Australien 2023 Teil: 1

Radtour von Perth nach Exmouth:

von Perth nach Kalbarri

 Ankunft in Perth (05./06.November 2023)

 

Am 05.November 2023 ging unser Flug, samt Fahrräder im Gepäck, mit Qatar Airways von Berlin über Doha (Qatar) nach Perth. Nach rund 20 Stunden landeten wir gegen 18:45 Uhr auf dem Airport in Perth. Wow, nach rund drei Jahren und überstandener Coronazeit, waren wir nun endlich wieder in Australien, um nun die Etappe von Perth nach Exmouth zu radeln und um unsere Fahrradweltreise, die wir im April 2020 aufgrund der Pandemie abrupt abbrechen mussten, hier nun würdig abzuschließen. 

Auf die Idee der rund 1730 Kilometer langen Radtour (inklusive aller Abstecher), entlang der australischen Westküste, brachte uns unser Freund Herbert aus Deutschland, den wir auf unserer Fahrradweltreise im Jahr 2020, in Pemberton (Western Australia) auf einem Campingplatz kennengelernt hatten. Herbert war diese Strecke inzwischen zwanzigmal geradelt und hatte deshalb hervorragende Tipps für uns, die wir gerne weitergeben.

Nach unserer Ankunft auf dem Flughafen in Perth waren wir noch gute eineinhalb Stunden mit der Einreise beschäftigt. Danach wurde es nochmal spannend. Ob wohl all unsere Gepäckstücke und die Bikes mit uns gut in Perth angekommen waren? Hurra, das Gepäck war tatsächlich vollzählig. In der Flughafenhalle machten wir uns dann an den Zusammenbau der Fahrräder, wofür wir rund zwei Stunden benötigten. Gegen 22:15 Uhr saßen wir dann endlich in den Sätteln und radelten noch rund 10 Kilometer vom Flughafen zum Bed & Breakfast durch die Dunkelheit. So übermüdet wie wir waren, hatten wir uns natürlich gleich in den Flicken. Hier lang…!!! Nein, hier lang…!!! Irgendwann dann endlich auf dem richtigen Weg sagten wir: „Wow, Cool, hier gibt es ja richtig tolle Radwege.“

Draußen war die Temperatur noch herrlich mild und in der Luft lag der wundervolle, vertraute Geruch Australiens. Eine Mischung aus Eukalyptus, feuchter Erde und Stroh. Wir lieben ihn!!!

Nach einiger Suche fanden wir mitten in der Nacht unser B&B (Aarn House B&B, Perth, 101 Fauntleroy Ave). Was für eine Reise… Nach über 30 Stunden auf den Beinen, fielen wir nun fix und knülle ins Bett.

Start in Perth

(Bed & Breakfast Aarn House )

Perth

 

Bevor wir zu unserer Radtour Richtung Exmouth aufbrechen konnten, mussten am nächsten Tag zunächst noch einige Dinge in Perth besorgt und erledigt werden. Nach rund 13 Stunden komatösen Schlaf, radelten wir auf unseren Bikes erst einmal zum Bunnings-Baumarkt und zum Shopping-Center, um Gaskartuschen und Lebensmittel für die ersten Radetappen einzukaufen.

Dann ging es noch an das Packen der Radtaschen. Draußen war es schon dunkel als alles fertig verpackt und startklar war. Nun waren wir bereit für das große Abenteuer. 

Keine Frage…, anstrengend aber cool!!!

Start der Tour von Perth nach Exmouth

Elli wenn sie fröhlich is... :)

(Start der Tour von Perth nach Exmouth)

Tag 1: von Perth zum Yanchep Nationalpark (89,70 Kilometer)

 

Heute geht es los... 

Wir duschten und gingen hinunter zum Frühstück. Dort lernen wir die Besitzer des B&B in Perth nun näher kennen. Hilary (78) und Jim (81) haben ein gemütliches Haus. Beide sind sehr charismatisch und sympathisch. Wir quatschten eine ganze Weile mit ihnen über Gott und die Welt und natürlich über das Reisen. Währenddessen bekamen wir Kaffee und Rührei serviert. Wie wir erfuhren, kam Hilary aus Großbritannien und Jim aus Südafrika. Zusammen haben sie vier Kinder und 12 Enkelkinder. Auch Hilary und Jim sind in all den Jahren viel gereist. Afrika, Europa – Ost und West, Russland, China, Nordamerika, Hawaii und einige andere Inseln. Obwohl unser Englisch wohl mehr als miserabel ist, hatten wir mit den beiden eine interessante Unterhaltung.

 

Nach dem Frühstück machten wir uns fertig. Gegen 10:30 Uhr waren wir startbereit. Aufgeregt saßen wir endlich im Sattel. Elli angespannt und ich gut gelaunt. 

Wie wir schon zuvor vermutet hatten, wurde die Strecke, die uns nun vorerst aus Perth heraus führen sollte, sehr anstrengend. Es gab viel Verkehr und viel Lärm. Wir mussten auf den ungewohnten Linksverkehr acht geben und darauf aufpassen, wo das Navi uns hinführt. Hier und da mussten wir wieder wenden und alternative Routen wegen vorhandener Baustellen suchen. Doch vielerorts gab es auch hervorragende, neue Radwege. Das Ballungsgebiet um Perth ist groß. Im Umkreis von 80 Kilometern entstehen rund um Perth neue Zugstrecken, Wohngebiete, Häuser, Einkaufszentren, Radwege und Autobahnen. Ein regelrechter Bauboom. Perth expandiert! 

 

Wie immer waren unsere Räder mal wieder viel zu schwer beladen. Während wir in Gedanken vor uns hinstöhnten, wurden wir in einem kleinen Park plötzlich von einer Elster im Sturzflug angegriffen. Zuerst attackierte die Elster Elli ganz hinterlistig von hinten und biss ihr kräftig ins linke Ohr. Und bevor wir überhaupt schnallten, was da eigentlich geschah, machte sich die Elster auch schon zum nächsten Angriff bereit und attackierte nun mich. Total erschrocken erinnerten wir uns plötzlich daran, dass wir in irgendeinem Blog schon einmal über diese angriffslustigen Biester gelesen hatten. Besonders Velofahrer sind im Visier der Elstern, wenn sie ihr Revier verteidigen. Da Helme in Australien obligatorisch sind, stammen die meisten Verletzungen daher, dass die Radfahrer bei einem Angriff vor Schreck vom Rad fallen. Allerdings finden die spitzen Schnäbel auch ihren Weg durch die Lüftungsschlitze der Helme. Die Tierwelt Australiens ist eben voller Überraschungen… 

Mit dem schmerzenden und leicht blutenden Ohr von Elli, ging es nun bei rund 30 Grad und angenehmen Rückenwind weiter. Alles lief wieder prima.

