zu uns. Sie waren mit einem Camper unterwegs und waren auf der Straße schon an uns vorbeigefahren. Nun stellten sie uns neugierig viele Fragen. Ganz sicher würden wir sie auf der Strecke nach Denham nochmal treffen.
Später machte ich ohne Elli, nochmal einen langen Spaziergang am Meer. Die Landschaft war trocken und wüstenartig und hatte wirklich eine besondere Atmosphäre. Wunderschön! An dem endlosen, kargen, einsamen Strand war ich völlig alleine, nur ein paar Kängurus und Hasen hoppelten zwischen den Büschen und Sträuchern umher. Etwas ängstlich sah ich mich jedoch permanent nach Schlangen um.
Zurück auf dem Caravan-Park, hatte Elli sich schon etwas Sorgen gemacht. Ich war wohl länger unterwegs als gedacht. An dem schönen Strand hatte ich einfach die Zeit verloren…
Und weiter geht's...
Gute Laune und Verwöhnprogramm auf dem Caravan Park in Hamelin Pool.
Blick auf die Stromatolites, die ältesten und größten lebenden Fossilien auf der Erde.
Spaziergang am Meer (Hamelin Pool)
Relaxing-Time in Hamelin Pool.
Sonnenuntergang über dem Meer. (Hamelin Pool)
Tag 14: von Hamelin Pool nach Denham (107,13 Kilometer)
Um 3.30 Uhr in der Früh klingelte unser Wecker. Müde packten wir wieder alles zusammen und saßen um 4.00 Uhr morgens auf den Rädern. Es war noch stockdunkel und der Sternenhimmel über uns wieder unfassbar klar. Wahnsinn, wieviele Sterne man hier in Australien am Himmel sah. Noch war es angenehm kühl, um die 18 Grad. Bis Denham standen heute circa 105 Kilometer auf dem Programm. Auf unseren Rädern rollten wir müde und wortkarg über die dunkle Straße. Nur unsere Scheinwerfer wiesen den Weg. Auf flacher Strecke ging es gut voran. Hier und da sprangen wieder Kängurus über den Weg. Allmählich ging die Sonne auf. Der Horizont färbte sich erst in einen gelben, dann rosa und hellblauen Farbton, bis er dann in einem knalligen orange leuchtete. Im anbrechenden Tageslicht hatten wir dann Sicht auf die Meeresbucht in der Shark Bay. Die Strecke wurde nun wieder hügeliger, ein ständiges auf und ab. Als wir gegen 7.30 Uhr die ersten 55 Kilometer geradelt hatten, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen unter einem Busch am Straßenrand und kochten uns einen starken Kaffee. Auf der Strecke war es noch relativ ruhig. Nur ab und zu kamen Autos und einige Camper an uns vorbei. Die meisten winkten uns zu, hupten oder hielten die Daumen hoch. Wir radelten weiter.
Rund zwanzig Minuten nachdem wir Pause gemacht hatten, stand neben der Straße ein Mann der aufgeregt mit den Flossen ruderte und uns zu verstehen gab ranzufahren und anzuhalten. Grinsend folgten wir ihm auf den Rastplatz, wo seine Frau uns schon mit einem Hund und zwei Tassen Kaffee erwartete. Was für eine nette Überraschung! Das sympathische Pärchen fuhr einen riesigen Camper mit dem Kennzeichen „65er’s“. So wusste man zumindest gleich, welchen Jahrgang die beiden hatten. Der kleine Hund hieß Yoda und war nach dem Jedi-Meister in Star-Wars benannt. Wir amüsierten uns prächtig.
Das Pärchen stellte uns natürlich die üblichen Fragen zu unserer Radreise. Wir beantworteten diese Fragen immer höflich, auch wenn wir unsere eigenen Antworten manchmal selbst nicht mehr hören konnten, denn auf unser zweijährigen Radreise (2018 bis 2020), bekamen wir immer wieder dieselben Fragen gestellt und irgendwann wurden wir dieser müde.
Neugierig fragten wir die Beiden, ob wir uns ihren riesigen Camper, der an einem riesigen Pick UP hing, mal von innen ansehen dürften. Kein Problem! Wir kletterten hinein und waren buff, denn im Innenraum gab es ein großes Doppelbett, eine Küche mit Gasherd und ein voll ausgestattetes Badezimmer. Krass!!! Der große Kühlschrank und der riesige Gefrierschrank waren auf der Ladefläche des Pick UP integriert.