Nach rund 80 Kilometern, als wir unser Tagesziel, den Yanchep NP fast erreicht hatten, hatte Elli an einem krassen Anstieg plötzlich einen Platten im Hinterrad. Na klasse, zum ersten…!

Kurzer Hand schoben wir unsere Räder, samt Platten, erst einmal bis zum Eingang des Nationalparks der nicht weit von uns entfernt war. Als wir dort ankamen, lasen wir auf einem Schild: „Campground full!“ (Na klasse, zum zweiten…!) und dann lasen wir auf einem weiteren Schild: „We only accept cash!“ (Na klasse! zum dritten…), denn wir hatten kein Bargeld dabei. 

Ich beschloss also die 4,5 Kilometer nochmal zurück zur Tankstelle zu radeln, um am ATM Geldautomaten Bargeld abzuheben, während Elli den Platten reparieren würde. 9 Extrakilometer, kein Problem…! 

Als ich mit Bargeld bewaffnet, zurück am Eingang des Nationalparks war, hatte Elli wieder Luft im Reifen. Nun versuchten wir unser Glück, um auf dem ausgebuchten Campground einen Schlafplatz zu ergattern. Wir sahen uns um und fanden Hostess Kathrine, die gerade im Gespräch mit einigen Campern war. Kathrin teilte uns mit, dass wir leider nicht bleiben dürften, da der Platz ausgebucht sei. Phuu…, ok, dann müssten wir das wohl akzeptieren und irgendwo neben der Straße schlafen. 

Doch dann lotste Kathrine uns von den anderen Leuten weg und sagte uns grinsend, dass wir unser Zelt nebenan auf der großen Picknickwiese aufstellen dürften, es jedoch früh am Morgen wieder abbauen müssten. Sie würde den Ranger noch darüber informieren.

Wow! Was für eine Überraschung…Sogar die Sanitären Anlagen durften wir benutzen. 

Müde und groggi stellten wir im Sonnenuntergang unser Zelt neben dem Picknicktisch auf, während Kakadus und Kookaburras durch die Lüfte flogen. Im Abendlicht sprangen überall mannshohe Kängurus, zum Teil mit ihren Jungen im Beutel, über die Wiese. 

Wir aßen noch einen Happen zu Abend, gingen Duschen und fielen anschließend knülle in unsere Schlafsäcke. Was für ein erster, cooler Radtag! Aber an das Rumgekrame und an die körperliche Anstrengung mussten wir uns erstmal wieder gewöhnen…

Galahs (Rosakakadus) im Yanchep Nationalpark

Einsamer Kuschelkoala in der Baumkrone. (Yanchep NP)

Blick aus dem Zelt, mit Kängurus im Hintergrund.

Tag 2: vom Yanchep NP nach Lancelin (79,57 Kilometer)

 

Gegen 5:00 Uhr morgens wurden wir von dem berühmt, berüchtigten Gesang, bzw. Geschrei, der Kukaburras im Yanchep NP geweckt. Mit noch müden Augen öffneten wir das Zelt und strecken unsere Nasen neugierig heraus. Etwas enttäuscht blickten wir gen Himmel. Draußen war es noch kühl und bedeckt. Auf der Wiese hoppelten allerdings schon die ersten Kängurus umher. Wir kochten uns erstmal einen Kaffee. Während wir diesen schlürften, saßen wir wie in alten Zeiten, gemütlich in unseren Schlafsäcken im Zelt und beobachten die Tiere. 

Danach legten wir los. Das Zusammenräumen der Sachen dauerte noch ziemlich lange. Die Routine musste erst wieder Einzug halten. 

Unser Freund Herbert hatte uns zwar empfohlen, zwei Nächte im Yanchep Nationalpark zu verbringen, um den Park auf eigene Faust zu erkunden, doch irgendwie hatten wir nicht nur wegen des einsetzenden Nieselregens das Gefühl, dass wir keine weitere Nacht bleiben, sondern lieber weiterradeln sollten. 

Bevor wir das taten, wollten wir jedoch noch bei den Koalabären vorbeischauen. 

Der Koalaweg im Yanchep Nationalpark ist auf nur 240 Meter begrenzt. Seit 1938 lebt dort eine Koalakolonie, die aus dem Zoo in Perth in den Yanchep Nationalpark umgesiedelt wurde. Der Weg verläuft über eine Holzbrücke. Die Koalas leben quasi in einem Gehege. Es ist zwar so konzipiert, dass sie den Bereich verlassen könnten, doch nur dort kriegen sie ihr Futter. Dies ist der einzig negative Punkt, denn ein Koala in der Wildnis zu entdecken, ist wohl ein deutlich aufregenderes Gefühl. Tatsächlich entdeckten wir in der Krone eines hohen Baumes, einen schlafenden Koalabären. Dieses Erlebnis wurde jedoch durch die Geräuschkulisse des lauten Rasentrimmers, der nebenan rücksichtslos wütete, überschattet. 

Im Visitorcenter noch schnell bezahlt, radelten wir dann auf dem Indian Ocean Drive weiter Richtung Lancelin. Inzwischen schien die Sonne vom Himmel. Es wurde herrlich warm und es wehte ein angenehmes Lüftchen aus Süden. Rückenwind, der uns noch den ganzen Tag begleiten sollte.

Der Indian Ocean Drive war stärker befahren als wir zuvor gedacht hatten. Laut sausten Autos an uns vorbei. 

Rechts und links der Straße erstreckten sich vorerst wohlduftende Eukalyptuswälder, später bestand die Landschaft dann überwiegend aus Sträuchern und Büschen und später aus Farmland mit goldgelben Gras.  

Als wir an einem netten Roadcafe vorbeikamen, legten wir eine Pause ein. Wir bestellten Kaffee und machten es uns an einem Picknicktisch auf der Wiese gemütlich. Irgendwann radelten wir weiter. Das Wetter wurde wieder wechselhaft. Ab und zu kam ein erfrischender Nieselregen vom Himmel.

Dann hatte Elli plötzlich wieder einen Platten. Ok, das ganze Gepäck musste also abgeladen, der Schlauch gewechselt und das gesamte Gepäck wieder aufgeladen werden. Alles lief Hand in Hand. Wir waren ein eingespieltes Team. 

Als wir dann weiterradelten dauerte es nicht lange, bis Elli erneut einen Plattfuß im Hinterrad hatte. Scheinbar hatten wir den Verursacher im Mantel zuvor nicht entdeckt. Wir sahen uns den Mantel also nochmal ganz genau an und bohrten kleinste Glassplitter und Dornen mit dem Messer heraus, bevor es dann endlich weitergehen konnte.

Die Landschaft wurde wunderschön. Zwischendurch sahen wir Emus durch die trockene, goldgelbe Graslandschaft zogen. Nun wurde auch der Verkehr auf dem Drive etwas ruhiger. Trotz allem waren wir beim Radfahren noch immer sehr angespannt und hoch konzentriert.

Wir konnten es kaum fassen. Nach nur zwei Tagen auf dem Rad, war der Alltag zu Hause schon in weite Ferne gerückt, denn wir hatten gar keine Zeit mehr an die Heimat zu denken, da wir uns auf dem Rad mit ganz anderen Dingen beschäftigen mussten. Wo geht’s lang? Wieviel Wasser und Essen benötigen wir? Wo können wir übernachten? Und bloß keinen Sturz oder Unfall fabrizieren! Noch dazu die ganzen Eindrücke und Momentaufnahmen.

Nach rund 73 geradelten Kilometern, erreichten wir den Abzweig nach Lancelin. Ein kleines Kaff, am türkisfarbenen Meer. Gute 8 Kilometer ging es nun hinunter zum Indischen Ocean. Was für ein Gaudi. Allerdings mussten wir diese am nächsten morgen wieder zurückfahren, um auf dem Indian Ocean Drive weiterzuradeln. 

Auf den letzten Metern begann es nun zu regnen und zu stürmen. Schnell suchten wir Schutz hinter einer Bushaltestelle und warteten darauf, dass der Regen wieder nachließ. Etwas verfroren, ausgepowert und nass, machten wir uns wieder auf den Weg. Nachdem wir im General Store noch ein paar Dinge eingekauft hatten, erreichten wir schließlich den Caravan-Park. Obwohl der Platz schon etwas in die Jahre gekommen und überholt war, fühlten wir uns hier richtig wohl. Noch bevor wir unser Zelt aufstellten, kletterten wir die Treppe an den Dünen hinauf. Von der stürmischen Aussichtsplattform hatte man nun einen fantastischen Blick über das weite Meer und die Umgebung. Gen Osten erstreckten sich gigantische, schneeweiße Sanddünen bis zum Horizont, ähnlich der Sahara. Auf dem dem Caravan-Park suchten wir uns schnell ein windgeschütztes Plätzchen und stellten unser Zelt auf. Dann machten wir uns nochmal auf den Weg zu einem Spaziergang durch die wunderschöne Dünenlandschaft im Abendlicht. Was für ein schöner Tagesabschluss…

Pleiten, Pech und Pannen...

Immer wieder musste der Reifen geflickt werden.

Prost Elli...

Auf dem Caravanpark und in der Umgebung von Lancelin.

Groggi aber glücklich in der Dünenlandschaft bei Lancelin.

Tag 3: von Lancelin über Nambung NP nach Cervantes (101,65 Kilometer)

 

Wir starteten gegen 8:00 Uhr am Morgen in Lancelin und mussten nun wieder die rund 8 Kilometer zum Indian Ocean Drive hinaufstrampeln. Ein schönes Warm-up! 

Bei noch angenehmen, warmen Temperaturen und prima Rückenwind, ging es nun weiter durch eine wunderschöne, leicht hügelige, blühende Buschlandschaft, aus der immer wieder strahlend weiße Dünen und der blaue Ocean hervorblitzten. Hier und da sahen wir Kängurus durch die Gegend springen, zumindest dann, wenn sie nicht tot am Straßenrand lagen. Die meisten Autounfälle in Down Under werden von Kängurus verursacht, die die Fahrbahn kreuzen. In Australien sieht man sehr viele tote Kängurus am Straßenrand liegen. Die Beuteltiere sind vor allem nachts, aber auch in der Morgen- und Abenddämmerung aktiv. Zu diesen Zeiten besteht ein sehr hohes Risiko, dass eines der süßen Tiere vors Auto hüpft. Gerade im Outback sind die roten Riesenkängurus verbreitet, die bis zu 1,80 Meter groß und bis zu 70 Kilogramm schwer werden. Neben den Kängurus gibt es natürlich noch viele andere Wildtiere, die vor allem nachts vor die Autos laufen. 

Gegen 10:00 Uhr machten wir an einem Rastplatz Pause. Nun wurde es zunehmend wärmer und der Wind stärker. Doch zum Glück blieb der Wind erfrischend kühl. Und wir waren nur froh, dass er von hinten blies, dadurch segelten wir mehr oder weniger dahin. Trotz allem merkten wir die Anstrengung in unseren Knochen.

Nach rund 80 geradelten Kilometern, erreichten wir den Abzweig zum Nambung Nationalpark. Bis zum Eingang des NP waren noch gut 6 Kilometer zu radeln. Da wir ziemlich hungrig und groggi waren, legten wir am Straßenrand, im Schatten unter Sträuchern, erstmal eine Pause ein. Anschließend radelten wir die 6 Kilometer durch die hügelige Landschaft, gegen den starken Wind zum Eingang des NP. 

Seit Wochen freute ich mich nun schon auf dieses großartige Highlight auf unserer Radtour, doch Elli fing plötzlich an zu nerven. Ich will dies nicht…, ich will das nicht…, wir müssen den Müll wegbringen… Dann platzte mir der Kragen. Wir überlegten kurz, ob wir uns den Park getrennt ansehen. Doch irgendwann bekam Elli sich wieder ein. 

Natürlich gehören auch solche Momente und Auseinandersetzungen zu einer Radreise dazu, denn die körperlichen Anstrengungen, z.B. durch schweres Gepäck, hohe Temperaturen, Wind oder auch Berge, sind nicht zu unterschätzen.

Es dauerte eine Weile, doch dann wurde es für uns im Nambung NP noch richtig schön. Hat man die anderen Touristen erst einmal abgehangen und eigene Pfade entdeckt. 

Der Nambung National Park ist einzigartig in ganz Australien. Goldgelber Sand trifft auf bizarre Formationen aus Kalkstein, die dort wild und in allen möglichen Formen aus dem Boden ragen. Die Säulen aus Kalkstein werden “The Pinnacles” genannt. Ein 6 km langer Rundkurs führt durch diese faszinierende Landschaft. Mit unseren Rädern schoben wir durch den Park, denn der Sand war einfach zu tief zum fahren. Nach rund eineinhalb Stunden und vielen geschossenen Fotos, machten wir uns wieder auf den Weg zum Indian Ocean Drive und segelten dann noch weitere 20 Kilometer zum Küstenort Cervantes. Auf dem großen, sehr touristischen Caravan-Park bekamen wir zum Glück einen super Platz etwas abseits des Trubels. Kurz vor Sonnenuntergang machten wir noch einen kleinen Spaziergang im kühlen Wind zum Meer. Nun war wieder „Vogelzeit“. Überall flogen die unglaublich hübschen, rosa- und graufarbenen Galahs (Rosakakadus), die fast überall in Australien anzutreffen sind, kreischend durch die Lüfte. 