Wir mussten lachen, denn für einen Moment dachten wir an das nette Pärchen, dass wir am Vortag in Hamelin Pool kennengelernt hatten. Die beiden hatten einen ähnlich großen Camper. Wir hatten nicht danach gefragt, doch sie hatten laut überlegt, ob sie uns samt Fahrräder mitnehmen könnten. Doch dann meinten sie, dass sie zu wenig Platz und zu viel Equipment hätten. Jetzt mussten innerlich darüber schmunzeln…Wir verabschiedeten uns von Yoda und dem super, netten Pärchen auf dem Parkplatz und bedankten uns für den tollen Kaffee.
Als wir weiter radelten erinnerte uns die Landschaft an Baja California in Mexiko. Es fehlten eigentlich nur die Kakteen. Wunderschön! Nach rund 80 geradelten Kilometern wurde es langsam beschwerlicher. Die Temperaturen nahmen immer mehr zu. Es folgte ein endloses auf und ab. Wir hielten oft an, um etwas zu trinken. Die Muskeln und Knie schmerzten. In der Hitze schwanden uns beiden allmählich die Sinne. Wir tränkten unsere Kopftücher wieder mit Wasser und zogen sie unter dem Helm auf den Kopf. Es half wirklich ungemein.
Nach rund 105 Kilometern erreichten wir gegen 12.00 Uhr Mittag endlich die Ortschaft Denham. Kurz vor dem Ort rauschte das nette Pärchen, das wir am Vortag in Hamelin Pool kennengelernt hatten, mit ihrem riesigen Camper an uns vorbei. Die Frau winkte aus dem offenen Seitenfenster und schrie uns „Amaaaazing!!!“ entgegen.
Völlig gerädert und Banane in Kopf, radelten wir in Denham erstmal runter zur Strandpromenade. Wahnsinn wie unglaublich schön das türkisfarbene, klare Wasser im Meer leuchtete. Nach der langen Fahrt durch die karge Landschaft und Hitze, fühlten wir uns nun wie auf einem anderen Planeten. Auf der Promenade fanden wir ein nettes Café. Bei all der Auswahl konnten wir uns kaum entscheiden. Nach langer Überlegung bestellte sich Elli sich einen Worker Burger mit Fritten (eine Arbeiter-Bulette mit Pommes :), ich das Teriyaki-Hühnchen mit Reis und dazu zischten wir zwei eiskalte Cola. Was für ein Genus!!! Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Shark Bay Caravan Park, wo wir den Rest des Tages am Salzwasserpool relaxten und uns erholten.
Das sympathische Pärchen das uns auf einen Kaffee einlud, fuhr einen riesigen Camper mit dem Kennzeichen „65er’s“.
Der kleine Hund im Schatten hieß Yoda und war nach dem Jedi-Meister in Star-Wars benannt :)
Blick in den pompösen Caravan und Pick Up.
Wir staunten nicht schlecht...
Dieser Caravan kann sich sehen lassen...
Happy Radmiezen bei der Ankunft in Denham.
Glasklares Wasser in Denham (Shark Bay).
Tag 15: Ferientag in Denham
Der Ort Denham liegt an der Westküste der Péron-Halbinsel, welche der westlichste Punkt Australiens ist. Er ist die ideale Ausgangsbasis, um alles zu entdecken, was rund um die Shark-Bay liegt. Für Touristen ist Denham unter anderem ein beliebter Ausgangspunkt für die Delfin-Fütterungen im circa 26 Kilometer entfernten Monkey Mia, sowie den Francois Péron National Park, der sich nur wenige Kilometer von Denham befindet. Des Weiteren kann man von Denham einen Bootsausflug zum Dirk-Hartog-Island-Nationalpark machen. Die Insel bildet den Abschluss der Shark Bay im Westen zum Indischen Ozean hin und ist Teil der Shark Bay World Heritage Area, einem UNESCO-Welterbe.
An unserem ersten radfreien Tag in Denham relaxten wir einfach nur. Wir gingen Frühstücken, schlenderten entlang der Promenade durch die Souvenirshops und buchten im Discovery
-Visitor-Center einen Segeltörn rund um Monkey Mia für den nächsten Tag.
Der Katamaran sollte allerdings schon um 10.00 Uhr in der Früh in Monkey Mia ablegen. Wir mussten also wieder früh aufstehen, um die 26 Kilometer bis Monkey Mia erstmal zu Radeln.
Immer wieder trifft man in Australien auf die hübschen Galahs (Rosakakadus).