Knülle...

Pause im Schatten unter Sträuchern.

Unterwegs im Nambung Nationalpark.

Nambung Nationalpark

Auf dem Caravan Park in Cervantes.

Tag 4: von Cervantes nach Leeman (71,05 Kilometer)

 

Gegen 8:00 Uhr am Morgen saßen wir wieder auf unseren Rädern und fuhren weiter auf dem Indian Ocean Drive. Bis Jurien Bay waren es erstmal gute 15 Kilometer. 

Der Jurien Bay Marine Park ist bei allen beliebt, die Spaß an Aktivitäten rund ums Wasser haben. Hier gibt es große Kolonien seltener australischer Seelöwen, mit denen man auf einer gebuchten Tour sogar schnorcheln kann. Wie wir zuvor gelesen hatten, sollte man für die Touren, die gegen 9:00 Uhr in der Früh starten, unbedingt reservieren. Doch diesen Gedanken hatten wir sehr schnell wieder verworfen, denn der Wind war dieser Tage so kalt, dass wir uns garnicht vorstellen konnten, überhaupt ins Wasser zu springen.

Trotzdem wollten wir in Jurien Bay einen kleinen Stopp einlegen, um im Supermarkt einige Dinge zu besorgen und irgendwo schön zu Frühstücken. Doch kurz bevor wir das kleine Einkaufszentrum erreichten, machte meine Gangschaltung plötzlich schlapp. Im ersten Moment befürchten wir, dass vielleicht der Zug gerissen sei. Zum Glück hatten wir den Ort schon erreicht. Wir rollten also zum Einkaufszentrum und beschlossen erst einmal Frühstücken zu gegen, bevor wir uns der Sache mit der Schaltung annehmen würden.

Hungrig wie die Löwen stolperten wir geradewegs in ein gut frequentiertes Diner mit dem Namen „Family Affair Café“. Wahnsinn wie das hier duftete! In der Luft lag der herrliche Geruch gebratener Eier mit Schinken und Speck. Sehnsüchtig schauten wir mit tropfenden Zähnen über die üppig gefüllten Teller der Gäste. Wow, sah das lecker aus! Elli bestellte sich kurzerhand englische Muffins (kleine Pancakes) mit frischen Spinat und pochierten Eiern und einer Hausgemachten Soße und dazu einen English-Breakfast-Tea, während ich mir eine große Portion Scrumbled Eggs und einen Kaffee Latte bestellte. Das Diner war echt ne Wucht!

Nachdem wir noch den üppigen Supermarkt mit seiner riesigen Auswahl abgegrast und unsere Vorräte wieder aufgefüllt hatten, machten wir uns an die Reparatur des Fahrrades. Zum Glück war die Schaltung in Ordnung. Sie war nur am Hinterrad nicht richtig befestigt. 

Nun konnten wir also unbeschwert weiterrradeln. 

Es wurde zunehmend heißer. Die Landschaft bestand nur noch aus Büschen. Bei diesem Wetter hatte ich immer gute Laune, doch Elli bekam zunehmend Probleme in der Hitze und hing mächtig durch. Bei Green Head suchten wir dann gegen Mittag ein schattiges Plätzchen unter Bäumen. Elli hatte mit Übelkeit zu kämpfen. Sie benötigte dringend eine Pause. Nach einem Elektrolyt-Getränk und einer halben Stunde im Schatten, ging es wieder weiter. Bis Leeman waren noch 11 Kilometer zu radeln. Zum Glück gab es nun eine lange, schattenspendende Eukalyptus-Baumallee, die zudem noch hübsch anzusehen war.

In Leeman fanden wir dann einen gemütlichen und authentischen Caravan-Park, auf dem wir unser Zelt aufstellen konnten. Im Office des Parks saß eine nette, ältere Frau die uns erklärte, dass es zur Zeit keinen Strom gab. Für uns war das nicht weiter schlimm, Hauptsache wir konnten Duschen. 

Noch immer litt Elli unter Übelkeit. In der großen, offenen Outdoor-Küche konnte sie sich im Schatten jedoch erstmal wieder etwas regenerieren.

Am Nachmittag machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch das verschlafene und windige Kaff Leeman. Uns gefiel es prima! Anschließend machten wir auf Empfehlung unseres Freundes Herbert, noch eine kleine Wanderung durch die Buschlandschaft. Direkt vor dem Caravan-Park gab es eine Quad-Bike-Sandpiste, die sich durch die Dünen schlängelte. Hier konnte man eine kleine Wanderung machen, bei der man jedoch auf Schlangen achten sollte. Die Weg war wirklich schön. Irgendwann waren wir dann allerdings total groggi. Die Beine waren vom radeln müde. Am Abend ging es Elli zum Glück wieder besser. Gegen 19.00 Uhr fielen wir fix und knülle in unsere Schlafsäcke. 

Die Landschaft in der Umgebung von Leeman.

Auf dem Caravan Park in Leeman.

Tag 5: von Leeman zum S-Bend Caravan Park (123 Kilometer)

 

In der Nacht wehte ein heftiger, stürmischer Wind, riß an an unserem Zelt und rüttelte uns immer wieder aus dem Schlaf. Zudem wurde es des nachts ungewöhnlich warm. Der Wind hatte scheinbar gedreht und wehte nun die heiße Luft aus dem Outback nach Leeman. 

Nach dem Erwachen blieben wir am Morgen noch gemütlich in unseren Schlafsäcken liegen und kochten uns wie gewöhnlich erstmal einen Kaffee. Gegen 8:00 Uhr saßen wir dann wieder auf unseren Rädern und folgten weiter dem Indian Ocean Drive entlang des Meeres. Die hübsche Landschaft bestand wieder aus Büschen und Sträuchern aller Art. Aus dem Inland zogen nun graue Wolken auf. Bei den stetig steigenden Temperaturen, waren wir darüber nicht gerade traurig. Doch die Millionen Fliegen, die mit Vorliebe in unsere Nasen, Augen und Ohren krabbelten, waren an diesem Tag kaum auszuhalten. Wir hielten an und kramten unsere Kopfnetze aus den Taschen. Vielleicht lag es am Wetter oder an dem schwachen Wind, dass die „Schmusefliegen“ so wild waren. Als dann wieder mehr Wind aufkam, konnten die Fliegen nicht mehr mit uns mithalten und so konnten wir unsere Kopfnetze wieder einpacken. 

An diesem Tag standen satte 123 Kilometer auf dem Programm. Zunächst wollten wir 90 Kilometer bis Dongara radeln und wenn wir uns dann noch halbwegs fit fühlten, weitere 33 Kilometer bis zum S-Bend Roadhouse radeln.

Vor Dongara wechselten wir auf den Brand Highway. Dieser war nun stärker frequentiert und hatte nicht immer einen Seitenstreifen. Wir mussten viel Konzentration aufbringen, um die vorbeidonnernden Roadtrains und den sonstigen Verkehr im Blick zu haben. Manchmal sprangen wir mit unseren Rädern lieber von der Straße, um uns in Sicherheit zu bringen. 

Obwohl wir beide Wärme lieben, machte uns die zunehmende Hitze allmählich wirklich zu schaffen. Und Wahnsinn wie krass hell es den ganzen Tag über war. Ohne Sonnenbrille war das Tageslicht für die Augen definitiv nicht auszuhalten. 

Die Buschlandschaft wechselte nun wieder in Farmland mit goldgelben Feldern, auf denen Ziegen und Kühe grasten. Wunderschön!

Als wir Dongara erreichten, suchten wir auf Herberts Empfehlung das Fastfood-Restaurant an der BP-Tankstelle auf. Der Laden war gut besucht, die junge Trulla hinterm Tresen, jedoch unfreundlich und arrogant. Elli bestellte sich einen großen Burger mit Fritten, während ich nur eine kalte Cola schlürfte. Groggi saßen wir draußen im Schatten an einem Tisch.

Gegen15:00 Uhr strampelten wir weiter. Bis zu unserem Tagesziel, dem S-Bend Roadhouse, waren es noch 33 Kilometer. Die Strecke führte weiterhin an scheinbar endlosen, goldfarbenen, abgeernteten Feldern vorbei. Hier und da standen unsere geliebten Werstern-Windräder auf dem Farmland. Meine (Nadines) Oberschenkel und Knie schmerzten inzwischen wie Sau. Wackelig eierte ich auf dem Rad nun vor mich hin. Elli ging es ähnlich. Die lange, hügelige Strecke hatte es in sich. 

Nach 123 geradelten Kilometern erreichten wir endlich müde, verschwitzt, aber glücklich das S-Bend Roadhouse. Doch dann war die Enttäuschung groß. Das Office und die kleine Tankstelle hatten schon geschlossen. Jetzt waren wir genervt, denn man kann sich sicherlich vorstellen, wie sehr wir uns nach diesem harten Tag auf dem Rad, auf eine warme Dusche und ein kaltes Getränk gefreut hatten. Doch nun war der Caravan-Park verriegelt. 

Über das verschlossene Eingangstor hinweg, quatschen wir einen Rentner an, um ihm zu erklären, dass wir dringend eine Dusche benötigten. Doch der Alte war wenig hilfsbereit und zischte wieder ab. Mürrisch und bedient sahen wir uns um und überlegten, was wir nun machen sollten. Doch dann entdeckten wir direkt vor dem verschlossenen Office ein windgeschütztes Plätzchen für unser Zelt. Zudem fanden wir hinter einer Wand einen versteckten Wasserhahn, sodass wir uns nackig ausziehen und waschen konnten. Und als Bonus entdeckten wir sogar noch eine funktionierende Steckdose, um unsere Powerbanks zu laden. Perfekt! 

Frisch gewaschen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Nun konnten wir über unseren verrückten Roadtripp wieder herzlich lachen. 

Immer wieder ragten schneeweiße Dünen in der Landschaft empor.

Der tägliche Kampf mit den "Schmusefliegen".

Kopfnetze auspacken, Kopfnetze einpacken...

Camping  vor dem verschlossenen S-Bend Caravan Park.

Tag 6: vom S-Bend Caravan Park über Geralton bis zum Drummond Cove Holiday Park (46,68 Kilometer)

 

Als wir am Morgen vor dem S-Bend Caravan-Park erwachten, öffneten wir das Zelt. Draußen schien die Sonne, Wir blickten auf ein goldgelbes Feld und die kleine Tankstelle nebenan. Alles war noch ruhig. Wie immer kochten wir Kaffee und blieben dabei gemütlich im Zelt sitzen. Als wir dann unsere sieben Sachen zusammenpackten, kam ein schräger, manierenloser Alter des Weges und stellte uns plumpe, blöde Fragen. Wir gaben Gas um diesen Typen loszuwerden und saßen deshalb schon um 7.30 Uhr auf unseren Rädern Richtung Geralton. Bis Geralton waren erstmal 30 Kilometer auf dem Brand Highway zu radeln. Die Strecke führte wieder an Farmland, goldgelben Feldern und an unseren geliebten Oldschool-Windrädern vorbei. 

Wir freuten uns schon auf ein deftiges Frühstück in Geralton. Die Stadt, die etwa 424 Kilometer nördlich von Perth liegt, war ruhiger als gedacht. Es war gerade mal zehn Uhr, als wir auf der kleinen, hübschen Einkaufspromenade landeten. In einem Shoppingcenter schlugen wir uns dann die Bäuche voll, besorgten einige Dinge und ließen endlich unsere SIM-Karte in einem Telstra-Shop in Gang bringen. 

In dem Einkaufszentrum hingen wieder einige Aborigines ab. Das was wir von den Aborigines sahen, waren wie so oft nur Momentaufnahmen, die irgendwie schräg, kurios und noch dazu sehr unterhaltsam waren. Doch wenn wir uns die wahre Geschichte der Ureinwohner Australiens wieder vor Augen hielten, dann stimmten uns diese Momentaufnahmen eher traurig und bewegten uns zum Nachdenken. 

In der Mittagshitze ging es dann auf dem North West Coast Highway Nr. 1, für weitere 16 Kilometer zum Drummond Cove Caravan-Park. Auf diesem wirklich schönen Campingplatz, wurden wir im Office von einer sehr netten Dame herzlich empfangen. Wir konnten unser Zelt im Schatten einiger Bäume aufstellen. Am Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang zum nahegelegenen Strand. Wir kletterten auf die hohen, schneeweißen Dünen, von wo aus wir einen fantastischen Blick über das Meer und die Umgebung hatten. 

Am Strand war es herrlich ruhig. Nur einige Angler waren mit ihren 4x4 Pick Up’s, Freunden und Familien zum Beach gekommen. In Australien gilt an den meisten Stränden in Städten ein Fahrverbot. Wenn man jedoch in ländlichere Teile des Landes vordringt, wird das Fahren am Strand leichter zugänglich. Persönlich waren wir von den fahrenden Autos am Strand jedoch nicht immer sehr begeistert.

Erst nach Sonnenuntergang waren wir zurück auf dem auf dem Caravan-Park. Dort kamen wir noch mit einem netten Pärchen aus der Schweiz ins Gespräch. Die beiden hatten eine längere Auszeit geplant und wollten nach Australien auch noch Neuseeland bereisen. 

Australien oder doch Patagonien??? 

Der Wind lässt grüßen... (Leaning Tree)

Radnomaden-Shopping  in Geralton

Dünenlandschaft bei Drummond Cove.

Dünenlandschaft in der Umgebung von Drummond Cove.

Camping auf dem Drummond Cove Caravan Park.

Tag 7: vom Drummond Cove Holiday Park über Northampton nach

Port Gregory (84,59 Kilometer)

 

Auf den Drummond-Cove-Caravan-Park kam ich am Morgen auf dem Klo beim Zähneputzen mit einer alten Australierin in einem rosafarbenen Morgenrock ins Gespräch. Mit rauchiger Stimme erzählte mir die nette Frau, dass sie in einer Hütte auf dem Caravan-Park lebt und das sie eigentlich aus dem Bush im Northern Territory kommt. Sie fragte mich wo wir Mädels denn herkommen und wo wir denn mit unseren Fahrrädern noch hin wollten. Als ich es ihr erzählte, hielt uns die Frau für verrückt. Doch irgendwie war mir die Alte sehr sympathisch. Die harte Vergangenheit und das vermutlich harte Leben waren ihr jedoch ins Gesicht geschrieben. Trotz allem war sie sehr interessiert und freundlich.

Bevor wir an diesem Morgen starteten, kam der nette Schweizer nochmal zu uns herüber, um sich von uns zu verabschieden. Auch ein dicker, älterer Australier, wollte sich verabschieden und gab uns noch einige Tipps mit auf den Weg. Er kündigte schon mal an, dass die Strecke an diesem Tag sehr hügelig werden würde und sagte, dass wir uns vor kräftigen Windböen und vorbeifahrenden Roadtrains in acht nehmen sollten.

Dann saßen wir endlich auf dem Rad. Der dicke Australier hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Bis Northhampton waren erstmal 35 beschwerliche Kilometer über unzählige Hügel zu radeln. Wenn Roadtrains angedonnert kamen, sprangen wir in der Regel von der Straße, um uns in Sicherheit zu bringen, denn bei diesem starken Gegenwind, waren die mächtigen Straßenzüge, die von hinten kamen, für uns kaum zu hören. Immer wieder mussten wir uns deshalb umsehen oder in den Rückspiegel schauen. Permanente Konzentration bei permanenter körperlicher Belastung. Da war es also kein Wunder, dass ich pausenlos hungrig war. Ständig konnte ich Süßes in mich hineinstopfen. Wir kamen mächtig ins Schwitzen und waren deshalb nicht traurig, das der Himmel an diesem Tag grau und wolkenverhangen war.

Etwas abgekämpft erreichten wir nach 35 Kilometern das beschauliche und authentische Örtchen Northampton. Wir fanden ein nettes asiatisches Café, wo wir große Sandwiches, Sommerrollen und Kaffee bestellten. Das tolle Frühstück entschädigte für die ersten Strapazen. Anschließend ging es weiter. Nun waren satte 60 Kilometer bis Port Gregory zu radeln. Wieder hatten wir mit dem starken Gegenwind zu kämpfen, während wir abermals über unzählige Hügel und Berge strampelten. Wow! Was für ein krasser Radtag! Inzwischen schmerzten meine Knie und die Muskeln im Oberschenkel brannten wie Hölle. Elli hatte damit weniger Probleme. Mühselig und kräftezehrend ging es voran. Die Landschaft erinnerte uns, mit ihren schief gewachsenen Bäumen, stark an Patagonien. Scheinbar war es hier immer so stürmisch. 

Ich bekam wackelige Beine. Schnelle Energie musste her. Eine Tüte Gummibärchen fiel zum Opfer. 

Auf der Straße wurde es nun ruhiger. An einer längeren Baustelle wurden wir von einem Baustellenfahrzeug begleitet. Für die Arbeiter waren wir eine willkommene Abwechslung. Sie lachten und winkten uns zu.

Nach circa 80 harten, geradelten Kilometern erreichten wir den Pink Lake, ein rosa Salzsee, vor Port Gregory.  Die auffällige rosa Farbe des Pink Lake (auch Hutt Lagoon genannt) ist auf die im Wasser lebende Alge Dunaliella salina zurückzuführen. Wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt wird, produziert die Alge Beta-Carotin. Das ist der rote Farbstoff, der in Karotten und anderem Gemüse vorkommt. Die Lagune erstreckt sich über eine Fläche von 70 Quadratkilometern. Sie hat am Morgen die intensivste rosa Farbe und verändert ihr Erscheinungsbild je nach Wetter und Jahreszeit.

Als wir die Lagune erreichten, waren wir fix und knülle, freuten uns jedoch über dieses weitere, tolle Highlight auf unserer Radtour. Jetzt zeigte sich sogar die Sonne. Selbst die Wolken über dem Pink Lake strahlten nun in einem zarten rosa Farbton. Wir ließen uns Zeit, fotografierten und genossen das Wunder der Natur.

Als wir dann irgendwann in dem verschlafenen Örtchen Port Gregory ankamen, fanden wir wieder ein sehr netten und beschaulichen Caravan-Park, wo wir unser Zelt aufstellen konnten. Am Abend machten wir wieder einen Spaziergang zum Meer, wo uns ein australisches Pärchen (er weiß, sie Aborigine) frische Fische anbot, die sie gerade von einem Fischer bekommen hatten. Super nett, doch kichernd lehnten wir dankend ab. 

We are the Champions... :)

Salzbrocken am Pink Lake. (Hutt Lagoon)

Fotosession in Port Gregory. 

Campground in Port Gregory. 

Tag 8: von Port Gregory nach Kalbarri (71,66 Kilometer)

 

Schon um 6:30 Uhr saßen wir wieder auf den Rädern, auf dem Weg nach Kalbarri. Uns war heute etwas übel und flau im Magen, was ganz sicher mit den Anstrengungen vom Vortag zu tun hatte. 

Die Strecke führte vorerst gute 14 Kilometer am Pink Lake entlang. 

Da es in der näheren Umgebung einige Minen gab, donnerten immer wieder mächtige Roadtrains an uns vorbei, deren Fahrer in der Regel jedoch sehr rücksichtsvoll und umsichtig waren. Ansonsten ging es auf der Straße ruhig und gelassen zu. Nachdem wir den Pink Lake hinter uns gelassen hatten, radelten wir wieder durch hügeliges, steppenartiges, weites Land. Auf den abgeernteten Feldern grasten etliche Schafe. Als wir an einer großen Farm vorbeiradelten, wurden gerade unzählige Schafe mit mehreren Geländewagen und Hunden für die Schur zusammengetrieben. Die Farmer winkten uns freudestrahlend zu. In dieser weiten, drögen, windigen Ödnis, fühlten wir uns plötzlich wieder nach Patagonien katapultiert. 

Wir radelten weiter. Stetig ging es nun seicht bergauf. Nach rund 40 geradelten Kilometern machten wir an der ruhigen Landstraße eine Pause im Gras. Noch immer war uns etwas flau im Magen. Trotzdem hatte ich schon wieder Hunger wie ein Löwe. Wahnsinn, was ich auf einer Radreise, im Gegensatz zu Elli, immer alles verdrücken konnte. Als wir dann weiterkurbelten war ich froh, dass ich mir nochmal soviel Energie zugeführt hatte, denn von nun an ging es scheinbar endlos bergauf. 

Die Landschaft wurde grüner. Grüne Büsche und blühende Bäume gesäumten die Straße. Dies war wieder Känguruland! Die Kängurus standen jetzt zum Teil wieder direkt neben der Fahrbahn und glotzten uns verdutzt an, bevor sie mit einem doing, doing, doing…das Weite suchten. Doch wir trafen auch eine Emu-Mama mit ihren zwei Jungen am Wegesrand. Etwas weiter ergriff eine grüne Schlange die Flucht. Wir sahen jedoch auch zwei tote Echidna (Kurzschnabeligel) und unzählige tote Kängurus am Straßenrand. Der Gestank verwesender Kadaver hing oft in der heißen Luft. 

Die Landschaft war wunderschön und die Erde zwischen den Sträuchern und Büschen tief rot. Unter den Strahlen der heißen Sonne kurbelten wir schwitzend immer weiter nach oben, bis es endlich hinunter ging. Vergnügt genossen wir nun die Aussicht, während unsere Räder leise vor sich hinsurrten. Genial!

Irgendwann bekamen wir Sicht auf den strahlend blauen, türkisfarbenen, indischen Ozean.  Wunderschön!!! Wir konnten kaum glauben was wir sahen. Die leuchtenden Farben waren zu schön, um wirklich wahr zu sein. Einfach paradiesisch! 

Noch vor Kalbarri führte ein schöner Radweg direkt am am Ocean entlang. Wir machten uns nun auf die Suche nach dem Vogelpark, den unser Freund Herbert uns für einen Besuch empfohlen hatte. Doch als wir dort ankommen, hatte der Rainbow Jungle Bird-Park leider geschlossen. Der Zyklon Seroja beschädigte im April 2021, 70 Prozent der Häuser in Kalbarri und Northampton und leider auch die Käfige vieler Vögel im Bird-Park. Viele Tiere starben. Schade, denn wir hatten uns schon sehr auf den Park gefreut…

Wir radelten auf dem Radweg also weiter abwärts nach Kalbarri und genossen weiterhin die Aussicht, mit den unglaublich intensiven Farben. Es war kurios. Plötzlich befanden wir uns im Paradies. 

Nach rund 70 geradelten Kilometern erreichten wir den schönen Tasman Caravan Park, wo wir ein ruhiges und halbwegs schattiges Plätzchen für unser Zelt fanden. In Kalbarri ging es sehr relaxt zu. Dieser hübsche, windige Ort, am türkisfarbenen Ocean lud definitiv zum verweilen ein. 

Alle Schäfchen sind schon da...

Schafe werden auf einer Farm zusammengetrieben. 

Tag 9 und 10: Ferientage in Kalbarri

 

Als ich auf dem Caravan-Park in Kalbarri um 4:30 Uhr am Morgen mit noch müden Augen, im dunkeln den schmalen Weg vom Zelt zum Klohäuschen stolperte, war es auf dem Campingplatz noch totenstill. Als dann plötzlich eine mannshohe Statue, regungslos und mitten auf dem Weg vor mir stand und mich doof anglotzte, erschrak ich zu Tode. Ich traute meinen Augen nicht, denn direkt vor meiner Nase stand ein ausgewachsenes Känguru. Es schien genauso erschrocken wie ich zu sein, denn erst Sekunden später sprang es davon. Als ich mich dann umsah erkannte ich, dass noch viel mehr Kängurus auf dem Campingplatz umhersprangen. Schmunzelnd lief ich zum Klo.

In Kalbarri ließen wir unsere Farräder für zwei Tage stehen und buchten für den ersten Tag, eine Tour zum Kalbarri NP. Noch einen Happen gefrühstückt, ging es gegen 6:45 Uhr auch schon los. Vor dem Caravan-Park wurden wir von einem waschechten, sehr humorvollen, netten Aussi in den sechzigern, in einem Van abgeholt. Zwei Straßen weiter luden wir dann noch zwei nette australische Damen mit Sonnenhut ein, die vermutlich einen ähnlichen Jahrgang wie unser Guide Guy hatten. Zu fünft fuhren wir also zum rund 36 Kilometer entfernten Kalbarri NP. Wir alle waren gut drauf, es sollte also ein toller und entspannter Ausflug werden. 

Als erstes fuhr Guy im Nationalpark mit uns Mädels zum Nature’s Window. Das Nature’s Window ist eine natürliche Felsformation aus rotem Gestein mit Durchblick, bzw. Fenster. Schon um diese frühe Uhrzeit wurde es ziemlich heiß. Guy erklärte, dass es hier oben im NP in der Regel nochmal 10 Grad wärmer, als im Ort Kalbarri sei. Im Dezember (im australischen Sommer) wären Temperaturen von bis zu 50 oder auch 60 Grad keine Seltenheit. Einige Menschen waren deshalb bei Wanderungen durch den Nationalpark schon ums Leben gekommen. Der eigentlich entspannte Guy machte uns Damen etwas Stress, denn er wollte mit uns unbedingt am Nature’s Window sein, bevor eventuell Horden chinesischer Touristen eintrafen. 

Als wir das Nature’s Window nach einer kurzen Wanderung erreichten, machte Guy jede Menge Fotos von uns posenden Ladys. Wir hatten alle großen Spaß und der Ausblick über die Murchison-Schlucht und den darin liegenden Murchison-Fluss war fantastisch. Unser Guide und die beiden australischen Damen waren sehr interessiert an unseren Radreisen und stellten viele Fragen. Trotz unseres miserablen Englisch konnten wir uns wiedermal gut verständigen.

Wir wanderten wieder zurück und besuchten nun den spektakulären Skywalk, der aus zwei 17 uns 25 Meter großen Aussichtsplattformen besteht, die direkt auf der Klippe thronen und rund 100 Meter über den Rand der Murchison Schlucht schweben.

Hui… Auf den Aussichtsplattformen war es ausgesprochen windig. Und weil ich mich wegen des Windes und der Höhe nicht auf die Plattformen traute, amüsierten sich die anderen und machten sich über mich lustig. Von wegen… 25.000 Kilometer bei Wind und Wetter mit dem Rad fahren und hier nun schlapp machen… Wir kicherten. Irgendwann überwand ich jedoch meine Angst und alle klatschten. 

In der immer stärker werdenden Hitze, schlenderten wir wieder zurück zum Van und fuhren nun zum 5 Kilometer entfernten Z-Bend, der wegen seiner Flussführung durch die Schlucht so benannt wurde. Vom Parkplatz gingen wir wieder zu Fuß und Guy zeigte uns unterwegs einige Pflanzen und erklärte uns ihre Wirkung. Unter anderem warnte er uns vor einer scheinbar harmlos wirkenden Pflanze, die zur Blütezeit kleine rote Knollen trägt, ähnlich wie Tomaten. Berührt man diese Pflanze mit den kaum sichtbaren Stacheln, brennt die Haut unerbittlich wie Feuer. Man muß auf jeden Fall ins Krankenhaus fahren, um all die vielen kleinen Stacheln herausziehen zu lassen. Dann zeigte Guy uns noch eine circa 5 cm große Spinne, mit dem Namen „Golden Orb“. Sie hatte ihr Netz unweit des Weges zwischen Büschen gesponnen und aalte sich in der Sonne. Nach dieser interessanten Tour und dem Blick über den Z-Bend, wanderten wir zurück zum Parkplatz, wo wir unter einer luftigen, sonnengeschützten Überdachung noch gemeinsam Picknickten. Guy verwöhnte uns Damen mit Croissants und kalten Getränken. Danach ging es im klimatisierten Van zurück nach Kalbarri. Im Ort verabschiedeten wir uns von den beiden australischen Damen und bedankten uns bei Guy für den tollen und sehr informativen Ausflug.

Inzwischen zeigte das Thermometer 38 Grad im Schatten. Noch war es relativ windstill. Kängurus lagen unter Eukalyptusbäumen im Schatten. Wir schlenderten nochmal in das echt coole und nette Kalbarri Visitor Center mit Verkaufsshop. Schon am Vortag hatten wir hier viel Zeit verbracht. Die Damen hinterm Tresen waren super freundlich und hilfsbereit. Zudem gab es hier auch coole Souvenirs zu kaufen. Es war das netteste Visitor Center auf unserer Tour entlang der australischen Westküste.

 

In der zweiten Hälfte des Tages relaxten wir ein wenig und ließen es uns im Pelican-Cafe bei einem leckeren Squidsalat und kalter Cola gut gehen. Am Nachmittag spazierten wir nochmal rüber zum Strand. Die Temperaturen waren nun wieder erträglicher, doch es wehte ein starker Wind, der uns den Sand nur so um die Ohren peitschte. Im kalten, indischen Ozean gingen wir baden. Danach lagen wir noch faul in der Sonne.

 

Am nächsten Morgen checkte Elli gleich nach dem Frühstück unsere Räder. Die Ketten mussten mal wieder etwas nachgespannt werden. An meinem Fahrrad hatte die Rohloff-Nabe etwas Öl verloren. Vielleicht durch den Luftdruck im Flugzeug. Hier vor Ort in Australien konnten wir dagegen jedenfalls nichts tun. Nachdem wir an den Rädern auch nochmal alle Schrauben überprüft hatten, machten wir uns auf den Weg zum Supermarkt, um unsere Lebensmittelvorräte für die bevorstehende Radetappe aufzustocken. Ehrlich gesagt hatten wir schon etwas Schiss und einen Heidenrespekt vor dem nächsten Tourenabschnitt, denn wie Herbert geschrieben hatte, konnten uns auf diesem Abschnitt Temperaturen von bis zu 48 Grad im Schatten erwarten. Doch auf dem Rad gab es natürlich keinen Schatten. 

Zwischen Kalbarri und dem nächsten Roadhouse lagen rund 200 Kilometer. Dazwischen nur Buschland und Natur. Nach rund 130 Kilometern würden wir also auf einem Rastplatz mit Wassertank übernachten müssen. Bei diesen hohen Temperaturen planten wir insgesamt 12 Liter Wasser pro Frau mitzunehmen.

Auf dem Weg zum Supermarkt trafen wir noch einmal die beiden Damen aus Bunbury (Perth), mit denen wir am Vortag die Tour zum Kalbarri NP gemacht hatten. Wir unterhielten uns wieder eine ganze Weile mit den Beiden Ladys, die noch immer sehr großes Interesse an unserer Radreise zeigten.

Am Nachmittag kam wieder extremer Wind auf. Die Hitze wurde dadurch jedoch wieder etwas erträglicher. Wir machten nochmal einen schönen Strandspaziergang und verabschiedeten uns dabei innerlich von dem wunderschönen Kalbarri. Unterwegs hoppelten schon wieder die ersten Kängurus über die Wiesen. An einem schönen Aussichtspunkt setzen wir uns auf eine Bank und genossen die herrliche Aussicht auf die Bucht im warmen Nachmittagslicht. Wir hatten schon ziemlichen Bammel vor dem nächsten Tag, denn der Wind war stürmisch wie in Patagonien und die Temperaturen extrem. Trotz allem waren wir schon sehr gespannt auf unser nächstes Radabenteuer. Eine gewaltige Herausforderung. 

Und eines war uns schon auf der Parkbank in Kalbarri klar: So etwas machen vermutlich nur Bekloppte…! :)

Auf dem Campground in Kalbarri.

Unterwegs im Kalbarri Nationalpark.

Blick durch das Nature’s Window und über den Murichson River.

Auf dem Skywalk, der aus zwei 17 uns 25 Meter großen Aussichtsplattformen besteht, die direkt auf der Klippe thronen und rund 100 Meter über den Rand der Murchison Schlucht schweben.

(Kalbarri Nationalpark)

Radmiezen vor dem Nature's Window (Kalbarri Nationalpark)

Modell: „Golden Orb“ (Kalbarri Nationalpark)

Blick durch das Nature's Window (Kalbarri Nationalpark)